Herr Kobel, was macht einen Fonds für Green Bonds, also „grüne Anleihen“, aus?
In Green Bonds investierte Mittel müssen zur Finanzierung ökologischer Projekte genutzt werden. Sie werden daher insbesondere bei der Finanzierung der Vorhaben, die im Rahmen des Klimagipfels von Paris beschlossen wurden, eine immer wichtigere Rolle spielen. Auch wenn US-Präsident Trump den Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Klimaabkommen angekündigt hat, haben alle anderen Unterzeichner betont, daran festhalten zu wollen. Ein solcher Strukturwandel beim Thema Klima bedarf jedoch erheblicher Finanzierungsmittel. Green Bonds können also im weitesten Sinne dabei helfen, dass der politische Konsens von Paris über die Reduzierung von Treibhausgasen und langfristig auch über den Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl umgesetzt wird.
Wie trägt der neue Fonds von Union Investment dazu bei?
Der UniInstitutional Green Bond für institutionelle Anleger investiert überwiegend in Green Bonds internationaler Emittenten. Zusätzlich mischt der Fonds Anleihen von Unternehmen bei, deren Geschäftsfelder in Einklang mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung, unter anderem Ökologie und soziale Projekte, stehen. Dadurch wird die Diversifikation des Portfolios erhöht.
Welche Vorteile haben Anleger, die in Ihren neuen Fonds investieren?
Der Fonds bietet institutionellen Anlegern ein attraktives Rendite-Risiko-Profil. Da Green-Bond-Investoren meist einen längerfristigen Anlagehorizont haben, rechnen wir mit einer gegenüber klassischen Unternehmensanleihe-Investments reduzierten Volatilität bei vergleichbaren Renditechancen. Gleichzeitig können die Anleger gezielt Umwelt- und Infrastrukturprojekte fördern.
Welche Projekte stehen besonders im Fokus?
Finanziert werden Projekte mit einem direkten Umweltnutzen wie Windkraftanlagen oder Solarparks. Zu Transparenz trägt der etablierte Marktstandard „Green Bond Principles“ der International Capital Market Association wesentlich bei, zu deren Mitgliedern Union Investment zählt. Die Kapitalmittel müssen zudem gesondert von den Kapitalströmen des Emittenten verwaltet werden.
Wie entscheiden Sie, welche Papiere sich eignen?
Bei der Titelauswahl ist aktives Management gefragt. Sie erfolgt auf Basis einer fundamentalen Kreditanalyse in Kombination mit einer Nachhaltigkeitsanalyse der Emittenten. Durch die Nutzung des auch bei den Nachhaltigkeitsfonds von Union Investment eingesetzten Nachhaltigkeitsfilters werden Papiere von Emittenten von vornherein ausgeschlossen, die zum Beispiel gegen Menschenrechte verstoßen oder Nuklearenergie produzieren. Das gilt auch für Green Bonds dieser Unternehmen. Die Unterschiede zwischen den Papieren sind beträchtlich, denn nicht jedes Unternehmen, das einen Green Bond emittiert, muss auch ein nachhaltiges Geschäftsmodell haben, das unseren Anforderungen bei Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG-Anforderungen) entspricht. Insofern ist das Fondsmanagement an dieser Stelle ganz besonders gefordert.
Und welche Papiere enthält der Fonds konkret?
Bei Auflegung des UniInstitutional Green Bonds lag der Anteil von Green Bonds am Gesamtportfolio bei knapp 70 Prozent, dieser soll in den nächsten Jahren auf 90 bis 100 Prozent steigen, wobei die Mindestquote 51 Prozent beträgt. Die größte Emittentengruppe im Fonds bilden derzeit Unternehmen, gefolgt von staatsnahen Emittenten wie Förderbanken. In der Länderallokation dominieren Frankreich, Deutschland und die Niederlande. High-Yield-Anleihen (Hochzinsanleihen) können maximal zehn Prozent des Portfolios ausmachen, Fremdwährungsrisiken werden abgesichert. Fondsübergreifend hat Union Investment bereits eine Milliarde Euro in die Anlageklasse Green Bonds investiert.
Erkennen Sie einen Trend hin zu Green Bonds oder anders gefragt: Wird sich diese Art der Geldanlage aus Ihrer Sicht in Zukunft noch stärker etablieren als bisher?
Das junge Anleihesegment dürfte von der politischen Entwicklung profitieren, beispielsweise von der beim Pariser Weltklimagipfel zugesagten Zahlung an weniger finanzstarke Staaten zur Bewältigung von Klimawandel und für Klimaschutz. Ab 2020 sollen hier jährlich 100 Milliarden US-Dollar fließen. Hinzu kommen als positive Faktoren für das Marktsegment vermehrte regulatorische Umwelt- und Nachhaltigkeitsvorgaben. Während 2016 Green Bonds mit einem Volumen von rund 90 Milliarden US-Dollar emittiert wurden, könnte das Volumen in diesem Jahr Schätzungen zufolge 150 Milliarden US-Dollar erreichen. Hinzu kommt: Die Einstellung institutioneller Anleger in Deutschland gegenüber nachhaltigen Investments hat sich laut unserer Nachhaltigkeitsstudie auch in diesem Jahr weiter positiv entwickelt. Der Anteil der Großanleger, die nachhaltige Strategien in der Kapitalanlage nutzen, erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um vier Prozentpunkte auf 64 Prozent. Diese Zahlen belegen, dass das Thema Nachhaltigkeit bei den institutionellen Anlegern angekommen ist.
Die wichtigsten Fakten zum Thema Nachhaltigkeit bei Union Investment
Union Investment zählte im April 2010 zu den ersten Unterzeichnern der freiwilligen Selbstverpflichtung der Vereinten Nationen für verantwortungsvolle Investments (UN PRI) in Deutschland. Mit mehr als 25 Milliarden Euro verwaltetem Kundenvermögen in nachhaltigen Anlagen zählt Union Investment zu den führenden deutschen Anbietern in diesem Bereich (Stand: Dezember 2016). Weltweit hat Union Investment im vergangenen Jahr auf mehr als 1.500 Hauptversammlungen im Auftrag ihrer Anleger als aktiver Aktionär abgestimmt und dabei viele drängende Nachhaltigkeitsthemen adressiert. 300 Gespräche mit Unternehmensvertretern führte Union Investment 2016 explizit über Nachhaltigkeitsthemen. 64 Prozent der institutionellen Anleger in Deutschland beachten Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Anlageentscheidungen. Für 77 Prozent der nachhaltig investierenden Anleger ist ein Ausstieg aus dem Thema verantwortliches Investieren nicht denkbar.