Die Einwohner in den ländlichen Räumen erfahren seit Jahren, dass Angebote vor Ort zunehmend eingeschränkt werden, was zu mehr Leerständen in Innenstädten und einem Verlust an Vielfalt führt. Die Menschen sind dadurch stärker auf das Internet oder größere Städte angewiesen, um ihre Bedürfnisse zu decken.
Schließungen der letzten Einkaufsmöglichkeiten oder kulturellen Einrichtungen führen zu einer fehlenden Nahversorgung. Auch unzureichende Infrastruktur in den Bereichen Energie und Mobilität, Betreuungsleistungen sowie ärztliche Versorgung beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich. Hinzu kommen Herausforderungen von Unternehmen, die oft nicht branchenübergreifend vernetzt sind, um gemeinsame Lösungen für drängende Zukunftsfragen zu entwickeln. Netzwerke und Plattformen, wie sie in städtischen Gebieten selbstverständlich sind, fehlen in ländlichen Räumen zumeist vollständig. Gleichzeitig stehen diese Regionen vor einem massiven Fachkräftemangel, der die wirtschaftliche Entwicklung zusätzlich hemmt.
Vor diesem Hintergrund hat der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband das Projekt „Wirtschaft in ländlichen Räumen fördern“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, die wirtschaftliche Stärke des ländlichen Raums nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln. Dabei setzen die Verantwortlichen gezielt auf den genossenschaftlichen Gedanken: solidarisch und gemeinschaftlich Herausforderungen zu meistern und dadurch nachhaltige und zukunftsorientierte Lösungen zu schaffen. Genossenschaftliche Modelle spielen durch ihre innovativen Ansätze eine zentrale Rolle. Genossenschaften und Banken sind wichtige Akteure, die in der Region Angebote bündeln und gemeinsam mit lokalen Unternehmen, Kommunen und weiteren Akteuren maßgeschneiderte Lösungen entwickeln.
In diesem Projekt sollen die Bedarfe an zwei Pilotstandorten vor Ort im ländlichen Raum aufgegriffen und anhand eines Erfahrungsaustauschs und einer strukturierten Befragung Lösungen gefunden werden. Die Projektpartner können so voneinander lernen und in ihrem Vorhaben profitieren. Die Projektergebnisse können im Nachgang in Baden-Württemberg und gegebenenfalls darüber hinaus multipliziert werden. Eine Aufbereitung der Ergebnisse ist anhand eines Films sowie begleitender Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentationen vorgesehen. Viele Erkenntnisse zur Förderung der Wirtschaft im ländlichen Raum sind bereits vorhanden, und das Projekt will diese nutzen, mit den in den Pilotregionen beteiligten Akteuren bündeln und gemeinsam in die Umsetzung bringen.
Projektziele
Die Projektziele konzentrieren sich auf die Vernetzung, Aktivierung und Konsolidierung der relevanten Akteure im ländlichen Raum. Diese drei Schritte sollen sicherstellen, dass die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig gestärkt wird, indem alle Beteiligten gemeinsam Lösungen erarbeiten und umsetzen.
Vernetzung
Die Vernetzung der relevanten Akteure im ländlichen Raum ist ein zentrales Ziel des Projekts. Dazu zählen Genossenschaften, Kommunen, Unternehmen, Selbstständige und weitere lokale Akteure, die gemeinsam die Herausforderungen angehen sollen. Der Austausch und die enge Kooperation zwischen diesen Akteuren sollen die Basis schaffen, um Synergien zu nutzen und nachhaltige Lösungen für die drängenden Probleme des ländlichen Raums zu entwickeln. Durch regelmäßige Begegnungen, Veranstaltungen und die gezielte Förderung des Dialogs werden stabile Netzwerke geschaffen, die langfristig bestehen bleiben und zur wirtschaftlichen Stärkung der Region beitragen.
Konsolidierung
Die Konsolidierung ist ein weiterer zentraler Bestandteil des Projekts. Sie zielt darauf ab, bestehende Bedarfe und Erkenntnisse zu bündeln und daraus konkrete, umsetzbare Maßnahmen abzuleiten. In den ländlichen Regionen gibt es bereits viele implizite und explizite Bedarfe, die jedoch häufig nicht ausreichend adressiert werden. Durch die strukturierte Befragung und die enge Zusammenarbeit der beteiligten Akteure sollen diese Bedarfe systematisch erfasst und konsolidiert werden. Ziel ist es, ein gemeinsames Verständnis zu schaffen und die Ressourcen optimal zu nutzen, um so eine langfristige wirtschaftliche Stärkung der Regionen zu gewährleisten.
Aktivierung
Die Aktivierung der relevanten Akteure ist ein entscheidender Schritt im Projekt. Es geht darum, die Bereitschaft zur Mitarbeit und zum Engagement bei allen Beteiligten zu fördern, sei es durch direkte Ansprache, Workshops oder durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Im Zentrum steht die Motivation von Genossenschaften, Kommunen, Unternehmen und weiteren Akteuren, sich aktiv an der Umsetzung der Projektziele zu beteiligen. Durch den Einsatz von Maßnahmen wie Aktivierungsworkshops, Social-Media-Kampagnen und lokale Veranstaltungen sollen die Akteure gestärkt und zu einem gemeinsamen Handeln inspiriert werden. Ziel ist es, alle Beteiligten einzubinden, sodass das Projekt nicht nur Ideen entwickelt, sondern diese auch nachhaltig in die Praxis umsetzt.
Arbeitspakete
Das Projekt „Wirtschaft in ländlichen Räumen fördern“ gliedert sich in mehrere Arbeitspakete, die strukturiert zur Zielerreichung beitragen:
- Aktivierung: Aktivitäten zur Gewinnung und Einbindung von Beteiligten, zum Beispielel Flyer, Social Media
- Beteiligung: Qualitative und quantitative Befragungen, Workshops zur Förderung der Zusammenarbeit
- Nachhaltigkeit: Begleitung durch Erfa-Runden und Dokumentation durch Filme und Leitfäden
Pilotstandorte
- Rottweil – Campus Schule-Wirtschaft eG: Stärkere Vernetzung von Schulen und Unternehmen zur Förderung von Fachkräften
- Stockach – Volksbank Überlingen eG: Stärkung der regionalen Wirtschaft durch eine zentrale Plattform
Beteiligte Akteure
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Genossenschaften an den Pilotstandorten: die Campus Schule-Wirtschaft geG in Rottweil und die Volksbank Überlingen eG in Stockach
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Partner: Kommunen (Stadt Rottweil und Stadt Stockach), lokale und regionale Unternehmen vor Ort, Start-ups, der BWGV sowie das Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz



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