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Der Weg von (ländlichen) Energiegenossenschaften in die Elektromobilität

DGRV Projekt mobileG mit der Weiler Wärme eG
Weiler Wärme eG

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Über 800 Energiegenossenschaften wurden in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland zumeist im Ländlichen Raum gegründet. Mit ihnen wird die Energiewende unter Beteiligung der lokalen Bevölkerung vorangebracht, was wesentlich zur Akzeptanz der Energieprojekte vor Ort beigetragen hat. Als im Ländlichen Raum verankerte Unternehmen könnten Energiegenossenschaften eine initiierende, koordinierende und motivierende Funktion auch bei der Entwicklung und Praxisanwendung von kooperativen Mobilitätskonzepten übernehmen.

Dekarbonisierung des Individualverkehrs

Die Entwicklung nachhaltiger Mobilität im Ländlichen Raum ist eine wichtige Zukunftsaufgabe, um gleichwertige Lebensverhältnisse herzustellen und der Klimakrise zu begegnen. Das Auto hat den größten Anteil an den Klimagasemissionen im Verkehrssektor. Doch ohne Auto ist eine funktionierende Mobilität im Ländlichen Raum meist nicht möglich. Deshalb hängt das Erreichen der Klimaziele von Bund und Ländern maßgeblich von der Dekarbonisierung des Individualverkehrs ab. Neben klimaneutralen Autos könnten auch umfangreiche Sharing-Angebote einen wichtigen Beitrag leisten. Insbesondere kooperative Mobilitätsmodelle bieten die Möglichkeit, neue Angebote im Ländlichen Raum zu schaffen.

Energiegenossenschaften haben bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Mobilitätsangebote verschiedene Vorteile: Das bereits bestehende technisch-kaufmännische Know-how ist für die Entwicklung praxisnaher und kooperativer Mobilitätskonzepte wichtig. Außerdem können sie die Mobilität mit den eigenen regenerativen Erzeugungsanlagen verbinden. Der größte Wissensschatz liegt aber in der Organisation der verschiedenen lokalen Akteure und in der Beziehung zu ihnen, welche oft vertrauensvoll und konstruktiv ist. Energiegenossenschaften können so die aktive Mitwirkung und Zusammenarbeit der Menschen und Kommunen vor Ort fördern und damit ein Schlüsselakteur für den Erfolg kooperativer Mobilitätskonzepte sein.

Bisher bleiben die Potenziale zur Förderung dieser Konzepte im Ländlichen Raum noch vielfach ungenutzt. Der limitierende Faktor für die strategische Neuausrichtung auf mobilitäts-relevante Handlungsfelder ist die zumeist ehrenamtliche Tätigkeit der verantwortlichen Vorstände. Oft fehlt die Zeit, das Unternehmensprofil der Genossenschaft zu erweitern. Externe Impulse können für die Weiterentwicklung von Geschäftsideen den Ausschlag geben. Auch bei der Strategiefindung hilft die Orientierung an Best Practices, die jedoch erst vereinzelt existieren und oft nicht bekannt sind. Das Know-how für alternative Mobilität ist in der Regel noch nicht in Gänze vorhanden und finanzielle Ressourcen, sich dieses Know-how von außen „einzukaufen“, sind begrenzt.

Förderung von Mobilitätsvorhaben im ländlichen Raum – Projekt mobileG

Um die Mobilität im Ländlichen Raum zu verbessern, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogramms „Ländliche Entwicklung“ die Maßnahme „LandMobil“ ins Leben gerufen. Die Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften im DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. (siehe unten) hat sich im Jahr 2019 erfolgreich für eine entsprechende Förderung beworben und Anfang des Jahres 2020 das Projekt mobileG gestartet, welches bis Ende 2022 läuft. Mit dem Projekt sollen innovative Mobilitätskonzepte zusammen mit bereits aktiven Energiegenossenschaften entwickelt und in fünf ausgesuchten Regionen in der Praxis gemeinschaftlich geplant und erprobt werden. Damit werden die regionalen Akteure befähigt, funktionierende Geschäftsmodelle kennenzulernen und auf die eigene Situation vor Ort anzuwenden, um damit ihr Potenzial zu erschließen und einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung klimaneutraler Mobilität zu leisten. Anders als bei vergleichbaren Ansätzen soll die Mitwirkung und aktive Teilhabe der Menschen im Vordergrund stehen. Die Akzeptanz und Nutzungsfreude solch kooperativer Konzepte im Ländlichen Raum wird dadurch sehr viel wahrscheinlicher.

Abwägung von Kosten-Nutzen-Verhältnissen

Die im Projekt entwickelten praxisnahen Maßnahmen, Handlungsmöglichkeiten und Instrumente werden analysiert sowie wirtschaftlich, rechtlich und technologisch begutachtet und aufbereitet. Dabei spielt die Abwägung von Kosten-Nutzen-Verhältnissen eine besondere Relevanz, um die Finanzierung durch Energiegenossenschaften beziehungsweise deren Mitgliedern zu gewährleisten und zur Nachahmung beizutragen. Außerdem werden Umsetzungshindernisse und Strategien zur Überwindung dieser aufgezeigt. Die so in der Praxis entwickelten Bausteine werden in einem Online-Informationsangebot zusammengefasst und öffentlich zugänglich sein. Mit externer Hilfestellung durch mobileG können es Energiegenossenschaften schaffen, sich mit neuen Mobilitätskonzepten zu beschäftigen, gezielt die wesentlichen Partner zu sondieren, das Mobilitätsangebot vor Ort zu verbessern und die gesellschaftliche Akzeptanz von Sharing-Angeboten erhöhen.

Erste Ergebnisse und Ausblick

Es gibt bereits einzelne Energiegenossenschaften, die unterschiedliche Mobilitätsangebote im Ländlichen Raum entwickelt und umgesetzt haben, mit dem Ziel, eine klimaverträgliche und gleichzeitig gemeinschaftliche Mobilität zu realisieren. Hierzu gehört die Bereitstellung von Ladeinfrastruktur für E-Mobilität sowie bürgernahe Angebote an E-Carsharing oder E-Fahrrädern. Diese E-Mobilitätspioniere unter den Energiegenossenschaften, in Baden-Württemberg zum Beispiel die Weiler Wärme eG, Pfalzgrafenweiler, und die Albwerk eG in Geislingen an der Steige, wurden in der ersten Phase des Projekts interviewt und begleitet. Die so gesammelten Informationen wurden strukturiert und aufbereitet und sollen im ersten Quartal 2021 als Teil einer Projektentwicklungs-Plattform online gestellt werden. So können weitere (Energie-)Genossenschaften von dem Wissen profitieren und eigene Projekte realisieren.

Parallel dazu erfolgt die Planung und Umsetzung von Mobilitätsvorhaben mit fünf ausgewählten Energiegenossenschaften im gesamten Bundesgebiet. In Baden Württemberg hat sich hierfür die BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG, Sinsheim, gefunden. Die gesammelten Praxiserfahrungen fließen dann wiederum in das Online-Angebot ein. Denn nur wenn Praxiswissen möglichst vielen Akteuren zur Verfügung steht, kann eine vor Ort organisierte Mobilitätswende gelingen.

Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften

Die Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften beim Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV), Berlin, setzt sich gemeinsam mit den regionalen Genossenschaftsverbänden für eine bürgernahe Energiepolitik ein, ist Ansprechpartner für Bundespolitik und Behörden. Sie erreichen die Bundesgeschäftsstelle über die E-Mailadresse energie@dgrv.de.

Aktuelle Informationen der Bundesgeschäftsstelle finden Sie auf dem Internet-Portal des DGRV unter https://www.dgrv.de/bundesgeschaeftsstelle-energiegenossenschaften/

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