Springe direkt zum Inhalt , zum Menü .

Mehrere Standbeine für den Erfolg

BEG Riss eG
BEG Riss eG

Die BürgerEnergieGenossenschaft Riss eG (Sitz in Maselheim, Landkreis Biberach) besteht nun gut vier Jahre. In dieser Zeit konnte die Mitgliederzahl auf 251 gesteigert werden – mit 5.454 gezeichneten und eingezogenen Anteilen. Das sind 545.400 Euro zum Jahreswechsel 2016/2017. Jedes Mitglied kann sich mit maximal 100 Anteilen beteiligen. Weitere Zeichnungen über 72.900 Euro lagen Ende 2016 vor und warten auf ihren Abruf. „Ein ganz tolles Ergebnis“, meinen übereinstimmend Vorstand und Aufsichtsrat des oberschwäbischen BWGV-Mitglieds.

Investition vor Ort erzeugt Nutzen vor Ort

BEG Riss
Die BürgerEnergieGenossenschaft Riss eG hatte zum Jahreswechsel 2016/2017 251 Mitglieder – mit 5.454 gezeichneten und eingezogenen Anteilen.

Das Interesse, in eine Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) zu investieren, hat nach Einschätzung von Jürgen Müller mehrere Gründe. „In der Niedrigzinsphase suchen die Menschen nach Anlagemöglichkeiten. Wenn man Anteile an einer solchen Genossenschaft erwirbt, investiert am sein Geld vor Ort. Das finden viele Bürger attraktiv. Hier sehen sie, wo sie ihr Kapital anlegen. Das macht eine Bürgerenergiegenossenschaft sympathisch“, erläutert der Vorstandsvorsitzende der BEG Riss. Darüber hinaus sei Bürgerbeteiligung ein Trend und die Energiewende für die Menschen ein wichtiges Thema, so Müller. Eine repräsentative Umfrage von Emnid aus dem Jahr 2015 zeigt, dass mehr als 70 Prozent der Bevölkerung die Energiewende für ein wichtiges Thema halten und dass sie glauben, dass es mit ihr zu langsam vorangeht.

Von Letzterem kann in der BEG Riss nicht die Rede sein. Mit dem eingesammelten Geld betreibt die Genossenschaft aktuell fünf Photovoltaikanlagen in Maselheim, Baltringen und Warthausen auf Dächern von Schulen, Mehrzweckhalle, Feuerwehr und Kläranlage mit insgesamt 186 Kilowattpeak (kWp) Spitzenleistung sowie die Straßenbeleuchtung in Warthausen. Letztgenannte Aktivität namens BürgerEnergie Licht Warthausen hatte Jürgen Müller auf dem Energietag 2016 des BWGV vorgestellt.

Betrieb der Straßenbeleuchtung durch eG

BEG Riss
Durch den Einsatz moderner LED-Technik spart die Gemeinde Warthausen jede Menge Geld. Dank der Genossenschaft, die die Beleuchtung betreibt.

Mitte 2013 waren die Weichen fürs Einspar-Contracting im Bereich Straßenbeleuchtung gestellt worden. Die Umsetzung des ersten Bauabschnitts war 2014 abgeschlossen. Mit dem zweiten Bauabschnitt wurden 2015 weitere Bereiche erneuert. Durch die Umstellung von 525 Lichtpunkten in 72 Straßen von sieben Ortsteilen auf LED-Technik spart die Kommune durch den langfristigen Contracting-Vertrag Energiekosten und muss sich nicht mehr um die Instandhaltung der Lampen kümmern. Die Investitionskosten für die Genossenschaft betrugen rund 238.000 Euro. Gefördert wurde diese Maßnahme durch das Umweltministerium Baden-Württemberg. „Dies ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Genossenschaften in Kommunen bestimmte Aufgaben übernehmen können“, kommentierte BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser beim Energietag im Oktober 2016. Minister Untersteller ergänzte damals: „Energieeffizienz ist das zweite große Standbein der Energiewende. Deshalb fördern wir Initiativen wie die in Warthausen zwischen Gemeinde und Genossenschaft. Solche Projekte haben Zukunft.“

Nahwärme und Mieterstrommodell

BEG Riss
Eine Investition für den Klimaschutz.

In Äpfingen hat die Bürgerenergiegenossenschaft eine Nahwärmeversorgung im Zuge des neuen Ortszentrums und des Kindergartens umgesetzt. Sogar weitere Anschlüsse stehen bereits zur Überlegung. „Über ein Blockheizkraftwerk erzeugen wir Wärme und Strom zugleich. Diese hocheffiziente Art Energie umzuwandeln gewinnt immer mehr an Bedeutung und ist zukunftsweisend. Über das Mieterstrommodell können wir unseren erzeugten Strom zudem den Gebäudenutzern zu sehr attraktiven Preisen anbieten und vermarkten ihn somit im direkten Umfeld selber“, erläutert Vorstandsvorsitzender Müller. Der Überschuss wird ins Stromnetz eingespeist. Die Genossenschaft rechnet bei optimalem Betrieb mit einer durchschnittlichen Erzeugung von rund 75.000 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr. Die Wärmeerzeugung liegt bei rund 320.000 kWh pro Jahr. Für das Projekt kalkuliert die eG mit einer Gesamtinvestition von über 90.000 Euro. Die Macher der BürgerEnergieGenossenschaft Riss (www.buergerenergie-riss.de) blicken optimistisch in die Zukunft. Durch die mehreren Standbeine ihrer Geschäftstätigkeit sind die Oberschwaben gut gerüstet, die Genossenschaft weiterzuentwickeln. „Wichtig ist es, breit aufgestellt und offen für alle Themen zu sein. Wir müssen unsere Stärken ausspielen“, meint Jürgen Müller. Die hohe Akzeptanz bei Bürgern, die Nähe zum Kunden und zu den Kommunen und das Ehrenamt seien große Vorteile. „Wir agieren lokal und kennen uns vor Ort aus“, bringt es der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft auf den Punkt. „Vor fünf Jahren wäre unser Nahwärmeprojekt noch kein Thema gewesen. Wir müssen aufgreifen, was andere nicht machen, und mutig an neue Dinge herangehen.“ Man darf gespannt sein, was man am Flüsschen Riss in Zukunft noch so alles anpackt.

Contracting im Energie-Bereich

Contracting bezeichnet eine Kooperationsform mittels eines Vertrags zwischen Contracting-Nehmer (zum Beipiel eine Kommune) und einem Contracting-Geber (zum Beispiel eine [Energie-]Genossenschaft). In seiner Hauptanwendungsform des Liefer-, Anlagen-, Energie- oder Wärme-Contractings bezieht sich der Begriff auf die Bereitstellung beziehungsweise Lieferung von Betriebsstoffen (Wärme, Kälte, Strom, Dampf, Druckluft usw.) und den Betrieb zugehöriger Anlagen. Contracting im Energie-Bereich ist ein gängiges Marktmodell zur Umsetzung von Energieeffi zienzmaßnahmen, Gebäudeenergiekonzepten und Sanierungsfahrplänen. Zielgruppen sind Kommunen, Krankenhäuser, Pfl egeheime, die Wohnungswirtschaft und Unternehmen. Es wird zwischen zwei Formen des Contracting unterschieden: Energieliefer-Contracting und Energiespar-Contracting.

Artikel versenden