In Schülergenossenschaften (eSG) schließen sich Schüler zusammen, die eine Geschäftsidee haben. Begleitet werden sie von Lehrerinnen und Lehrern sowie einer Partnergenossenschaft vor Ort und lernen dabei Unternehmertum und demokratische Mitbestimmung. Seit 2012, dem „Internationalen Jahr der Genossenschaften“, gibt es Schülergenossenschaften in Baden-Württemberg. Die Geschäftsideen sind vielfältig – von der Eventagentur bis zum Anbieter von Computerkursen und Einkaufsdienstleistungen für ältere Menschen.
Eines der jüngeren Gründungsbeispiele ist die Schülergenossenschaft „Alberts Weinstöckle“ am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Neckarsulm. Die Genossenschaft, die sich um den Vertrieb von Wein kümmert, geht auf eine Idee von Schulleiter Marco Haaf und Gemeinschaftskundelehrer Clemens Allmendinger zurück. Sie entschieden sich gerade für diese Rechtsform, weil sie auf einem basisdemokratischen Prinzip beruht. Jedes Mitglied hat eine Stimme. Die interessierten Kinder können in der eSG so viel mehr erleben, als der normale Unterricht ihnen bietet. Die Achtklässler lernen eine Rolle kennen, die im Unterricht keine Rolle spielt: der Unternehmer. Und dies in der wirtschaftsdemokratischen Form einer eSG.
Mitgliedschaft in eSG wie in einer eG
In den Schülergenossenschaften lernen junge Menschen die Genossenschaftsidee kennen, übernehmen Verantwortung und tun Gutes. Schüler begegnen dabei allen Situationen eines wirtschaftenden Unternehmens. Wie jede neuzugründende Genossenschaft entwickeln die Schülerinnen und Schüler eine Satzung, eine Geschäftsidee und einen entsprechenden Businessplan und beantragen die Eintragung in die Liste, die vom BWGV geführt wird. Die eSG verfügt über einen Vorstand, den Aufsichtsrat und die Generalversammlung. Auch bei der Mitgliedschaft in der eSG gelten die üblichen Regelungen. Dadurch und über den engen Kontakt mit der betreuenden Partnergenossenschaft – Volksbank, Raiffeisenbank oder gewerbliche beziehungsweise ländliche Genossenschaft – lernen sie die Wesens- und Vorzüge der Mitgliedschaft kennen und schätzen.
Schirmherrin lobt Engagement
Dieser Umstand gefällt auch der Schirmherrin der 31 Schülergenossenschaften (Stand: Anfang Februar 2021) in Baden-Württemberg, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg. Sie würdigt die Aktivitäten der Schülergenossenschaften in ihrem Schreiben an die Schülerinnen und Schüler, an die Lehrerschaft und an die Schulleitungen zum Neuen Jahr: Die schwierige Corona-Zeit „bietet die Chance, neue Weg zu beschreiten und kreative Lösungen zu finden. Dies erfordert Mut, Pragmatismus und einen ganz besonderen Unternehmergeist. Sie leben diesen Geist, indem Sie sich auf die Ungewissheit einlassen, vorhandene Strukturen ausweiten, neue Aufgaben und Geschäftsfelder suchen und so an Ihrem gemeinsamen Unternehmen für die Zukunft arbeiten“. Die eSG-Schirmherrin lobt weiter: „Sie sind in Ihren Schülergenossenschaften in den unterschiedlichsten Geschäftsfeldern unterwegs und meistern dort mit Bravour die gestellten Herausforderungen. Dabei werden Sie vom BWGV und einer Partnergenossenschaft bei Ihrer Gründung und Durchführung professionell unterstützt.“ Ein halbes Dutzend Initiativen sind in unterschiedlichen Stadien der Gründung. In Baden-Württemberg wird das Projekt außerdem durch das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport unterstützt.