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Nachhaltigkeit im Bankgeschäft: Bedrohung oder Chance?

Nachhaltigkeit Banken
Rainer Sturm / pixelio.de

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Nullzinsumfeld, Digitalisierung, Regulatorik – allein diese drei Herausforderungen sind schon dazu angetan, eine Bank bis zum „Gehtnichtmehr“ zu belasten. Und in diesem Umfeld steht jetzt auch noch Nachhaltigkeit ante portas. Ein weiterer Mühlstein? Oder vielleicht doch Kraftquelle, um neue Geschäfte, neue Kunden, mehr Erlöse zu generieren? Lassen Sie uns die neue genossenschaftliche Nachhaltigkeitsstrategie zum Anlass nehmen, gemeinsam einen Blick auf die Facetten des Themas zu werfen.

Regulatorik ist die Einflugschneise. Aber taugt sie auch dazu, die Landebahn zu verlassen? Keine Frage: Durch den EU-Aktionsplan „Sustainable Finance“ und dem Merkblatt der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken richtet sich der Fokus zwangsläufig auf die Perspektive der Regulatorik. Die Regulatorik ist gewissermaßen das Bodenpersonal. Ohne Bodenpersonal keine Freigabe zum Abheben. Doch die Regulatorik allein wird die Bank in Sachen Nachhaltigkeit nicht zum Fliegen bringen. Für ein kraftvolles Abheben von der Startbahn braucht es mehr. Es braucht eine ganzheitliche Betrachtung. Denn Nachhaltigkeit hat zweifellos eine wichtige Risikoperspektive, aber auch eine große Chancenperspektive: mehr Kundenbindung, mehr Erlöse. Wer den Markt beobachtet, stellt fest: Die Einstellung der privaten Kunden zu Nachhaltigkeit wandelt sich gerade spürbar. Und die Unternehmen wissen, dass Geschäftsmodelle, die den Klimawandel negieren, keine Zukunft haben. Die Corona-Krise wirkt  – entgegen mancher Erwartungen – sogar als Beschleuniger dieser Entwicklung. Stichwort: Transformation.

Not-Wendigkeit oder Sinn-Haftigkeit? Genossenschaftliche Marke jetzt aufladen

Vielleicht geht es Ihnen wie mir. Ich finde Schlagwörter wie Disruption, VUKA Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität) oftmals arg überstrapaziert. Und dennoch sage ich, wenn ich meine 25-jährige Vertriebs-, Führungs- und Nachhaltigkeitserfahrung im Finanzsektor im Zeitraffer vorbeispulen lasse: Noch nie in den letzten Jahrzehnten bot sich die Chance so klar, die genossenschaftliche Marke pointiert aufzuladen wie heute. Welche Großbank kann schon Begriffe wie Solidarität, Subsidiarität, Gemeinschaft, Transparenz oder Mitgliederorientierung in den Mund nehmen, ohne zu erröten?

Warum das NachhaltigkeitsCockpit so einzigartig ist

Doch wie kann ich mich auf einfache Art und Weise dem Thema nähern, mich orientieren? Hier hilft das neue genossenschaftliche NachhaltigkeitsCockpit. Es verbindet sowohl Risiken als auch Chancen auf einzigartige Weise: Es fokussiert auf die wirklich wichtigen Handlungsfelder von Banken: Strategie, Risikomanagement und Gesamtbanksteuerung, Kerngeschäft (Kredit, Anlage, Eigengeschäft), Kommunikation und gesellschaftliches Engagement, Ethik und Kultur. Gerade letzteres verknüpft in geradezu perfekter Weise die „genossenschaftliche DNA“.

Als Mitentwickler des Cockpits und derjenige, der ein Vorläufermodell in den vergangenen Jahren bereits über 50mal in Banken durchführen konnte, kann ich folgendes Fazit ziehen: Orientierung, Analyse, Positionierung, Maßnahmenplan – das Cockpit ist die „All-in-one“-Lösung, die es braucht, um mit selbstbestimmtem Tempo voranzukommen. Ebenso bestimmt jede Bank selbst, welches Ambitionsniveau sie sich geben will. Die Genossenschaftliche FinanzGruppe als Ganzes hat sich entschieden: Sie möchte mit den Stufen 3 bis 4 auf einer Entwicklungs-Skala von 0 bis 5 ein recht hohes, mittelfristig ambitioniertes Niveau anstreben. Das Wichtigste ist: Indem Sie einen glaubwürdigen Entwicklungspfad einschlagen, werden Sie vom vermeintlich (durch die Regulatorik) Getriebenen zum Treiber der Entwicklung. Ganz in genossenschaftlichem Geiste!

Ressourcenverbrauch oder Ressourcenaktivierung

Auch wenn wir den Blick nach innen richten, öffnen sich mitunter ungeahnte Potenziale. Hand aufs Herz: Wer weiß, welches Nachhaltigkeits-Potenzial in der eigenen Mitarbeiterschaft schlummert? Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen ist es nicht. Langjährige Erfahrung zeigt: Von 100 Mitrabeitenden gibt es mindestens zehn bis 20, denen das Thema in ihrem privaten Alltag bereits sehr wichtig ist. Indem sie etwa beim Lebensmitteleinkauf, bei der Kleidung, beim Reisen, bei Kosmetika, bei der Mobilität auf Nachhaltigkeit achten. Und die – oftmals als Leistungsträger der Bank – sehnlichst darauf warten, dass ihr Arbeitgeber das Thema für den Finanzbereich erschließt. Und auch die Mehrheit der weiteren Mitarbeitenden ist grundsätzlich offen für das Thema – so wie der Querschnitt der Bevölkerung es auch ist. Spannend wäre es also herauszufinden, welche Mitarbeitenden, über alle Hierarchieebenen hinweg, für das Thema brennen und auch andere begeistert mitnehmen könnten. Egal, ob Sie einen Koordinator benennen, ein Projektteam gründen oder einen Nachhaltigkeitsrat – die besten Unternehmensberater in Sachen Nachhaltigkeit haben Sie bereits im Haus.

Ausblick: So sieht die nachhaltige Bank 2026 aus

Ich wage eine Prognose ins Jahr 2026. Wie wird sich Nachhaltigkeit auf Volksbanken und Raiffeisenbanken in fünf Jahren ausgewirkt haben?

  1. Die Unternehmensstrategie der Bank ist die Nachhaltigkeitsstrategie. Und die Nachhaltigkeitsstrategie ist die Unternehmensstrategie. Während früher das Bekenntnis zum Dreiklang aus sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten maximal eine Fußnote wert war, ist sie ins Zentrum gerückt. Ohne Nachhaltigkeit keine Zukunftsfähigkeit – das spiegelt sich zielorientiert in der Geschäftsstrategie und in allen Teilstrategien wider.
  2. Die Bank bietet längst keine nicht-nachhaltigen Geldanlagen mehr an. Kunden und Anlageberater reiben sich verwundert die Augen, wie es in früheren Zeiten jemals Investmentfonds geben konnte, bei denen Nachhaltigkeitskriterien keine Rolle spielten.
  3. Die Bank hat gemeinsam mit ihren kleinen und mittelständischen Gewerbe- und Unternehmenskunden regionale Marktplätze und Plattformen entwickelt. Sie sind Motoren für Kooperation, Innovation und Transformation. Genossenschaftlich gelebte Nachhaltigkeit hat sich als Nukleus für die Entstehung ertragreicher neuer Geschäftsmodelle erwiesen. Nie war die Verflechtung zwischen Bank und regionaler Wirtschaft stärker als heute.
  4. Die Bindung zwischen Bank und Mitgliedern war nie so eng wie heute. Die Mitglieder sind systematisch in die Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsmanagements der Bank eingebunden. Die Bank steht über spezielle Dialogformate zu Nachhaltigkeit regelmäßig im Austausch mit ihren Eigentümern. Diese geben ihr aus Gesellschaft und Wirtschaft heraus wichtige Entwicklungsimpulse, etwa für genossenschaftliche Kooperationen. Die genossenschaftliche Rechtsform erlebt eine neue Blüte.
  5. Die Bank arbeitet im Geschäftsbetrieb klimaneutral. Was ursprünglich als vage Option in weiter Ferne - etwa für das Jahr 2030 oder 2040 - gesehen wurde, ist von der Realität eingeholt worden. Sich ohne ambitionierte Ressourcen-Sparziele, ohne Ökostrom oder Eigenenergieerzeugung am Markt zu behaupten – das ist längst vorbei.
  6. Die Bank kennt keine Nachwuchssorgen. Der Sog ihrer Attraktivität als nachhaltiger Arbeitgeber ist so groß, dass mitunter auch hochqualifizierte Bewerberinnen und Bewerber abgelehnt werden müssen. Leistungsmotivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden sind im wettbewerblichen Vergleich auf höchstem Niveau.
  7. Die Bank ist noch eine Bank. Aber sie wird von außen anders wahrgenommen. Nämlich als wichtiger Teil eines innovativen regionalen Ökosystems, das wirtschaftlichen Erfolg mit den Chancen sozialer Verantwortung und ökologischem Wirtschaften perfekt verknüpft.

Ist das alles Utopie? Nein, es beginnt gerade, zur Wirklichkeit zu werden. Dazu bedarf es heute eines ganz „bescheidenen“ Anfangs. Einer Navigation, die sich auf das Wesentliche konzentriert und mit einem sehr einfachen Instrumentensystem ausgestattet ist: dem NachhaltigkeitsCockpit. Starten Sie jetzt damit, die Reise lohnt sich.

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