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WoGA Pfullendorf eG bietet neue Lösungsansätze für die Pflege

In Pfullendorf ist in der Rechtsform der eG ein neuartiges Pflegeheimkonzept entstanden.
WoGA

Die WoGA (Wohnen und Gesundheit im Alter eG) in Pfullendorf ist die erste Genossenschaft für stationäre Pflege in Baden-Württemberg und die zweite in Deutschland. Die Pflegekonzeption, die mit der WoGA Pfullendorf umgesetzt wird, ist aus den Erfahrungen mit einem ähnlichen Projekt in Fellbach entwickelt worden. Dort war 2000 eine der bundesweit ersten ambulanten Wohngemeinschaften entstanden. „Wir wollen den Menschen die Schwellenangst nehmen, die sie vor Pflegeheimen haben, vor Institutionen, die Regeln ausstrahlen und dadurch beengen“, betont Ingrid Hastedt, Vorstandsvorsitzende des Wohlfahrtswerks für Baden-Württemberg. Deshalb werden in Pfullendorf Pflege und Alltag strikt getrennt, die Bewohner sollen ein möglichst „normales“ Leben führen.

Das Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg als Initiator der Genossenschaft

Die Pflege findet im Rahmen von Wohngemeinschaften statt und wird ergänzt durch Alltagsbegleiter.
Die Pflege findet im Rahmen von Wohngemeinschaften statt und wird ergänzt durch Alltagsbegleiter.

Das Pflegeheim in genossenschaftlicher Form ist vom Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg initiiert worden, einer Stiftung bürgerlichen Rechts, die zu den großen Dienstleistern für Senioren in Baden-Württemberg zählt und damit rund 60 Mio. Euro Umsatz macht. Mit etwa 1.200 hauptamtlichen Mitarbeitern werden rund 2.000 Senioren betreut. Zusammen mit ihrem Vorstandskollegen Thomas Göbel hatte Ingrid Hastedt sich überlegt, in Pfullendorf das neuartige Pflegeheimkonzept umzusetzen und hat dabei auch eine innovative Form für die Organisation gefunden: die eingetragene Genossenschaft. „Die Idee kam uns plötzlich so, aus heiterem Himmel, auf der Rückfahrt von Pfullendorf, wo wir uns über die Möglichkeiten eines neuen Standortes informiert hatten“, sagt sie.

Gemeinsamkeiten in den Werten

Schnell war klar, dass die Unternehmenskultur im Wohlfahrtswerk und die genossenschaftliche Idee eine große Schnittmenge haben. „Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe, das war der Auftrag unserer Gründerin Königin Katharina vor 190 Jahren“, zeigt sich Ingrid Hastedt geschichtsbewusst. „Die Genossenschaft passt zu unserem Anliegen.“ Sie habe über die Mitglieder aus einer Region einen Gemeinwesenbezug und leiste Hilfe zur Selbsthilfe, gebe Bürgern die Möglichkeit, sich direkt für Bürger zu engagieren – ohne den Umweg über die Steuerfinanzierung. Neben der Verwandtschaft im Denken bedeutet die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft für das Wohlfahrtswerk auch eine neue Form der Finanzierung. „Wir haben neue Partner gesucht, die Zuverlässigkeit für Jahrzehnte geben, eine Heuschreckenmentalität passt nicht zur Pflege.“

Eine Genossenschaft in drei Entwicklungsstufen

Daraus ist das Dreistufen-Modell einer Genossenschaft entstanden, dank der Novelle des Genossenschaftsgesetzes von 2006. In der ersten Stufe sitzen nur die drei Gründungsmitglieder im Boot, das Wohlfahrtswerk und zwei seiner Töchter, darunter die Wohlfahrtswerk Altenhilfe gGmbH, die Einrichtungen betreibt und auch das neue Pflegeheim in Pfullendorf organisiert. In der zweiten Phase treten Akteure in die Genossenschaft ein, die in dem Haus ihre Leistungen anbieten: eine Arztpraxis, Gesundheitsdienstleister sowie Mieter der Ladenflächen. Zudem haben die am Bau Beteiligten ihr Engagement zugesagt. In der dritten Stufe lädt die WoGA die Bürgerinnen und Bürger von Pfullendorf ein, Mitglied der Genossenschaft zu werden. Gibt es Angst vor einer Machtverschiebung? Ingrid Hastedt lacht und schüttelt den Kopf: „Wir wollen uns in die Karten schauen lassen, uns ist an der Qualität unserer Dienstleistung gelegen. Es ist ein Angebot an die Bürger der Stadt, mitgestalten zu können, Verantwortung übernehmen zu können.“ Auch Thomas Göbel bekräftigt: „Das soll so sein. Es ist ja eine Genossenschaft für Pfullendorf.“

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