Elf Unternehmen haben sich 2006 in der Genossenschaft OSADL eG (Open Source Automation Development Lab) zusammengeschlossen, um gemeinsam Softwarekomponenten für die Automatisierungsindustrie zu entwickeln. Unter den Gründungsmitgliedern waren die Trumpf GmbH+Co. KG mit Hauptsitz in Ditzingen und der weltgrößte Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen, die Homag Holzbearbeitungssysteme AG sowie weltweit agierende Hardware- und Software-Hersteller. Auch Weltunternehmen wie ABB, Intel oder Roche profitieren global von den Vorteilen der Mitgliedschaft in der Genossenschaft aus dem Schwarzwald.
Die Genossenschaft: Eine Organisationsform für „Open Innovation”
Die Unternehmen haben nach einer geeigneten Gesellschaftsform gesucht, um ein „Open Innovation“-Projekt zu verwalten und zu steuern. Dahinter stand die Frage, wie ein Unternehmen die sehr hohen Kosten für Forschung und Entwicklung aufbringen kann und wie einzelne Entwicklungstätigkeiten ausgewählt werden können, wenn die finanziellen Möglichkeiten für alle wünschenswerten Entwicklungen nicht ausreichen. Speziell bei der Grundlagenforschung ist es für ein einzelnes Unternehmen kaum mehr möglich, die erforderlichen Mittel allein aufzubringen. „Open Innovation“ steht für die gemeinsame Forschungs- und Entwicklungstätigkeit von Unternehmen, die im Markt durchaus als Wettbewerber auftreten können. „Open Source“ ermöglicht auf dem Gebiet der Software-Entwicklung, „Open Innovation“ zu praktizieren. Bereits seit vielen Jahren hat sich eine spezielle Lizenz etabliert, die es Unternehmen erlaubt, gemeinsam Software zu entwickeln und zu nutzen, ohne dass Konflikte bezüglich der Urheber- und Nutzungsrechte entstehen. Die Open-Source-Lizenz hat zu einer revolutionären Veränderung der weltweit nutzbaren Software geführt. Der Gesamtwert an Open-Source-Software wird inzwischen auf mehr als 100 Mrd. Dollar geschätzt.
Linux-Software für die Automatisierungsindustrie
Ein Beispiel für ein im genannten Sinne erfolgreiches Projekt stellt der Linux-Kernel dar. Dessen spezielle Erweiterungen waren ein wichtiges Projekt der OSADL-Gründer. Das Ziel war die Verwendung des Linux-Kernels in der Automatisierungsindustrie – zum Beispiel durch die Erweiterung um Echtzeitfähigkeit. Linux ist ein freies, quelloffenes und plattformunabhängiges Mehrbenutzer-Betriebssystem für Computer, das 1991 von Linus Torvalds geschrieben und als Open-Source-Software veröffentlicht wurde; seitdem wird es von einer großen internationalen Programmierer-Gemeinde weiterentwickelt. Linux wird inzwischen weltweit in nahezu allen Bereichen der Computertechnik eingesetzt. Ein Beispiel sind die Server des Suchmaschinenbetreibers Google.
Entscheidung aus vielen Alternativen für die Genossenschaft
Für das kommerzielle Management von Open-Source-Projekten kommen als Gesellschaftsform der Verein, die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die Aktiengesellschaft, die Stiftung und nicht zuletzt auch die Genossenschaft in Frage. Vor dieser Auswahl standen die elf Unternehmen, die 2005 zusammenkamen, um gemeinsam Basis-Software für die Automatisierungsindustrie zu entwickeln. Das Ergebnis der Suche erläutert Dr. Carsten Emde, Geschäftsführer des Open Source Automation Development Lab: „Community heißt Gemeinschaft. Unsere Open-Source-Gemeinschaft soll das tun, was Genossenschaftspionier Friedrich Wilhelm Raiffeisen bereits im vorletzten Jahrhundert proklamierte: 'Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.' Diese Erkenntnis ist zeitlos modern und passt zum Grundgedanken unserer Gemeinschaftsinitiative. Nach kritischer Analyse der in Frage kommenden Rechtsformen haben wir die eingetragene Genossenschaft gewählt und die anderen Rechtsformen verworfen.“