Nach dem enttäuschenden Vorjahr ist die diesjährige Ernte in Baden-Württemberg ordentlich ausgefallen: Die gesamte genossenschaftlich erfasste Menge legte 2012 um 15,3 Prozent auf fast 236.000 Tonnen Weizen, Gerste, Raps, Roggen, Hafer und anderer Ackerfrüchte zu. Allerdings sorgten Frostschäden – insbesondere in der Rheinebene – für sehr unterschiedliche Erträge in den einzelnen Regionen, berichtet der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband (BWGV). 2011 mussten die Landwirte noch einen Einbruch der Erntemenge um ein Viertel verkraften. Die elf Bezugs- und Absatzgenossenschaften in Baden-Württemberg (BAG) haben ihre Umsätze im ersten Halbjahr 2012 um 5,3 Prozent auf knapp 328 Millionen Euro gesteigert. Die Getreidepreise sind seit Sommer spürbar gestiegen und liegen je nach Fruchtart um fünf bis zu 25 Prozent über dem Vorjahresniveau – Ausnahmen bilden lediglich Roggen und Gerste.
„Das laufende Jahr zeigt erneut, wie stark die Entwicklungen in der Landwirtschaft von der Natur geprägt werden“, sagt Gerhard Roßwog, der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands. Eine Ursache für die Frostschäden war die vielerorts zu geringe Schneedecke während der Kälteperiode. Normalerweise schützt der Schnee die vor dem Winter ausgesäten Pflanzen, wie etwa Weizen. Ernteausfälle gab es vor allem bei Raps und Winterweizen, aber auch bei Zwetschgen, Erdbeeren und badischem Weißwein. Die kühle und nasse Witterung mit starken Temperaturschwankungen im Frühjahr hat sich ebenfalls negativ auf die Ernte ausgewirkt. Lokale Unwetter mit Hagel führten vereinzelt zu Schäden bei Äpfeln. „Die gestiegenen Marktpreise für Getreide entschädigen nur teilweise für die alles in allem doch unterdurchschnittlichen Mengen“, sagt BWGV-Präsident Roßwog.
Starke Zuwächse bei Gerste
Auf der anderen Seite wurde im Südwesten erheblich mehr Sommergetreide geerntet. Bei Gerste kam es zu Zuwächsen von gut 67 Prozent auf 80.300 Tonnen. Insgesamt entfällt fast die Hälfte der genossenschaftlichen Ernte in Baden-Württemberg auf Weizen (105.600 Tonnen), danach folgen Gerste und Raps (28.700 Tonnen). Die Qualität des Getreides ist laut BWGV überwiegend gut. Die geernteten Mengen an Bio-Getreide legten um knapp 20 Prozent auf 3470 Tonnen zu.
Landwirte investieren weiterhin
Trotz eines Rückgangs um vier Prozent bei den landwirtschaftlichen Erzeugnissen haben die elf Bezugs- und Absatzgenossenschaften in Baden-Württemberg ihren Umsatz im ersten Halbjahr um 5,3 Prozent auf 328 Millionen Euro gesteigert. Zuwächse um zwölf Prozent gab es im Bereich Brenn- und Treibstoffe – vor allem durch Preissteigerungen und einen deutlichen Mehrabsatz an Heizöl. Die Sparte Landtechnik legte um 10,2 Prozent zu. Dies zeigt, dass die Landwirte im Südwesten nach wie vor in ihre Betriebe investieren, etwa in Maschinen. Der Bereich landwirtschaftliche Bedarfsartikel, also Futter, Saatgut und Düngemittel, verzeichnete einen Umsatzanstieg um 6,7 Prozent. Durch die Frostschäden bei Winterweizen kam es im Frühjahr vor allem zu einer sehr hohen Nachfrage nach Saatgut (plus 37 Prozent). „Die Landwirte hatten neben dem doppelten Arbeitsaufwand auch noch die Zusatzkosten für das erforderliche Saatgut zu tragen“, erläutert BWGV-Präsident Roßwog.
Die elf BAGs gehören 9.500 Landwirten in Baden-Württemberg. Sie vermarkten ihre Feldfrüchte, bündeln für die Landwirte den Einkauf von Futter- und Düngemitteln, handeln mit Heizöl und Kraftstoffen für Endverbraucher und betreiben zahlreiche Gartencenter. Der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband vertritt mehr als 800 Genossenschaften mit fast 3,6 Millionen Mitgliedern im Südwesten, darunter knapp 370 landwirtschaftliche Genossenschaften.