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genoVATION 2019 – 175 Jahre erfolgreiches Banking trifft Innovation

Andreas Gaertner, www.zeichner.de
Andreas Gaertner, www.zeichner.de

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Michael Carl, Zukunftsforscher des ThinkTanks 2b Ahead, ließ in seinem Eröffnungsvortrag „Update Zukunft – Leben und Arbeiten in 2030“ keinerlei Zweifel daran, dass „Digitalisierung nicht der neue Laptop auf dem Tisch“ ist. Dieser linear gedachte Fortschritt wird schon längst durch die steil ansteigende Kurve der Innovation überfl ügelt, in der diejenigen Lösungen angesiedelt sind, die Banken in Zukunft wettbewerbsfähig halten werden. Es stellen sich folgende Fragen:

  • Wie lassen sich Datenströme so vernetzen, dass sie Aufschluss darüber geben, warum sich ein Kunde in exakt diesem Moment für exakt dieses Produkt entscheidet?
  • Wie kann man auf der Grundlage dieser Daten adaptive Produkte entwickeln, die sich im Verlauf der Kundennutzung permanent anpassen?

Wie auch immer die individuellen Antworten aussehen, es ist offensichtlich, dass die Technik zwar für Umsetzung sorgt, die Kreativität jedoch erst die passenden Produkte generiert. Dies ist nur dann möglich, wenn ihr ein entsprechendes Umfeld geschaffen wird.

Kreativität braucht Gestaltungsspielräume – Agilität, Entrepreneurship und Innovation-Labs

Ein solches Umfeld beinhaltet Fehlertoleranz ebenso wie Investition in die Zukunft, Platz für Neugierde und ein Miteinander auf Augenhöhe, was Andreas Gaertner von „Die Zeichner“ mit Hannes Bruch von der geno kom Werbeagentur bei dem Beitrag „Rolle vorwärts – 10 Meter digitaler Wandel“ dadurch illustrierte, dass er den Vortrag mit gezeichneten Charts begleitete. Es wurde eindrucksvoll klar: Die Wechselwirkung zwischen Innovation und Kundenwünschen ist vielschichtig. Um dies auf Prozessebene abzubilden, sollten zukünftige Bankmodelle vorgedacht und gleichzeitig Erfahrungen durch Best Practice gesammelt werden. Letztere schilderten Andrea Roterberg und Benjamin Kursatzky vom DG Verlag innerhalb eines Vortrags über die agile Umgestaltung ihrer internen Prozesse. Beide betonten dabei einen maximalen Austausch der Mitarbeiter untereinander. Nur durch ihn können Geschäftsmodelle den zukünftigen Erwartungen gerecht werden. Wo aber setzt er an?

Die Beantwortung dieser Frage führte zu den Frameworks des agilen Arbeitens, seien es Scrum, Design Thinking oder Hackathons. Ihren konkreten Mehrwert erläuterte Dr. Fabian Prystav von der DZ Bank AG anschaulich. Sein Beitrag „hacken – scouten – prototypen: Innovationsmanagement in der DZ-Bank-Gruppe“ machte definitiv Lust darauf, diese Formen der kreativen Prozessgestaltung anzuwenden – oder gleich ein InnovationLab zu gründen, wie es die Frankfurter Sparkasse getan hat. Am Beispiel der „friends in banks“ zeigte Michael Koßmehl, mit welchen einfachen Mitteln eine Ideenschmiede mit viel Forschergeist einen entsprechenden Produkteoutput generieren kann. Apropos Forschergeist: Er ist vor allem für Entrepreneure wichtig, was die „Expedition Innovation – von der ersten Idee zur erfolgreichen Realisierung“ unterstrich. Daniel Bartel, Co-Founder & Entrepreneur der MAK3it GmbH/Innovation Kickbox, zeichnete in kurzweiligen Slides den Weg eines zukunftsweisenden Produkts bis zur Realisierung nach.

Damit fügten sich die Zusammenhänge zwischen kreativem Umfeld, Best Practice, agilen Methoden und Entrepreneurship allmählich in ein Gesamtbild. Soll ein Produkt allerdings auch wirklich vom Kunde akzeptiert werden, ist ein weiterer Schritt wichtig: das Erarbeiten von Lösungen in einem längeren Austausch mit dem Kunden selbst. Genau dies tut das Projekt „KundenFokus“, so Timo Ziegler, Abteilungsleiter Beratung Genossenschaftsbanken-Markt des BWGV. In die zahlreichen Teilprojekte fließen bereits permanent Anwendererkenntnisse ein und speisen die neue Vertriebsplattform der Fiducia & GAD IT AG. Sie wird zukünftig kleinere Datenpakete liefern, die bereits über Grundfunktionen verfügen, aber immer weiter upgedatet werden. Im Gegensatz zum langen Bereitstellungsweg für ein fertig ausgearbeitetes Produkt erhöht sich so die Reaktionsgeschwindigkeit.

Die Innovationsbank von morgen – vielfältig, flexibel und agil

Geht man allerdings über die technisch basierte Seite hinaus, ergeben sich Projekte wie #die-MEHRakademie der Volksbank Lahr eG. Peter Rottenecker, Vorstandsvorsitzender, Mario Leutner und Artur Derr stellten diese besondere Art des Netzwerkens vor, das ein ganz auf Kundenbedürfnisse abgestimmtes Angebot beinhaltet: Weiterbildung, Social Media und Veranstaltungen. Hier wurde aufmerksam zugehört und auch die Bank transformierte ihre Unternehmenskultur und arbeitete eine Strategie für die genutzten digitalen Plattformen aus. Ein Vorgehen, mit dem die Volksbank Lahr eG die Empfehlungen Ralph Kluths von der Volksbank Schwarzwald Baar Hegau eG ergänzte. Unter der Überschrift „Erfolgreicher Rollout von Videotechnologie“ erläuterte er ein erfolgreiches Geschäftsmodell der Zukunft. An erster Stelle steht für ihn neben einem flexibel gestalteten Filialnetzwerk die Datenanalyse. Sie ermöglicht die passgenaue Integration von Finanzdienstleistungen in den tatsächlichen Kundenalltag.

Umfassende Kundenorientierung war folglich das letzte Teil im Kaleidoskop der genoVATION. Nur eine Frage blieb: Wie wird der Banker von morgen vor diesem Hintergrund arbeiten? Dr. Oliver Bohl, KfW-Bankengruppe, Direktor Digitale Kanäle/BVDW e.V., Vorsitzender der Fokusgruppe Digital Commerce, sah den „Banker 2025 – Finanzexperte oder Kundenversteher“ als Talent mit mehr als einem Aufgabenschwerpunkt. Tatsächlich erfordert die Orientierung an der Erlebniswelt des Kunden Flexibilität in den Banken selbst: klassisch-fokussiert sowie wertstiftend und serviceorientiert an zahlreichen Schnittstellen. „Banken müssen einem Chamäleon gleichen, um verschiedene Kunden überhaupt noch erreichen zu können“, so das Statement von Bohl. Gepaart damit, dass „die Bank im Jahr 2020 wenig mit der Bank von heute gemeinsam haben wird“, wie Dirk Herrmann in „Bank neu denken“ konstatiert, befindet sich die Branche also momentan auf einer spannenden Reise in die Zukunft. Nun gilt es, Innovation im Sinne des umgreifenden Netzwerks Kunde/Organisation wirklich zu leben.

genoVation
Andreas Gaertner von „Die Zeichner“ illustrierte den Beitrag „Rolle vorwärts – 10 Meter digitaler Wandel“.

 

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