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Stromabnahme von „ausgeförderten“ Altanlagen

Stromabnahmeangebot der EWS Schönau eG
EWS

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Angesichts steigenden Handlungsdrucks durch die fortschreitende Klimakrise und unzureichendem politischem Rückhalt für die Energiewende wollen die Elektrizitätswerke Schönau EWS das Heft selbst in die Hand nehmen und einen neuen Boom für die bürgergetragene Solarenergie anstoßen.

Großes Potenzial für Photovoltaik

Die von der Bundesregierung beschlossenen Ausbauziele für Erneuerbare reichen nicht aus, um die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Um die Möglichkeiten und resultierende Maßnahmen zur Transformation des Energiesystems beziffern zu können, haben die EWS das Analysehaus Energy Brainpool mit einer Studie beauftragt. Deren Ergebnisse zeigten, dass in Deutschland ein großes Potenzial für die Versorgung mit Solarstrom vorhanden ist: Durch einen ambitionierten Ausbau von PV-Kleinanlagen könnten die CO2-Einsparziele für 2030 noch erreicht werden. Für die Ausschöpfung des PV-Kleinanlagenpotenzials müssten 12 Gigawatt (GW) beziehungsweise 14 GW pro Jahr neue Solar-Erzeugungskapazitäten zugebaut werden. 2030 läge damit der Anteil der installierten Leistung von PV-Kleinanlagen bei 140 GW, mit Großflächenanlagen insgesamt bei 170 GW. Dies würde eine Verdreifachung des Anteils von PV-Kleinanlagen bis 2030 bedeuten. Ambitioniert, aber machbar, und vor allem notwendig: Die Experten kritisieren, dass der Anteil von 65 Prozent am Bruttostromverbrauch angesichts der geringen Erneuerbaren-Ausbauziele der Bundesregierung nicht erreicht werden kann, der angenommene Bruttostromverbrauch sei deutlich zu gering. Nicht zuletzt diese Fehlannahmen könnten zu der sogenannten Ökostromlücke führen. Bei Vorstellung und Diskussion der Studie, was Ende September 2020 in Berlin stattfand, stützten die eingeladenen Energie-Expertinnen und -Experten die EWS-Position einstimmig: Die Dächer mit Photovoltaik vollzupacken, sei die Devise der kommenden Jahre. Die EWS sehen sich in ihrer Einschätzung bestätigt und werden sich auch weiterhin politisch für einen verstärkten Ausbau Erneuerbarer Energien einsetzen.

Aus Kunden werden Stromlieferanten

Dass Photovoltaik mittlerweile die günstigste aller Stromerzeugungsarten ist, und zudem großen Rückhalt in der Bevölkerung genießt, ist zu großen Teilen dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) zu verdanken, das im Jahr 2000 eingeführt wurde. Darin war auch eine garantierte Vergütung für PV-Strom für 20 Jahre festgeschrieben – eine Zusicherung, die viele Bürger von der Anschaffung einer eigenen PV-Anlage überzeugte. Doch Anfang 2021 läuft der Förderzeitraum für die ersten dieser Anlagen ab.

Die Besitzer einer „ausgeförderten“ Photovoltaik-Anlage stehen nun vor der Frage, wie sie weiter verfahren wollen: repowern, auf Eigenverbrauch umrüsten oder fortan zum Marktpreis von 2 bis 4 Cent beim Netzbetreiber einspeisen? Um diesen in aller Regel technisch noch einwandfreien Anlagen eine weitere Perspektive zu bieten, haben die EWS im Rahmen ihrer Solaroffensive ein neues Angebot vorgestellt: Sie kaufen den Solarstrom aus solchen Anlagen und geben ihn an die Gemeinschaft der EWS-Stromkunden weiter. Die Motivation zu dem Schritt erläutert EWS-Vorstandsmitglied Alexander Sladek: „In Zeiten der Klimakrise ist jede Kilowattstunde regenerativ erzeugten Stroms wichtig. Wir wollen mit unseren Kunden und Mitgliedern die Erfolgsgeschichte des EEG fortschreiben.“ 250 Betreiber von Ü20-PV-Kleinanlagen bis 100 Kilowatt peak (kWp) können zu Stromlieferanten der EWS werden. Das Angebot richtet sich an Volleinspeiser wie auch an Haushalte mit Motivation zum Eigenverbrauch. Über einen Zeitraum von drei Jahren garantieren die EWS eine feste Vergütung von 6 ct/kWh bei Anlagen bis 15 kWp und 5 ct/kWh bei Anlagen von 15 bis 100 kWp. Ein zur Stromaufnahme benötigtes intelligentes  Messsystem wird bei Bedarf durch den Projektpartner Discovergy eingebaut, und die Anschaffung durch das EWS-Förderprogramm Sonnencent zusätzlich mit einmalig 200 Euro bezuschusst. Die 250 neuen EWS-Stromlieferanten werden zudem Teil der digitalen Bürgerenergiewerkstatt der EWS, in welche sie ihre Erfahrungen, Ideen und Wünsche einbringen können.

Klimafreundlich, bürgergetragen und dezentral

Mit der Solaroffensive arbeitet die Energiegenossenschaft aus dem Schwarzwald weiter an ihrer Vision einer neuen Energiewelt. Und in der spielt Photovoltaik eine zentrale Rolle: Mit dem EWS-Förderprogramm werden seit jeher Haushalte in der Anschaffung eigener PV-Anlagen unterstützt. Bereits über 2.850 solcher „Rebellenkraftwerke“ sind entstanden. Mit der EWS Energie GmbH werden hingegen bundesweit PV-Großanlagen realisiert. Schon Anfang des Jahres konnten die EWS den ersten rein genossenschaftlichen Stromliefervertrag (PPA) mit der Energiegenossenschaft Inn-Salzach (EGIS eG) vermelden. Und für zukünftige Anwendungen betreiben und unterstützen die EWS verschiedene Forschungsvorhaben. In einem Modellprojekt in Schönau wird im kleinen Rahmen erprobt, wie Strom aus dezentralen Kleinanlagen durch digitale Unterstützung effizienter und auch netzdienlicher ins System gebracht werden kann. In dem Projekt werden verschiedene PV-Kleinanlagen, Blockheizkraftwerke, Stromspeicher sowie Verbraucher wie E-Autos digital zu Erzeugungs- und Verbrauchsgemeinschaften vernetzt. Mittelfristiges Ziel ist zudem, Elektromobilität und elektrische Wärmeerzeugung mit der Solarstromerzeugung zusammenzuführen und auf diese Weise die Energiesektoren Strom, Wärme und Verkehr flexibel zu koppeln.

Es bleibt also eine ganze Menge zu tun, damit das Potenzial der Photovoltaik nicht nur diskutiert, sondern auch praktisch verwirklicht wird. Vorstandsmitglied Sebastian Sladek zeigt sich entschlossen: „Die Klimakrise wartet nicht, sie ist bereits da. Als Genossenschaftler sage ich: Was einer nicht schafft, schaffen viele. Also ran an die Buletten.“

Über die EWS Elektrizitätswerke Schönau eG

Seit 2009 firmiert die heutige EWS Elektrizitätswerke Schönau eG als Genossenschaft mit aktuell rund 9.000 Mitgliedern. Die EWS-Gruppe setzt sich für die Energiewende und eine vollständige, effiziente Energieversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien ein. Bürgerliches Engagement, Mitbestimmung und Dezentralisierung gehören dabei zu den Grundpfeilern des unternehmerischen Handelns. Die EWS-Gruppe besteht aus der Genossenschaft und den 100-Prozent-Tochterunternehmen, der EWS Netze GmbH, der EWS Vertriebs GmbH, der EWS Energie GmbH und der EWS Windpark Rohrenkopf GmbH sowie den Beteiligungsgesellschaften Energieversorgung Titisee-Neustadt GmbH (30 Prozent), Stadtwerke Stuttgart Vertriebsgesellschaft mbH (40 Prozent) und der Kraftwerk Köhlgartenwiese GmbH (30 Prozent). Aktuell werden bundesweit über 200.000 Kunden mit Ökostrom und Biogas versorgt.

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