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BWGV: Schnelle Liquiditätshilfe durch Nutzung vorhandener Verbundstrukturen

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S. Hofschlaeger / pixelio.de

Der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband (BWGV) fordert zur Sicherung der Liquidität vieler Tausender Unternehmen in der Corona-Krise, auch die bereits bestehenden Strukturen der Verbundgruppen zu nutzen. Er schließt sich damit der Forderung des „Der Mittelstandsverbund – ZGV“ in Köln an, der diese Idee ins Spiel gebracht hatte. „Es ist jetzt ganz entscheidend, dass die Finanz- und Liquiditätshilfen der Politik nicht nur fließen, sondern dass sie sehr schnell in Wirkung gebracht werden“, betont Dr. Roman Glaser, Präsident des BWGV und Präsidiumsmitglied des ZGV, in Stuttgart. Auch der Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) begrüßt die Initiative. „Gerne werden wir Ihre Initiative begleiten“, sagt HBW-Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann in Stuttgart. „Wir als Verband halten sie für sehr wichtig, vor allem mit Blick auf unsere genossenschaftlich organisierten Mitglieder.“

„Um die vielen unter der akuten Krise leidenden Unternehmen wirksam zu unterstützen und deren Liquidität sicherzustellen, müssen etablierte Strukturen auch außerhalb des klassischen Systems der Förderbanken genutzt werden“, ist BWGV-Präsident Glaser überzeugt. Kreative und pragmatische Ansätze sind nun zielführend, um solch eine beispiellose Herausforderung wie Corona zu bewältigen. Ganz wichtig ist: Die Bereitstellung der Liquidität muss unmittelbar erfolgen und sofort in die bestehenden Zahlungskreisläufe und -systeme eingespeist werden. „Angesichts der gigantischen Anzahl von Unternehmen, die diese Hilfe eigentlich schon gestern benötigt hätten, ist eine Umsetzung der Liquiditätsbereitstellung allein über das staatliche Förderbankensystem nicht ausreichend“, ist der BWGV-Präsident überzeugt. „Hier würden selbst bei bestem Wohlwollen und deutlich optimierter Infrastruktur ,Flaschenhälse‘ entstehen, die eine zeitliche Verzögerung bei der Mittelweiterleitung auslösen würden. Deshalb fordern wir von Bund und Ländern, auch alternative Infrastrukturen zu nutzen, die eine Weiterleitung mit hoher Qualität, aber unbürokratischem Ansatz leisten können“, sagt Glaser.

310 Verbundgruppen mit 230.000 mittelständischen Unternehmen

Über eine solche Infrastruktur verfügen die Verbundgruppen in Deutschland. In rund 310 dieser freiwilligen Zusammenschlüsse aus unterschiedlichsten Branchen – darunter auch viele Genossenschaften wie Intersport, Euronics, Bettenring und die Bäckereinkaufsgenossenschaften (Bäko) – haben sich etwa 230.000 mittelständische Unternehmen, davon auch zahlreiche in Baden-Württemberg, organisiert, um gemeinsam einzukaufen, gemeinsames Marketing zu betreiben oder aber über einheitliche Clearing- und Finanzierungssysteme ihre Warenströme zu finanzieren. Mit dieser Infrastruktur werden jährlich in standardisierten Verfahren rund 280 Milliarden Euro an Warenverbindlichkeiten reguliert und finanziert. Diese Verbundgruppen sind – unabhängig von ihrer Rechtsform, aber einig in ihrem förderwirtschaftlichen Prinzip – im Mittelstandsverbund – ZGV organisiert.

Wie die Vorteile der Verbundstrukturen konkret aussehen

In der ersten Stufe, die sofort starten kann, wird diese Infrastruktur genutzt, um die Warenströme von der Industrie beziehungsweise der Produktion in den Handel aufrechtzuerhalten. Hierzu muss staatlicherseits zugunsten der Verbundgruppen eine vollständige Haftungsübernahme gegenüber den die Liquidität bereitstellenden Partnern des bestehenden Bankensystems abgegeben werden. Die Verbundgruppen nutzen diese Liquidität dann, um die Warenlieferungen der Industrie oder von Vorlieferanten zeitnah zu begleichen, um eine Liquiditätskrise der mittelständischen Unternehmen zu verhindern. Auf der anderen Seite werden die Verbundgruppen dadurch in die Lage versetzt, den regionalen und lokalen Händlern die Begleichung ihrer fälligen Warenrechnungen ohne aufwändigen Kreditprozess zu stunden und nach Abflauen der Krise individuell geeignete Rückzahlungsvereinbarungen abzuschließen, die eine möglichst vollständige Rückzahlung der Liquiditätsunterstützung sicherstellen.

Glaser: „Diese Option darf nicht ungenutzt bleiben“

„Die Verbundgruppen sind in hohem Maße für diese Aufgabe geeignet. Sie verfügen entweder selbst oder auf Basis von Dienstleistungsvereinbarungen mit Zentralregulierungsbanken über eine technische Infrastruktur, die sofort genutzt werden kann“, erläutert Glaser. Außerdem liegen in den allermeisten Fällen weitergehende Informationen zur Bonität und auch zum benötigten Liquiditätsbedarf der einzelnen Betriebe vor. Mit der Nutzung dieses Systems kann sofort ein weiterer wichtiger Schritt zur Liquiditätssicherung von etwa 230.000 mittelständischen Betrieben und zigtausend Lieferanten beziehungsweise Produzenten erreicht werden. „Diese Option darf deshalb aus unserer Sicht nicht ungenutzt bleiben, wenn wir es wirklich ernst meinen“, betont Glaser. In weiteren Ausbaustufen des Systems kann die Infrastruktur noch erweitert werden, um auf diesem Weg die Durchleitung von Liquiditätshilfen zur Zwischenfinanzierung weiterer Betriebskosten der Unternehmen sicherzustellen. Auch kann die Infrastruktur noch weiteren Antragsgruppen (zum Beispiel bisher nicht organisierten Betrieben, Franchise-Systemen und Großhändlern) zur Verfügung gestellt werden.

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