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Zukunftsforum Genossenschaft 2024 – Genossenschaften bieten viel Potential für Gestaltung und Beteiligung

Zukunftsforum Genossesnchaften BWGV
BWGV

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Am 14. März 2024 fand im GENO-Haus in Stuttgart das diesjährige Zukunftsforum Genossenschaft bereits zum achten Mal statt. Mehr als 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft diskutierten in drei hochkarätig besetzten Fachforen grundlegende Fragen der Zukunft unseres Bundeslandes aus politischer und genossenschaftlicher Perspektive. Dieses Jahr neu – die drei Fachforen waren mit je zwei Vertretern aus unterschiedlichen Ministerien ressort- und branchenübergreifend aufgestellt und boten damit auch Diskussionsmöglichkeiten zu Schnittstellenthemen. 

Lebhafte Diskussionen in drei parallelen Fachforen 

Genossenschaften haben das Potential, unterschiedliche Netzwerkpartner und Akteure vor Ort im Rahmen gemeinsamer Projekte zusammenzuführen, um ein gelingendes, ganzheitliches Quartier zu entwickeln und umzusetzen. Gerade diese Zusammenarbeit unterschiedlichster Akteure ist bei Bauprojekten und im ganzheitlichen Quartier essentiell, um Konzepte für aktuelle Herausforderungen zu konzipieren und gemeinschaftlich umzusetzen. Die Verknüpfung der Akteure vor Ort mit regionalen Banken bietet dabei große Chancen. Wie diese Verknüpfung von regionalen Partnern erfolgreich gelingen kann, darüber diskutierten im Fachforum „Bauen, Wohnen und Leben in Baden-Württemberg“ Nicole Razavi MdL, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, Manfred Lucha MdL, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, Sybille Leiß, Vorständin Lichtenstern Wohnkonzepte am Neckarborgen eG, Franz Zekl, Vorstandsvorsitzender Bopfinger Bank Sechta-Ries eG

Ministerin Razavi hob zunächst die Aktualität der genossenschaftlichen Idee hervor: „Wenn es Genossenschaften noch nicht gäbe, müsste man sie erfinden.“ Dass sich die gesellschaftliche Wirklichkeit auch in der Rechtsform der Genossenschaft widerspiegle, bekräftigte Sybille Leiß. Zudem bietet die Verknüpfung der Akteure vor Ort mit regionalen Banken große Chancen für die Quartiersentwicklung. Minister Lucha betonte: „Da wo gut gebaut wird, muss gemeinsame Unterstützungsstruktur mit Kommunen und eGs gedacht werden […] Wir sind sehr froh und stolz, dass wir mit den Genossenschaften im Rahmen des zweiten Förderprogramms sorgende Gemeinschaften umsetzen können.“ Zekl ergänzte: „Diese Förderprogramme müssen allerdings auch verlässlich sein.“ 

Auch im Fachforum „Landwirtschaft und Energie im Wirtschaftssystem“ wurde ressort- und branchenübergreifend diskutiert. Zu den betrieblichen Entscheidungen der landwirtschaftlichen Betriebe, gehören auch Strategien, die alternative Einkommensquellen aufgreifen. Eine solche Alternative kann die Erzeugung erneuerbarer Energien sein. Damit kann die Landwirtschaft direkt zum Ausbau der Erneuerbaren Energien und zur Energiewende beitragen. Kooperationen und eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren sind hier besonders gefragt. Laut Sabine Kurtz MdL, Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, liegt die Zukunft der Energieversorgung in Erneuerbaren Energien auch auf Flächen der Landwirtschaft – Stichwort Agri-PV. Diese seien zwar in beiden Ministerien noch Pionierprojekte, sie müssten aber weiterhin gefördert werden, unterstrich Thekla Walker MdL, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Doch der Staat könne das Investitionsvolumen, das für die Energiewende benötigt wird, nicht alleine stemmen. „Wir brauchen private Investitionen, Kredite und wir brauchen Kommunen.“ Zudem müsse Klarheit geschaffen werden, auch über die nächsten zwei Jahre der Legislaturperiode hinweg. „Denn Unsicherheiten sind das größte Hemmnis für Investitionen“, schloss die Ministerin ihr Statement ab. Dr. Holger Löbbert, Vorstand der ZG Raiffeisen eG, bekräftigte dies mit den Worten „Landwirte brauchen Sicherheit und Perspektiven“. Für eine Energiewende müssen zudem die Bürger abgeholt werden und dafür seien „Genossenschaften prädestiniert“, rundete Florian Oeß, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG, die Diskussion ab. 

Um die Transformation der Wirtschaft gemeinsam gestalten zu können, braucht es gute politische Rahmenbedingungen, aber auch eine gesicherte Finanzierung. Das Fachforum „Transformation der Wirtschaft gemeinsam gestalten“ bewegte sich genau an dieser hochrelevanten Schnittstelle von Politik, unternehmerischer Praxis und Finanzierung der notwendigen Investitionen. Dr. Gisela Splett, Staatssekretärin im Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg, betonte in Anbetracht der Wirtschafts- und Steuerprognosen: „Der anstehende Doppelhaushalt für die Jahre 2025/26 wird herausfordernd. Wir müssen uns genau überlegen, wie wir die vorhandenen Mittel einsetzen.“ Ergänzend dazu skizzierte Michael Kleiner, Ministerialdirektor im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, seine Schwerpunkte zur Unterstützung der Unternehmen in der Transformation: „Wir brauchen gut ausgestaltete Förderprogramme, gleichzeitig aber auch weitere Digitalisierung der Verwaltung und konsequenten Abbau bürokratischer Hürden.“ Schwerpunkt der weiteren Diskussion war eben dieser Bürokratieabbau. Klaus Steckmann, Vorstand der Volksbank Kurpfalz eG, forderte etwa, die Politik dürfe die Banken nicht zur Umsetzung ihrer politischen Agenda nutzen. Stattdessen müsse den Banken bei der Finanzierung weiterhin die Bewertung der Risiken obliegen. Auch Maria Fritz, Vorständin der Impact Hub Karlsruhe eG, setzte den Fokus auf die politischen Rahmenbedingungen. Die Politik müssen gerade für Gründerinnen und Gründern eine gute Ausgangslage schaffen.

Genossenschaften stehen für Stabilität und Wandel 

Die anschließenden Berichte aus den Fachforen im Plenum zeigten: Planungssicherheit und Verlässlichkeit, Entbürokratisierung und Kooperationen wurden in allen drei Fachforen als Voraussetzungen für zukünftiges Wirtschaften identifiziert. „Genossenschaften können wesentlich zur Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft und damit zur Zukunftsfähigkeit unseres Landes beitragen. Sie sind auf ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit ausgerichtet, sind resilient und innovativ“, so BWGV-Präsident Dr. Ulrich Theileis. „Die genossenschaftliche Idee erlebt aktuell eine Renaissance. „Wirtschaft und Gesellschaft brauchen Genossenschaften dringender denn je, wenn wir das bewährte Modell der Sozialen Marktwirtschaft wieder mit mehr Leben füllen wollen“. 

Mit seinem spannenden Impuls „Die größte Zukunft aller Zeiten - zur Zukunft von Wirtschaft, Gesellschaft, Künstlicher Intelligenz, Digitalisierung und Demokratie" rundete Futurologe Max Thinius den Abend ab: „Warum auf zwei Probleme schauen, wenn es doch rundherum 1,4 Millionen Möglichkeiten gibt?“ Genossenschaften würden aufgrund ihrer polyzentralen und vor allem auch menschlichen teilhabenden Struktur einen maßgeblichen Anteil daran haben, Zukunft zu gestalten und Möglichkeiten zu nutzen - demokratisch, wertebasiert, lösungsorientiert und auf den gesellschaftlichen Nutzen ausgerichtet. Gleichzeitig appellierte Thinius an jeden Einzelnen: „Es gibt einen einzigen Moment, in dem Sie Zukunft gestalten können und der ist jetzt! Alles, was Sie gestern nicht gemacht haben, wird nicht passieren und alles, was Sie morgen erzählen, wird nur vielleicht passieren. Sie müssen es jetzt in die Hand nehmen. […] Die Zukunft wird von uns selber gemacht.“

Austausch mit Genossenschaften und Partner

Beim abschließenden Empfang setzten die Gäste ihre Diskussionen fort und tauschten sich mit Genossenschaften und Partnern im Foyer in entspannter Atmosphäre aus.  So konnten sich die Gäste ein Bild über das EIP-Agri-Projekt „Nachhaltige Weine" machen, inklusive einer Weinprobe, den Kaffee der Weltpartner eG genießen und frittierte Kichererbsen bei der LBV Raiffeisen eG probieren. Zudem konnten Stände der Metzger-Vereinigung Reutlingen VbR, der Bürgerwerke eG, der KI-Allianz Baden-Württemberg eG und der Schülergenossenschaft Teckstil eSG besucht werden. Die Forschungsstelle für Genossenschaftswesen der Universität Hohenheim, die GENO-Stiftung WissenSchafftPartner, die GESTE - Genossenschaftliche Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit und das Projekt Quartiersentwicklung stellten ihre Arbeit und ihre Projekte vor. 

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