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Politik und Wirtschaft sehen in Genossenschaften großes Potenzial

Zukunftsforum Genossenschaften beim BWGV
BWGV

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Demokratisch, wertebasiert, lösungsorientiert und auf den gesellschaftlichen Nutzen ausgerichtet. Für Zukunftsforscher Max Thinius tragen Genossenschaften passgenau diejenigen Eigenschaften in sich, die heute von der Bevölkerung nachgefragt werden und notwendig sind, um Zukunft zu gestalten. Beim achten Zukunftsforum Genossenschaft des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV) am Donnerstagabend (14.03.2024) im Stuttgarter GENO-Haus machte Thinius deutlich: Menschen erwarten zunehmend von Unternehmen, dass sie die Lösung gesellschaftlicher Probleme – etwa ökologische oder soziale – in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen und nicht die Maximierung des eigenen Gewinns. In Genossenschaften könnten die Menschen direkt Einfluss nehmen, somit Werte schaffen und für eine positive Bilanz in der Gesellschaft sorgen. „Genossenschaften haben die Möglichkeit, ein zunehmend neues Demokratieverständnis umzusetzen“, so Thinius. Gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung sieht der Zukunftsforscher die genossenschaftliche Rechts- und Unternehmensform im Aufwind. Der Grund: Die großen zentralen Systeme der bisherigen industriellen Struktur werden durch kleinteiligere Strukturen mit stärkerer Ausrichtung auf regionale Wertschöpfung abgelöst.

„Genossenschaften können wesentlich zur Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft und damit zur Zukunftsfähigkeit unseres Landes beitragen. Sie sind auf ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit ausgerichtet, sind resilient und innovativ.“ Für BWGV-Präsident Dr. Ulrich Theileis erlebt die genossenschaftliche Idee aktuell eine Renaissance. „Wirtschaft und Gesellschaft brauchen Genossenschaften dringender denn je, wenn wir das bewährte Modell der Sozialen Marktwirtschaft wieder mit mehr Leben füllen wollen“, so Theileis vor rund 260 Gästen beim Zukunftsforum. 

Dabei beschränke sich das kooperative Wirtschaften von Genossenschaften schon lange nicht mehr ausschließlich auf die bekannten Tätigkeitsfelder: Der BWGV-Präsident wies daraufhin, dass die rund 750 Genossenschaften in Baden-Württemberg in mehr als 50 Branchen aktiv sind. Dazu zählen neben den Volksbanken und Raiffeisenbanken, den gewerblichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften und den ländlichen Raiffeisengenossenschaften einschließlich der Winzer- und Weingärtnergenossenschaften auch Energiegenossenschaften, Ärztegenossenschaften, Kooperationen von IT- und Softwareentwicklern, Kindergarten- und Schulgenossenschaften oder Dorfläden. „Verstärkt übernehmen Genossenschaften auch Verantwortung bei so wichtigen Themen wie Pflege und Wohnen, der Entwicklung des Ländlichen Raums und der Sicherstellung zukunftsfähiger Infrastruktur“, erklärte Theileis.

Diese Vielfalt spiegelte sich auch in drei hochkarätig mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Genossenschaften besetzten Fachforen wider. Insbesondere das Potenzial von Genossenschaften für die Transformation der Wirtschaft, die Schaffung bezahlbaren und modernen Wohnraums, eine zukunftsfähige Landwirtschaft und die Energiewende wurde intensiv beleuchtet.

Im Fachforum „Bauen, Wohnen und Leben in Baden-Württemberg“ diskutierten Ministerin Nicole Razavi (Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg) und Minister Manfred Lucha (Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg) gemeinsam mit Sybille Leiß, Vorständin Lichtenstern Wohnkonzepte am Neckarbogen eG, Franz Zekl, Vorstandsvorsitzender Bopfinger Bank Sechta-Ries eG, wie Genossenschaften bei der Schaffung notwendigen Wohnraums helfen können. Außerdem wurde darüber gesprochen, wie Genossenschaften bei Quartiersentwicklungen moderne Wohn- und Lebensräume mit unterschiedlichsten Akteuren gestalten können. 

Im Fachforum „Landwirtschaft und Energie im Wirtschaftssystem“ ging es um die notwendigen verlässlichen Rahmenbedingungen für die rund 270 landwirtschaftlichen und ländlichen Genossenschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Baden-Württemberg, und die Bedeutung der mehr als 150 Energie- und Nahwärmegenossenschaften mit ihren mehr als 48.000 Einzelmitgliedern für die Umsetzung und Akzeptanz der Energiewende. Auf dem Podium diskutierten Ministerin Thekla Walker (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg) und Staatssekretärin Sabine Kurtz (Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg) gemeinsam mit Dr. Holger Löbbert, Vorstand ZG Raiffeisen eG, und Florian Oeß, Vorstand BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG. 

Im Fachforum „Transformation der Wirtschaft gemeinsam gestalten“ sprachen Staatssekretärin Dr. Gisela Splett (Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg), Ministerialdirektor Michael Kleiner (Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg), Maria Fritz, Vorständin Impact Hub Karlsruhe eG, und Klaus Steckmann, Vorstand Volksbank Kurpfalz eG, über die Potenziale der Genossenschaften für die digitale und nachhaltige Transformation der Wirtschaft und die wichtige Rolle der Volksbanken und Raiffeisenbanken hierbei.

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