Springe direkt zum Inhalt , zum Menü .

Landwirtschaft im Spannungsfeld von Erwartungs-, Veränderungs- und Kostendruck

„Die Zukunft der Landwirtschaft geht uns alle an!" so Dr. Roman Glaser, Präsident des BWGV.
BWGV

/

„Die Zukunft der Landwirtschaft geht uns alle an: Wenn wir wollen, dass auch zukünftig gesunde Lebensmittel in Deutschland erzeugt werden, dürfen wir die Landwirtinnen und Landwirte bei der Bewältigung ihrer vielfältigen Herausforderungen nicht allein lassen.“ Dies machte Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), anlässlich des diesjährigen VR-Agrartags der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Künzelsau deutlich. Er stellte heraus: „Unsere Landwirtschaft sieht sich gleichermaßen einem hohen Erwartungs-, Veränderungs- und Kostendruck gegenüber – und dies in einer noch nie dagewesenen Dimension und Geschwindigkeit. Wir müssen aufpassen, dass unter diesem immensen Druck nicht eine ganze Branche zusammenbricht.“

Die Landwirtschaft packe mit großer Energie und hoher Veränderungsbereitschaft den tiefgreifenden Transformationsprozess selbst an. „Die landwirtschaftlichen Erzeugerinnen und Erzeuger und die Genossenschaften gestalten mutig und entschlossen die Zukunft. Sie übernehmen ökologische Verantwortung und stehen hinter den Zielen zu mehr Umwelt- und Klimaschutz, mehr Tierwohl und Biodiversität“, so Glaser. Er betonte: „Die Betriebe und Unternehmen sind im Bereich Nachhaltigkeit oftmals bereits gut aufgestellt und erkennen die sich daraus ergebenden Chancen. Nachhaltiges Wirtschaften ist gerade bei den Genossenschaften fest in ihrer DNA verankert. Dies kann aufgrund der damit verbundenen hohen Glaubwürdigkeit zu einem Wettbewerbsvorteil werden.“

Bei der Umsetzung der ökologischen Ziele dürfe die ökonomische Tragfähigkeit für die Betriebe jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Neben den wachsenden Anforderungen an umweltgerechte und klimafreundliche Produktion würden die hohe Inflation sowie die gestiegenen Lohn-, Material- und Energiekosten zu massiven Steigerungen der Produktionskosten beitragen. Glaser: „Die stark gestiegenen Produktionskosten lassen sich nicht vollständig durch höhere Verkaufspreise kompensieren. Wir brauchen Lebensmittelpreise, die im Einklang mit den Produktionskosten stehen und den tatsächlichen Wert der qualitativ hochwertigen Produkte abbilden. Dazu ist ein gesellschaftliches Umdenken notwendig.“ Gleichzeitig warnte der BWGV-Präsident vor überzogenen, unrealistischen Anforderungen und Zeitplänen für den Umbau der Landwirtschaft und forderte politische Rahmenbedingungen, die für Betriebs- und Investitionsplanungen ein hohes Maß an Verlässlichkeit bieten.

Konzepte, wie es auch weiterhin in einem herausfordernden Umfeld gelingen kann, Mut für Neues zu entfalten und dabei Bewährtes zu bewahren, standen im Mittelpunkt des VR-Agrartags „Verändern, mutig sein, bewahren“. Landwirtinnen und Landwirte sowie Vertreterinnen und Vertreter der Volksbanken und Raiffeisenbanken aus ganz Baden-Württemberg haben sich im Carmen Würth Forum in Künzelsau damit beschäftigt, wie steigende Kosten, stagnierende Erlöse, wachsende Umwelt- und Klima-Anforderungen aber auch veränderte Konsumgewohnheiten traditionelle Betriebskonzepte der Landwirtschaft in Frage stellen – und welche Lösungen es gibt. Außerdem wurden Strategien erörtert, wie Familienmitglieder in einer Krise gesund bleiben.

Wie die Genossenschaftsbanken als traditionell starke Partner der Landwirtschaft den Betrieben in der Transformation helfen können, darüber referierte Britta Bannick vom Zentralbereich Firmenkunden Agrarwirtschaft bei der DZ Bank in Stuttgart. Sieben Schritte, um resilient und glücklich zu werden, führte Christine Wunsch – Rednerin, Autorin, Coach und Bäuerin aus Südtirol – in ihrem Impulsvortrag „Sei ein Leuchtturm und kein Teelicht“ aus. Und wie aus Tradition Neues entstehen kann, zeigte Diplom-Agraringenieur Stefan Kerner, Inhaber der Erlenbacher Ölmühle und Kreisvorsitzender des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg, in seinem Vortrag „Zurück in die Zukunft“.

Eine Podiumsdiskussion unter Moderation von Oliver Knab mit allen Referenten sowie Kabarett-Einlagen von „Dui do on de Sell“ rundeten das etwa vierstündige Programm ab.

Artikel versenden