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Zukunftsplattform 2030: Jugend will mitgestalten

Zukunftsplattform Genossenschaften
BWGV

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Gemeinsam mit der Akademie Deutscher Genossenschaften, Montabaur, konzipierten die Bereiche Beratung und Bildung des BWGV einen zweitägigen Workshop, um der Zukunftsfrage auf den Grund zu gehen: „Wie muss eine Genossenschaft aussehen, damit du Mitglied wirst beziehungsweise bleibst?“ Diese Frage richteten Raiffeisen-Genossenschaften aus ganz Baden-Württemberg an junge Menschen aus den Mitgliedsfamilien und warben für die Teilnahme an der ersten Zukunftsplattform 2030. Ende Januar 2018 war es soweit. An der Akademie in Karlsruhe versammelten sich 20 hoch motivierte Teilnehmer aus neun Genossenschaften. Sie waren zwischen 18 und 35 Jahre alt und stammten in der Mehrzahl aus Winzer- und Weingärtnergenossenschaften. Nach einer Einführung in die Agenda und Einteilung der Teilnehmer in vier Gruppen wurde den Anwesenden klar, dass sie in den kommenden Stunden keine Vorträge hören, sondern selbst aktiv Antworten auf die Eingangsfrage suchen werden.

Gedanken über Zukunft der Genossenschaft

Die abgefragten Erwartungen zeigten, dass sich die Teilnehmer sehr fokussiert mit der Zukunft ihrer

Zukunftsplattform Genossenschaften
Die Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema „Leitbild/Selbstverständnis“, beschäftigt hatte, präsentierte den anderen Workshop-Teilnehmern ihre Ergebnisse.

Genossenschaft auseinandersetzen wollten, dass sie neugierig und offen angereist waren und dass der Spaß mit Gleichaltrigen nicht zu kurz kommen sollte. Nach kleinen Warmup-Aufgaben starteten wir zwei Kartenabfragen, um ein Stimmungsbild einzufangen. Die Teilnehmer sollten folgenden Satzanfang ergänzen: „Genossenschaft ist …“ 23 Antwortkarten ergänzten den Satz mit einer positiven Zuschreibung wie Teamgeist, große Familie, Arbeitsteilung, Stärke, Gemeinschaft, große Reichweite, bietet alle Chancen. 28 Beiträge setzten sich kritisch mit der Genossenschaft auseinander und ergänzten den Satz mit Aussagen wie Egoismus, träge, statisch, weniger innovativ, Masse statt Klasse, Ausnutzen von Positionen, der Lauteste gewinnt, Zurücklehnen – einer wird die Arbeit schon machen, eingeschlafene Prozesse, Flucht von fähigen Jungmitgliedern, Ungunst und Neid.

Aus der Unzufriedenheit lassen sich direkt Verbesserungsvorschläge ableiten. Dementsprechend fielen die Antworten auf die nachfolgende „Wünsch-dir-was- Frage“ aus. Die Teilnehmer ergänzten folgenden Satz: „Genossenschaft sollte sein/haben …“ Auf insgesamt 53 Antwortkarten wurden häufig ähnliche Wünsche und Erwartungen durch Mehrfachnennungen formuliert. Spitzenreiter mit 13 Nennungen sind Formulierungen wie Offenheit, weltoffen, offene Kommunikation, aufgeschlossen für Neues, Moderne, Visionen, Innovation. Dicht gefolgt rangierten Satzergänzungen, die sich dem wirtschaftlichen Erfolg der Genossenschaft auseinandersetzten und forderten Markterfolg, guter Auszahlungspreis, gutes Einkommen, vertrieblich erfolgreich, Vermarktungsstrategien, guter Ruf, unternehmerischer Erfolg ein.

Fast genauso häufig wünschten sich die Teilnehmer das, was zur DNA jeder Genossenschaft gehört, und ergänzten den Satz mit Attributen wie Gemeinsamkeit, alle ziehen an einem Strang, Zusammenhalt, gleichwertig, generationsübergreifend, Zusammenhalt. Immerhin acht Satzergänzungen nannten Transparenz, offene Kommunikation, Mitspracherecht, Rücksprache mit Winzer, von unten nach oben statt von oben nach unten. Sechs Nennungen bezogen sich auf die Entscheidungsprozesse in Genossenschaften und forderten zum Beispiel, flexibel, handlungsschnell, entscheidungsfreudig zu sein.

Vier Überschriften erarbeitet

Die Antworten ließen sich zu vier Themenblöcken verdichten.

  1. Innovation/Neues
  2. Markt/Kunde
  3. Struktur/Organisation
  4. Leitbild/Selbstverständnis

Jede Gruppe zog sich ein Thema, suchte Lösungen und stellte diese im Plenum vor. Anschließend vollzogen wir eine Themenrotation, um eine zweite Sicht zu jedem Themenblock einzuholen. Zum Abschluss des arbeitsreichen Tags erhielten alle Teilnehmer Punkte, mit denen sie die aus ihrer Sicht wichtigsten Teilaspekte eines Themas markieren durften. Anhand der Markierungen ließen sich sehr leicht Priorisierungen in den Themenblöcken erkennen. Die gemeinsame Abendveranstaltung mit Jungwinzer-Battle beschloss den ersten Tag.

Am Tag zwei widmeten sich die Arbeitsgruppen voller Elan ihren Schwerpunkthemen und verarbeiteten die wichtigsten Kernaussagen zu einem Handy-Video. Der Vormittag verflog im Nu mit Drehbuch schreiben, Kulissen bauen, drehen und Videomaterial schneiden. Es entstanden vier beeindruckende Videos, in denen jede Gruppe Teilaspekte einer idealen Genossenschaft vorstellten. Alle Videos können auf der Facebook- Seite von „Generation Geno“ unter https://www.facebook.com/generationgeno/ betrachtet werden.

Fazit

Die beteiligten Jungmitglieder setzten sich sehr reflektiert mit der gelebten Realität ihrer Genossenschaft auseinander. Sie nehmen zwar die Vorteile des gemeinsamen Wirtschaftens wahr, beobachten jedoch kritisch, dass sich Genossenschaften teilweise von den Idealen Raiffeisens entfernt haben. Anspruch und Wirklichkeit passen oft nicht zusammen. Die Genossenschaft ist für sie dann attraktiv, wenn sich die Mitglieder solidarisch verhalten, die Zusammenarbeit intensiviert und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird. Die Kommunikation zwischen Führung und Mitglieder soll offen und transparent organisiert sein. Jungmitglieder erwarten einen marktgerechten Auftritt der Genossenschaft und wirtschaftlichen Erfolg. Kurz: Sie wollen Teil einer starken Gemeinschaft sein.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser präsentierten die Teams ihre Videos. Glaser erläuterte im Anschluss daran die Struktur der genossenschaftlichen Organisation und diskutierte offen und angeregt mit den Teilnehmern. Er sicherte zu, dass die Ergebnisse der beteiligten Gruppen in die Arbeit des BWGV einfließen werden und in den Gremien zur Diskussion gestellt werden. Genau das ist ein konkretes Anliegen der Teilnehmer. Sie wünschen sich aus den Genossenschaften ein Feedback auf ihre Arbeit.

Eine erste Vorstellung der Ergebnisse gab es auf der Winzer- und Weingärtner-Tagung am 7. März in Karlsruhe. Darüber hinaus bieten die Organisatoren den beteiligten Genossenschaften an, die Ergebnisse im Rahmen einer internen Gremiensitzung vorzustellen und zu erläutern. Die BWGV-Bereiche Bildung und Beratung planen weitere Formate, um die angestoßenen Diskussionen und Prozesse weiterzuentwickeln. Einige Genossenschaften haben Interesse angemeldet eine solche Zukunftsplattform als Inhouse-Veranstaltung oder mit benachbarten Genossenschaften gemeinsam durchzuführen.

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