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Obst 4.0 in der Ortenau: Schnelligkeit für frische Früchte

OGM eG
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Herr Bartmann, Herr Blechinger, die OGM Obstgroßmarkt Mittelbaden eG in Oberkirch ist eine Erzeugergemeinschaft. Wie viele Mitglieder hat sie und wie sieht der Arbeitsalltag aus, wenn die Mitglieder täglich ihre frisch geernteten Produkte anliefern?

Frank Bartmann: Unsere Genossenschaft hat aktuell knapp 2.000 Mitglieder. Nehmen wir als Beispiel die Strauchbeeren. Das sind Himbeeren, Brombeeren, Kulturheidelbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren. Unsere Produzenten liefern zur Haupternte die Ware tagfrisch an einem unserer Standorte in Achern, Bühl, Oberkirch oder Ortenberg an. Die Ware wird von unseren Qualitätskontrolleuren begutachtet und bewertet. Parallel stimmt unsere Verkaufsabteilung Verkaufsprogramme und Bestellmengen mit unseren Kunden ab. Vormittags gehen die Bestellungen ein und nachmittags wird die Ware auf die Lastwagen verladen, damit sie nachts beziehungsweise am nächsten Morgen in den Verteilerzentren des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) und den Großmärkten in Deutschland ist.

Manuel Blechinger: Je nach Kundenwunsch wird die Konfektionierung unserer Früchte in den entsprechenden betriebseigenen Verpackungsstationen vorgenommen. Sämtliche Zertifizierungen auf Unternehmens- und Erzeugerebene sind in der Genossenschaft bereits seit Jahren erfolgreich etabliert. Um ein hohes Maß an Qualität und Produktsicherheit zu gewährleisten ist ein funktionierendes Rückverfolgbarkeitssystem Teil unseres umfangreichen Warenwirtschaftsprogramms.

Frau Schrempp, bevor wir auf das Thema Warenwirtschaftssystem kommen: Sie tragen selbst Verantwortung in einer Genossenschaft. In welcher Funktion und woher rührt Ihr Engagement?

Brigitta Schrempp: Meine Berührung mit dem Genossenschaftswesen kommt durch meine Tätigkeit als Vorstandsprecherin der BürgerEnergiegenossenschaft E-Werk Mittelbaden eG in Lahr. Wir sind eine der größten Energiegenossenschaften in Baden-Württemberg mit über 1044 Mitgliedern und einem Gesamtinvestitionsvolumen von nahezu 5.6 Millionen Euro. Wir haben in unserem Portfolio Photovoltaik-Anlagen und Windkraftanlagen. An einer Wasserkraftanlage wird gerade noch gearbeitet. Die Möglichkeit der unmittelbaren Teilnahme und Mitverantwortung der Bürger bei der Gestaltung einer zukunftsorientierten Energieversorgung ist für mich eine große Herausforderung und eine riesige Chance zugleich. Langfristig sollen in unserer Region regenerative Energiesysteme der verschiedensten Art die Basis einer stabilen und nachhaltigen Energieversorgung sein.

Wir, die BürgerEnergieGenossenschaft E-Werk Mittelbaden eG, wollen durch den unmittelbaren Einsatz von Kapital von Bürgerinnen und Bürgern in konkreten und innovativen Projekten in der Region aufzeigen, dass im Einvernehmen mit den Bürgern vor Ort, regenerative Energiesysteme wirtschaftlich betrieben werden können. Möglichkeiten der Energieeinsparung, Energieeffizienz und Energiespeicherung sind ebenfalls zu fördern.

Herr Bartmann, Herr Blechinger, Frau Schrempp, kommen wir zum Thema Logistik in der Obsterzeugung. Die Stichworte lauten unter anderen Erfassung und Bearbeitung der Aufträge, Rückverfolgung der einzelnen Produkte, Verpackung, Kommissionierung, Versand. Wie funktioniert dies alles beim OGM?

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Apfel-Kistenentleerung: Kiste für Kiste wird sanft dem Wasserbad zugeführt.

Schrempp: Das eingesetzte Warenwirtschaftssystem spielt an dieser Stelle eine große Rolle. Es wurde speziell für den Großhandel in enger Zusammenarbeit mit der OGM entwickelt und deckt daher die gesamten Prozesse vollumfänglich ab. Dabei wurde das System auf den Umgang mit einem großen vielseitigen Produktportfolio abgestimmt und auf eine schnelle Bearbeitung und Abwicklung ausgelegt, was gerade im Handel mit Lebensmitteln enorm wichtig ist. Ebenso wichtig für die Genossenschaft ist die integrierte Mitgliederverwaltung, welche unter anderem die Verwaltung der Geschäftsanteile und des Geschäftsguthabens ermöglicht.

Bartmann: Am Anfang stehen die (An)-Lieferscheine unserer Mitglieder, die sogenannten Erzeugerbelege. Diese werden anfangs der Obstsaison für jeden Produzenten vorgedruckt. Adresse, Erzeugernummer, Lieferscheinnummer und ein sogenannter DataMatrix Code sind wichtige Bestandteile des Lieferscheins. Bei der Warenanlieferung bringt jeder Erzeuger seinen ausgefüllten Erzeugerbeleg für die Ware mit und lässt sich diesen vom Qualitätskontrolleur im Wareneingang quittieren.

Der Kontrolleur scannt mit Hilfe eines Barcodescanners den DataMatrix Code ab und liest die Informationen Lieferscheinnummer, Erzeugernummer und Erzeugername aus dem Code. Diese Informationen werden ihm auf dem Scanner angezeigt. Nun muss er nur noch die Anzahl der angelieferten Kisten eintippen und einen Druckauftrag an einen über Bluetooth verbundenen mobilen Drucker senden. Das sogenannte Partieetikett, welches ausgedruckt wird, wird an der entsprechenden Ware angebracht und dient somit als roter Faden in der kompletten Rückverfolgbarkeitskette.

Sämtliche Erzeugerbelege werden anschließend im Büro über einen Tischscanner im Warenwirtschaftssystem erfasst. Lediglich Artikelnummer, Verpackung und Menge müssen händisch eingegeben werden.

Werden bereits beim Wareneingang die Weichen für die spätere Rückverfolgbarkeit gelegt?

Blechinger: Richtig. Die durchgängige Etikettierung der Ware mit DataMatrix Codes im Zusammenspiel mit verschiedenen speziell entwickelten Scanner-Anwendungen sind zentraler Bestandteil dieses lückenlosen Rückverfolgungssystems.

Wie funktioniert ein Warenauftrag?

Bartmann: Nach Eingang der Bestellungen werden entsprechende Warenaufträge erfasst, welche unmittelbar in einer Dispositionsliste erscheinen. Die Dispositionsliste bietet eine Komplettübersicht über alle Aufträge des Tages. Aus der Dispositionsliste heraus werden anschließend die Kommissionierscheine und Paletten-Etiketten ausgedruckt.

Der nächste Schritt ist die Kommissionierung. Wie sieht es hiermit aus?

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Apfelsortierung: In insgesamt 35 Wasserkanälen schwimmen die Äpfel quasi um die Wette.

Blechinger: Sämtliche Kommissionierscheine sind ebenfalls mit einem DataMatrix Code versehen und werden zu Beginn der Kommissionierung zunächst abgescannt, damit der Auftrag auf dem Scanner sichtbar wird. Informationen wie beispielsweise Produkt, Verpackung und Menge werden dem Kommissionierer auf dem Display angezeigt. Im Anschluss scannt der Mitarbeiter die Partieetiketten, welche im Wareneingang an der Ware angebracht wurden mengengenau dem Kommissionierauftrag zu. Somit besteht später die Möglichkeit der Rückverfolgung der Ware um eine Stufe nach vorne zum Kunden und um eine Stufe zurück zum Erzeuger. Sobald die Sollmenge des Auftrags erreicht ist, wird dies auf dem Scanner angezeigt. Ist ein Auftrag abgearbeitet, werden die Paletten-Etiketten an den einzelnen Paletten angebracht und die Ware wird auf die Lkw verladen. Nach der Verladung werden die entsprechenden Lieferdokumente ausgedruckt.

Bartmann: Zur Abwicklung und Kommissionierung der Aufträge kommt ebenfalls modernste Scanner Technik und speziell zugeschnittene Software zum Einsatz. Dabei ist die Dispositionsliste das zentrale Modul. Die über die Scanner erfassten Daten (Zuordnungen der Ware zum Auftrag) werden in diesem Programm zentral gebündelt. Durch farbliche Hervorhebungen wird beispielsweise der Kommissionierungsfortschritt eines Auftrags ersichtlich. Der Abschluss eines Auftrags – das Verladen auf die Lastwagen und das Drucken der Lieferscheine – kann somit zum richtigen Zeitpunkt erfolgen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Warenauftrag und einem Produktionsauftrag?

Blechinger: Auf entsprechenden Kundenwunsch wird in unseren betriebseigenen Verpackungsanlagen Ware konfektioniert. In diesem Fall wird aus dem Warenauftrag heraus ein sogenannter Produktionsauftrag angelegt und direkt an die Software der Packstationen gesendet. Nach Produktionsstart wird die zu konfektionierende Ware dem Auftrag zugescannt. Nach Beendigung des Auftrags werden sämtliche Daten wie zum Beispiel verwendete Ware, Erzeuger und Menge an das Warenwirtschaftssystem (WWS) zurückgemeldet. Das Palettenetikett mit DataMatrix Code wird ausgedruckt und an den jeweiligen Paletten angebracht. Für die spätere Kommissionierung wird dieses Palettenetikett für die Rückverfolgbarkeit der Ware herangezogen.

Durch den vollautomatisierten Datenaustausch zwischen der Verpackungsanlage und dem WWS wird während und nach dem Konfektionierungsprozess die Rückverfolgbarkeit der Ware gewährleistet.

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