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Investoren stehen vielfältigen Risiken gegenüber

Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman bei der Union Investment Konferenz
Union Investment

Die nächste Krise kommt bestimmt.“ So drückte es der US-Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman bei seiner Bilanz zehn Jahre nach der Finanz- und Staatsschuldenkrise aus. Zwar wollte er sich nicht festlegen, was genau die Krise auslösen werde. Aber angesichts einer weltweit weiterhin hohen Verschuldung, der Zuspitzung von internationalen Handelsstreitigkeiten und einer insgesamt schwächer werdenden Weltwirtschaft schaue er nicht gerade optimistisch in die Zukunft. Dies gelte auch mit Blick auf die Schwellenländer, deren Lage sich zuletzt erheblich verschlechtert habe. Auch was die Reaktionsmöglichkeiten auf eine potenzielle Krise angeht, zeigte sich Krugman skeptisch. Weder die hoch verschuldeten USA noch Europa seien wirklich vorbereitet.

Vertrauensverlust erhöht Unsicherheit

Für den Bereich der Weltpolitik schlug Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, in dieselbe Kerbe. Bei seiner Analyse geopolitischer Risiken konstatierte er einen „Verlust an Prognosefähigkeit in der internationalen Politik“. Ischinger sieht die Welt in einem epochalen Umbruch begriffen. „Die globalen Machtverhältnisse ändern sich mit hohem Tempo, ohne dass wir wissen, wo die Reise hingeht“, sagte Ischinger. Multilaterale Plattformen wie die Vereinten Nationen oder die G7-Konferenzen verlören die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Die internationale Politik sei nicht mehr in der Lage, Konflikte oder Kriege zu beenden. Aus der Sicht Ischingers ist diese Unfähigkeit eng mit dem Verlust an Vertrauen zwischen den internationalen Akteuren verknüpft. „Das Verhältnis der USA und Russland ist heute teilweise stärker belastet als in Zeiten des Kalten Krieges“, so Ischinger.

Einen weiteren Aspekt zunehmender Unsicherheit führte Lord Jonathan Evans, bis 2013 Generaldirektor des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, den Konferenzteilnehmern vor Augen. In seinem Vortrag skizzierte er die Gefahren der weltweiten Cyberkriminalität. Potenzielle und tatsächliche Ziele von Angriffen seien nicht nur die Sicherheit und Stabilität von Staaten, sondern auch deren Infrastruktur sowie Wirtschaftsunternehmen. Jedoch seien weder Staaten noch Wirtschaftsunternehmen der Cyber-Kriminalität gänzlich schutzlos ausgeliefert. Denn überall auf der Welt werde mit hohem Aufwand an Sicherheitssystemen geforscht, die dann zur Marktreife geführt würden. Die gute Botschaft für Investoren: „Hier entstehen für Anleger durchaus interessante Chancen.“

Drahtseilakt für US-Notenbank

Weiterhin Chancen für Investoren sieht auch Jens Wilhelm, im Vorstand von Union Investment zuständig für Portfoliomanagement, Immobilien und Infrastruktur. Allerdings erinnerte er die Gäste in Mainz daran, dass sich die Weltwirtschaft in einer Übergangsphase von ausgeprägter Zuversicht hin zu einer realistischen Betrachtung von Chancen und Risiken befinde. „Die Märkte erfordern ein höheres Maß an Selektivität von den Anlegern“, so die Schlussfolgerung von Wilhelm. Erschwerend komme hinzu, dass sich einige der zentralen Spielregeln der globalen Ökonomie gerade veränderten. Dies gelte insbesondere für das bisherige Regime des Welthandels. „Der von der America-First-Politik des US-Präsidenten ausgehende Protektionismus stellt das Prinzip der globalen Arbeitsteilung in Frage“, sagte Wilhelm.

Die Politik von US-Präsident Donald Trump bezeichnete Wilhelm als „das größte fiskalpolitische Experiment der Nachkriegsgeschichte“. Damit gemeint waren die mit neuen Schulden finanzierten Steuersenkungen sowie die Zunahme der öffentlichen Ausgaben. „Das führt natürlich zu einer erheblichen Unterstützung der US-Wirtschaft“, räumte Wilhelm ein. Dennoch sei der eingeschlagene Weg nicht ohne Risiken. Der amerikanischen Notenbank wies Wilhelm eine zentrale Rolle in den kommenden Monaten zu. Die Fed habe einen „Drahtseilakt“ zu bewältigen. Einerseits müssten sie auf den robusten US-amerikanischen Arbeitsmarkt und den steigenden Inflationsdruck reagieren. Andererseits hätte sie gleichzeitig darauf zu achten, dass der US-Dollar gegenüber den Währungen der Schwellenländer nicht zu stark an Wert hinzugewinne.

Unternehmensanleihen aktiv managen

Investoren stellt das aktuelle Marktumfeld in Hinblick auf ihre Anlagestrategie vor erhebliche Herausforderungen. Zu beobachten ist, dass passive Investmentansätze seit Jahren auf dem Vormarsch sind. Doch da sich die Forschung bisher vor allem auf den Bereich der Aktienmärkte konzentriert hat, gibt es beim Vergleich aktiver und passiver Rentenstrategien bislang nur wenige Erkenntnisse. Vor diesem Hintergrund hat Union Investment eine Studie erstellt, in deren Fokus die Anlageklasse der europäischen Unternehmensanleihen steht.

Das Ergebnis: Im Betrachtungszeitraum von 2011 bis 2018 blieben die passiven Strategien im volumengewichteten Durchschnitt deutlich hinter ihren zu replizierenden Benchmarks zurück. Pro Jahr belief sich die Underperformance auf 46 Basispunkte. Die aktiv gemanagten Fonds hingegen erzielten in der Mehrheit eine Outperformance.

Umfrage

Union Investment befragt seit 2005 jährlich institutionelle Anleger nach ihren Risikoeinstellungen und Anlagepräferenzen.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Sicherheit hat für die Investoren nach wie vor den höchsten Stellenwert bei ihren Anlageentscheidungen. Jedoch stehen Sicherheitsaspekte nur noch für 58 Prozent der Befragten an erster Stelle (minus 14 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr).
  • Für 28 Prozent der befragten Großanleger hat die Erzielung von Renditen für ihre Anlageentscheidung gegenwärtig die höchste Bedeutung (plus 7 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr und der höchste Wert seit Beginn der alljährlichen Investorenbefragung im Jahr 2005).
  • Ebenfalls deutlich relevanter geworden ist die Liquidität. Sie steht für 14 Prozent der Befragten bei ihren Investments im Vordergrund (2017: sieben Prozent).
  • Auswirkungen der veränderten Investmentpräferenzen: Es dominieren zwar nach wie vor Rentenanlagen mit einem Anteil von 55 Prozent am institutionellen Portfolio. Allerdings hat sich die Aktienquote mit einem Anstieg von neun auf 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt.
  • Massive Eintrübung bei der Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutschland: Elf Prozent der Befragten rechnen auf Jahressicht mit einer Verbesserung. Im Vorjahr war der Anteil der Optimisten 39 Prozent fast vier Mal so hoch. Eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation erwarten 38 Prozent, ein Anstieg um 32 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.
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