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Innovation made by Genossenschaft

Genossenschaften aus unterschiedlichen Branchen packen wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen an.
BWGV

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Baden-Württemberg ist seit vielen Jahren innerhalb der EU die Region mit der größten Innovationskraft. In keiner anderen Region Europas wird anteilig zum Bruttoinlandsprodukt so viel Geld für Forschung und Entwicklung ausgegeben wie im Südwesten. In keinem anderen europäischen Land ist zudem der Anteil der Beschäftigten in forschungsintensiven Industriezweigen höher.

Chance und Risiko abwägen

Dieses innovationsfreudige Klima insbesondere auch für mittelständische Unternehmen zu sichern, ist eine wichtige und entscheidende Aufgabe für die Zukunft. Denn nur Unternehmen, die innovativ sind und sich, ganz im Wortsinne von Innovation, stetig erneuern, haben langfristig auf dem globalen Markt Erfolg und helfen somit, den Wohlstand des Landes zu erhalten. Den Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg fällt hierbei eine besondere Rolle zu: Die dezentral aufgestellten und selbst mittelständisch strukturierten Genossenschaftsbanken kennen ihre Firmenkunden mit ihren Geschäftsmodellen sehr genau. Sie wissen um die Potenziale der Unternehmen und unterstützen die Unternehmer bei der Verwirklichung ihrer Ideen und der Umsetzung von Innovationen. Eine Zahl hierzu: Die von den 206 Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg ausgegebenen Kredite an Unternehmen betrugen vergangenes Jahr 33,5 Milliarden Euro. Das sind 5,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Eines ist dabei unbestritten: Wenn es um die Entscheidung ,,Chance oder Risiko“ geht, ist es für ein Unternehmen ungemein wichtig, die Rückendeckung seiner Bank zu haben. Die Genossenschaftsbanken sind daher unverzichtbarer Bestandteil der beeindruckenden Innovationskraft im Land. Dies machen die genossenschaftlichen Banken auf besondere Weise auch einmal im Jahr mit der Vergabe des VR-Innovationspreises deutlich: Seit Jahren zeichnen sie außergewöhnliche Innovationen von mittelständischen Unternehmen aus und stellen diese im Rahmen des VR-Mittelstandstags einer breiten Öffentlichkeit vor. Neben dem Hauptpreis werden ein Preis des Handwerks sowie ein Förderpreis verliehen. Insgesamt warten Preisgelder in Höhe von 50.000 Euro.

Hilfe zur Selbsthilfe

Es kommt nicht von ungefähr, dass es insbesondere genossenschaftliche Banken sind, die Innovationen und notwendige Weiterentwicklungsprozesse bei Handwerksbetrieben und mittelständischen Unternehmen fördern und konstruktiv-partnerschaftlich begleiten. Das liegt gewissermaßen im Kern einer Genossenschaft begründet. Als die ersten Genossenschaften vor gut 160 Jahren in Deutschland gegründet wurden, handelte es sich um organisatorische Innovationen. Insbesondere Handwerker und Landwirte taten sich zusammen, um der Arbeitslosigkeit und Armut zu entkommen, um Zugang zu Krediten zu schaffen und um die herrschende Hungersnot zu bekämpfen. Die Menschen riefen damals nicht nach dem Staat, sondern packten im Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“ die großen Herausforderungen ihrer Zeit an.

Diesbezüglich sind starke Parallelen zur heutigen Zeit zu erkennen: Auch heute gibt es massive gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen mit großen Herausforderungen, die es gilt, anzunehmen und mit innovativen Konzepten zu lösen. Die Digitalisierung ist in diesem Zusammenhang ebenso zu nennen, wie die Energiewende, der demografische Wandel oder der zunehmende Wegfall von kommunalen Leistungen. Und auch heute sind es Genossenschaften, die in vielen Bereichen überzeugende Antworten auf drängende Fragen der Gegenwart geben können.

Flexibilität begünstigt lnnovationen

In mehr als 50 Branchen sind Genossenschaften in Baden-Württemberg mittlerweile aktiv und prägen in ihrer Vielfalt unsere sich verändernde Gesellschaft und Wirtschaft. Warum es gerade Genossenschaften sind? Sie verfügen über Eigenschaften, die sie sehr flexibel und praxisorientiert auf Umbrüche und neue Herausforderungen reagieren lassen. Dazu gehört insbesondere die Tatsache, dass sie dem Wunsch der Bevölkerung nach Mitbestimmung, Transparenz und Demokratie auf ideale Weise nachkommen, denn die Genossenschaften gehören ihren Mitgliedern. Wie innovativ genossenschaftliche Geschäftsmodelle sein können und wie sie gesellschaftliche Veränderungsprozesse positiv aufnehmen, zeigt das Beispiel von Ärztegenossenschaften, die eine zentrale Rolle in der Sicherstellung ärztlicher Versorgung spielen können - gerade vor dem Hintergrund, dass in Baden-Württemberg jeder vierte Hausarzt über 60 Jahre alt ist. Genossenschaftlich geführte Praxen können einen wichtigen Beitrag leisten, eine flächendeckende Versorgung sicher zu stellen.

Zwei Modelle haben hierbei besonderes Potenzial: Zum einen, dass Kommunen und/oder Bürger Praxisräume finanzieren und betreiben, die dann von Ärzten in Voll- oder Teilzeit genutzt werden können. Denkbar sind durchaus auch mehrere Ärzte, die sich den Dienst teilen. Zum anderen sind Zusammenschlüsse mehrerer Ärzte, auch unterschiedlicher Fachrichtungen, zu Praxisgenossenschaften denkbar. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie können sich Sprechzeiten, Verantwortlichkeiten, Verwaltung oder auch Personal mit Kollegen teilen.

Von Schule bis Breitbandausbau

Genossenschaften bieten des Weiteren auch ganz pragmatisch Lösungen im Bereich von Angeboten, die bisher stark als rein kommunale Angebote angesehen wurden: Eltern organisieren genossenschaftlich Schulen, wie etwa das Peter-Härtling-Gymnasium in Nürtingen oder einen Kindergartenbetrieb, wie den der Waldorf-Kindertagesstatte in Gengenbach. Bürger gründen Genossenschaften, um das Schwimmbad am Laufen zu halten oder damit das Kino weiterhin öffnen kann. Beispiele für solche aus der Bürgerschaft heraus angestoßene und umgesetzte Genossenschaften, die auch wirtschaftlich erfolgreich sind, gibt es immer mehr in Baden-Württemberg. Im Bereich von Bürgerbussen, Car- oder Bike-Sharing sind ebenfalls Genossenschaften denkbar, um die nachhaltige Mobilität außerhalb der Ballungszentren sicher zu stellen. Und beim Breitbandausbau kann es mehr als ein Ansatz sein, dass eine eingetragene Genossenschaft als Eigentümerin der Netzinfrastruktur fungiert und diese dann an einen Anbieter vermietet.

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