Hier ist Vielfalt willkommen! Für Volksbanken und Raiffeisenbanken ist Inklusion kein Fremdwort, aber was bedeutet es genau? Dabei geht es um Zugehörigkeit von Menschen mit Behinderung zum Beispiel in der Schule, am Arbeitsplatz und natürlich in einer Genossenschaftsbank. Die landesweit beispielhafte Initiative der Volksbanken und Raiffeisenbanken, der Lebenshilfe Baden-Württemberg, der Diakonie, der Liga der Wohlfahrtspflege sowie der Dehoga und dem Einzelhandelsverband Baden-Württemberg hat zum Ziel, behinderten Menschen die Teilhabe am Alltagsleben und mehr Selbstbestimmung zu ermöglichen.
Inhalte und Emotionen
Interessante Vorträge aber auch emotionale Momente erwarteten die Teilnehmer und Gäste der ersten zentralen Schulungsveranstaltung im „Eins + Alles“ in Welzheim, zu der die Initiativpartner eingeladen hatten. Im Anschluss an ein per Video übermitteltes Grußwort der Landes Behindertenbeauftragten des Landes Baden-Württemberg, Stephanie Aeffner, moderierte Ingo Pezina, Geschäftsführer des Landesverbands Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V., das Treffen und begrüßte die Teilnehmer, überwiegend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kundenkontakt sowie Marketing- und Vertriebsverantwortliche, die die Inhalte als Multiplikatoren in ihren Häusern platzieren. Die Schulungsinhalte vermittelte eine Trainerin der Lebenshilfe. Sie referierte darüber, auf welche Widerstände Behinderte im Alltag stoßen und wie sie zum Teil wie Kleinkinder behandelt werden. Ebenso machte sie darauf aufmerksam, wie sehr technische Veränderungen wie zum Beispiel ein Geldautomat mit Touchscreen und ohne Ziffern Eingabefeld gerade Menschen mit Sehbehinderung vor besondere Herausforderungen stellten, um eigenständig Geld abzuheben.
„Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert“
Sebastian Schild, ein seit einem Verkehrsunfall vor 15 Jahren im Rollstuhl sitzender Keynote-Speaker und Hypnosecoach, berichtete aus seinem Leben und wie er durch eine Einstellungsveränderung mit seiner Situation zurechtkam. Sein Fazit: „Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert.“
Sofern die Schulungsteilnehmer den Beleg einer durchgeführten oder verbindlich geplanten Aktion zum Thema „Inklusion“ mit dabei hatten, erhielten sie direkt das Prädikat „unbehindert miteinander“ und sind damit für drei Jahre zertifiziert. Folgende Genossenschaftsbanken wurden ausgezeichnet: Volksbank Baden-Baden Rastatt eG, Volksbank Balingen-Hohenzollern eG, VR-Bank Ellwangen eG, Volksbank Franken eG, Volksbank Hohenlohe eG, Volksbank Rhein-Wehra eG und Volksbank Welzheim eG.
Das Projekt „unbehindert miteinander“ setzt konsequent beim (Dienstleistungs-)Verständnis für Menschen mit Handicap an und signalisiert die Willkommenskultur der teilnehmenden Betriebe – nicht die Einhaltung bestimmter DIN-Normen. So stehen nicht die Behinderung im Vordergrund, sondern der Mensch, der Kunde und seine speziellen Wünsche und Bedürfnisse, die mit der Einschränkung einhergehen. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, dass Dienstleister und Kunde ständig dazulernen wollen. Den Mitarbeitern der Betriebe soll ermöglicht werden, sich für Inklusion und den Umgang mit Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen zu sensibilisieren. Darüber hinaus soll im örtlichen Gemeinwesen Inklusion aktiv mitgestaltet und damit ein positives Zeichen gesetzt werden. Ganz nach dem genossenschaftlichen Prinzip „Aus der Region für die Region“. So gewinnt am Ende die ganze Gesellschaft, wenn sich immer mehr Menschen für ein gemeinsames Miteinander einsetzen. Alle Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg können sich auf freiwilliger Basis dem Sozialprojekt annehmen.
Voraussetzung: Schulungsteilnahme und Aktion
Was ist zu tun, um das Prädikat zu erhalten? Das Projektziel ist erreicht, wenn eine Schulung zur „Sensibilisierung im Umgang mit Menschen mit Behinderungen“ für ausgewählte Mitarbeiter durchgeführt wird (eintägig oder halbtägig mit vorgeschalteter Online-Schulung). Darüber hinaus soll mindestens eine am Gemeinwesen orientierte Aktion seitens der Bank stattfinden; mit dem Ziel, Teilhabe von Menschen mit Behinderungen auf einer möglichst breiten Basis erlebbar zu machen. Betriebe, die diese Kriterien erfüllen, erhalten das Prädikat „unbehindert miteinander“. Dies kann für die Öffentlichkeitsarbeit (Jahresbericht, Sozialbilanz etc.) und für Werbung im Schaufenster, am Eingang und/oder auf der Internetseite genutzt werden.