Genossenschaftsgründungen finden vermehrt in Bereichen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft statt, wie zum Beispiel für haushaltsnahe Dienstleistungen. Hier können Genossenschaften einen positiven Beitrag leisten. Ebenso zeigt eine Vielzahl von Unternehmen in Baden-Württemberg starkes Interesse an Unternehmensgründungen im Bereich der Gründungen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, um die Versorgung für ihre Mitarbeiter zu verbessern. Hierbei sind Unternehmen auch bereit, sich finanziell bei einer Genossenschaftsgründung einzubringen.
Immer mehr Genossenschaften in der Gesundheitswirtschaft
Im Jahr 2015 kamen 25 Prozent aller genossenschaftlichen Neugründungen in Baden-Württemberg aus dem Bereich der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Bereits im Jahr 2014 stellten Sozialgenossenschaften die drittgrößte Gründungsgruppe in Deutschland dar. Dieser Trend zeigt die wachsende Bedeutung von kooperativen Modellen in der Bewältigung des demographischen Wandels und bei der bedarfsgerechten Weiterentwicklung des Gesundheitswesens. So sind Genossenschaften in diesen Bereichen eine positive Ergänzung zu bestehenden Strukturen der kommunalen Daseinsvorsorge und leisten einen wichtigen Beitrag zur Sozialraumentwicklung. Genossenschaften gehen in besonderem Maße auf die Bedarfe von regionalen Anspruchsgruppen ein und ermöglichen diesen eine aktive Mitgestaltung.
Unternehmen bereit in Infrastruktur für Gesundheit zu investieren
Auch bei den Unternehmen in Baden-Württemberg werden die wohnortnahe ärztliche Versorgung der Mitarbeitenden und zusätzliche soziale Dienstleistungen, wie zum Beispiel Kinderbetreuung, vermehrt als Standortfaktoren gesehen. Im Rahmen einer Umfrage der COBUS Marktforschung GmbH unter 445 Unternehmen aus Baden-Württemberg gaben 56 Prozent der Befragten an, dass eine wohnortnahe Versorgung der Mitarbeiter als sehr wichtig betrachtet wird. Gleichzeitig zeigten sich mehr als die Hälft der befragten Unternehmen auch bereit in den weiteren Ausbau der regionalen Gesundheitsinfrastruktur zu investieren. Die Bereitschaft von Unternehmen zur Investition in Einrichtungen der sozialen- und ärztlichen Versorgung unterstreicht das weitere Potential von Genossenschaftsgründungen in diesem Bereich. Neben den bereits etablierten Modellen der ärztlichen Einkaufsgenossenschaften sind es auch neue Modelle, wie zum Beispiel Praxisgenossenschaften, die somit vermehrt in den Fokus rücken.
Vor dem Hintergrund der wachsenden Herausforderungen für Kommunen im Bereich der sozialen Infrastruktur, ist anzunehmen, dass es sich hierbei nicht nur um einen kurzfristigen Trend handelt, sondern um eine langfristige Entwicklung. Für Genossenschaftsgründungen im Bereich der Sozial- und Gesundheitswirtschaft besteht folglich eine weitreichende Perspektive.
Lesetipps:
Sozialgenossenschaften in Deutschland: Eine diskursgeleitete phänomenologische Annäherung von Prof. Dr. Nicole Göler von Ravensburg
Praxisleitfaden Soziales Unternehmertum vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Die Genossenschaft: eine zukunftsfähige Unternehmens- und Wirtschaftsform in (sozialen) Marktwirtschaften von Dr. Ingrid Schmale