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Gemüse-Genossenschaft unterstützt Mitglieds-Projekt

Hegau Gärtnersiedlung Reichnau-Gemüse
Reichenau-Gemüse eG

Gartenbauingenieur Benjamin Wagner setzt unter anderem auf den nachhaltigen Betrieb seines vor gut einem Dreivierteljahr in Dienst gestellten Glasgewächshauses und nutzt für den Anbau von Tomaten, Paprika und Gurken die Abwärme einer nahen Biogasanlage zur Beheizung der Flächen in den kalten Monaten beziehungsweise um die Temperatur konstant zu halten. Das über die Dachfläche des vier Hektar großen Gewächshauses aufgefangene Regenwasser wird in einem Becken gespeichert und reicht zu 80 Prozent aus, um das Gemüse zu bewässern. Die restliche Menge kommt aus einem stillgelegten Brunnen. Maßstäbe setzt Wagner auch bei den Sozialstandards seiner rund 40 Erntehelfer, die in einem neu gebauten Gebäudekomplex eine angemessene Unterkunft vorfinden und alle sozialversichert sind.

eG sorgt für kurze Wege

Reichenau-Gemüse Gärtnersiedlung
Von links nach rechts: Bernd Grassel, Category Manager Rewe, Benjamin Wagner, Gärtner und Betreiber des Bio-Gewächshauses in Mühlingen, und Johannes Bliestle, Geschäftsführer Reichenau-Gemüse eG, freuen sich über hunderte Tonnen Tomaten aus Süddeutschlands größtem Bio-Gewächshaus.

„Wir sorgen dafür, dass unser Mitglied Benjamin Wagner sich auf seine Stärken konzentrieren kann und übernehmen die Logistik und Vermarktung an die Rewe“, beschreibt Johannes Bliestle, Geschäftsführer, die Aufgaben der Genossenschaft Reichenau-Gemüse eG. Geerntet wird frühmorgens, danach wird das Gemüse in der rund 1.700 Quadratmeter großen Sortierhalle für die Reise in die Supermärkte vorbereitet. Mittags holen die Lkw der Genossenschaft Reichenau-Gemüse eG die Ware für die Vermarktung an die Rewe Südwest ab. Im Idealfall liegen zwischen Ernte und Verkauf in den Märkten maximal 48 Stunden. „Einmal im Jahr kommen alle Partner an einen Tisch und wir besprechen die Produkte, die angebaut werden sollen und die Menge“, so Johannes Bliestle. Rewe, übrigens auch eine Genossenschaft, nimmt die gesamte Produktion ab und sorgt so für Planungs- und Investitionssicherheit der Partner. Das ist gelebte ländliche Entwicklung im Bodenseeraum. In vier Klimazonen des Bio-Gewächshauses gedeihen vier verschiedene Sorten Tomaten, rote und gelbe Paprika sowie Gurken. Alle Gemüsearten werden auf natürlichem Boden und nach den hohen Vorgaben des Naturland-Verbands für ökologischen Landbau e.V. angebaut. „Mein Fundament und höchstes Gut ist der Boden. Damit muss ich arbeiten und in die Zukunft denken. Daher spielt bei uns im Anbau die Fruchtfolge eine große Rolle. In den Wintermonaten werden beispielsweise auch Salate und Radieschen angebaut. Wir setzen zudem auf organische Düngung und natürliche, präventive Schädlingsbekämpfung durch das Einbringen von Nützlingen“, gibt Benjamin Wagner Einblicke hinter die Kulissen. „Mit dem Projekt Gärtnersiedlung Mühlingen vereinen wir den Wunsch unserer Kunden nach regionalen und biologisch erzeugten Produkten“, so Bernd Grassel, Category Manager Rewe Südwest.

Staatssekretärin nimmt Paprika in Augenschein

Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vom Ministerium Ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg schaute bei der Gärtnersiedlung im Hegau, der größten Gewächshausanlage in Baden-Württemberg, vorbei. Unter sachkundiger Führung von Matthias Keller, einem der Gärtner der Anlage und gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft Reichenau-Gemüse eG, informierte sich die Staatsekretärin über Paprika und Auberginen aus dem Hegau. Bereits seit 2012 findet der gesunde Hegau-Paprika von dort aus seinen Weg zu den Verbrauchern im Ländle. Aufgrund der Partnerschaft mit Edeka Südwest sei sichergestellt, dass nicht nur die Produktion sondern auch der Absatz regional erfolge, so der Geschäftsführer der Genossenschaft Johannes Bliestle.

Die Staatssekretärin, begleitet von der Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger (Grüne), überzeugte sich persönlich von der hochmodernen, effizienten sowie ressourcensparenden Produktion im Hegau. „Es versteht sich dabei fast von selbst, dass das Wasser, wie auch alle zusätzlichen Nährstoffe, die die Pflanzen bekommen, so effizient wie möglich eingesetzt werden. Überschüssiges Wasser wird wiederverwendet“, so Matthias Keller. Der Einsatz von modernster Technologie bei der Gemüseproduktion in der Gärtnersiedlung sei Basis und Garant dafür, dass 3,1 Million Kilogramm gesunder regionaler Paprika den Weg zum Verbraucher finden.

Seit fünf Jahren gibt es die Gärtnersiedlung bei Beuren mittlerweile schon. Auch wenn das Vorhaben anfangs nicht unbedingt auf große Gegenliebe in der Bevölkerung gestoßen ist. Mittlerweile seien die Wogen geglättet, betont Dorothea Wehinger. „Wer sich als Verbraucher regionales Gemüse wünscht, der muss auch akzeptieren, dass es hier produziert wird“, ergänzt Bliestle. Paprika steht an Top 5 auf der Beliebtheitsskala für Gemüse der Deutschen, wobei über 90 Prozent der verzehrten Paprika in Deutschland aus Holland oder Spanien importiert werden.

Produktion vor Ort stärken

15 Millionen Euro wurden 2012 in den Bau der Gewächshäuser investiert. Ein Schritt der unbedingt nötig war, denn die großen Einzelhandelsketten wünschen sich große und schlagkräftige Partner. Johannes Bliestle hält es für wichtig, die Produktion vor Ort zu stärken, schließlich werde der Lebensmittelanbau überall auf der Welt durch die Folgen des Klimawandels schwieriger, oder zum Teil unmöglich. „Im Moment geht es uns noch gut, aber wir müssen sicherstellen, dass dies auch in Zukunft so bleibt“, betont er.

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