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Business-Ökosysteme in der Quartiersentwicklung – eine Chance für Genossenschaften

Quartiersentwicklung BWGV
Ute Spatz

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Leben im Quartier bedeutet nicht nur Wohnen und damit ein Dach über dem Kopf zu haben. In der genossenschaftlichen Quartiersentwicklung geht es um ganzheitliche Versorgungsstrukturen, lokale und regionale Infrastruktur und regenerative Energieversorgung. Es geht also um WohnenPLUS. Egal ob auf dem Land oder in der Stadt, ob kleine oder große Einheit, Quartiere können überall entstehen. Genossenschaften verschiedener Branchen bieten dabei bereits heute viele Dienstleistungen an. Die Genossenschaftsbanken spielen hierbei als Finanzierer von Immobilien sowie Genossenschaftsexperten eine wichtige Rolle. 

Genossenschaftsbanken im Besonderen und Genossenschaften im Allgemeinen haben das Potenzial, unterschiedliche Netzwerkpartner und Akteure vor Ort mit ins Boot zu holen, um ein gelingendes, ganzheitliches Quartier zu entwickeln und umzusetzen. Die Bedürfnisse der Bewohner im Quartier verändern sich ständig, sie werden komplexer und anspruchsvoller. Mit Blick auf Genossenschaftsbanken heißt das beispielweise, dass es mit Finanzierungsplanungen und Kreditabschlüssen nicht mehr getan ist. Dies ist aber auch eine Chance, um Mitglieder und Kunden zu binden und zu gewinnen, denn Genossenschaftsbanken sind keine gewöhnlichen Banken. Ihre genossenschaftliche DNA ermöglicht es ihnen, innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu bieten. Das genossenschaftliche Ökosystem, das die regionalen Volksbanken und Raiffeisenbanken aufbauen können, kann für alle Akteure eine Win-Win-Situation darstellen, von dem sowohl Genossenschaften als auch ihre Mitglieder und Kunden sowie letztlich die Bürgerinnen und Bürger vor Ort profitieren.

Business-Ökosystem 

Der Begriff „Ökosystem“ hat mittlerweile Einzug in den Unternehmensbereich gefunden. Hier spricht man bereits seit einigen Jahren von sogenannten „Business-Ökosystemen“. In Zukunft werden Business-Ökosysteme die Zusammenhänge im Markt grundsätzlich verändern. Bei Unternehmen wie Apple, Uber oder Amazon hat dieser Prozess schon vor Jahren begonnen und ist ein wesentlicher Faktor ihres Erfolgs, der natürlich ohne digitale Plattformen nicht denkbar wäre. Doch dieser technologische Aspekt ist nur die eine Seite der Medaille. Denn neben der digitalen Ausgestaltung ist die strategische Nutzung der Ökosysteme mindestens genauso wichtig. Diese baut auf Partnerschaften, Kooperationen oder Beteiligungen auf. Relevante Mitglieder- und Kundenbedürfnisse sollten im Fokus des Business-Ökosystems stehen und in Kombination mit vielen verschiedenen Dienstleistungen ein erfolgreiches Zusammenspiel ergeben. Mit Akteuren vor Ort können attraktive Partnerschaften eingegangen werden, um komplexe Bedürfnisse der Kunden erfolgreich umsetzen zu können. Mit ihrem kooperativen Know-how arbeiten Genossenschaften per se und Genossenschaftsbanken im Besonderen mit den weiteren Kompetenzen der Kunden und Netzwerkpartner agil zusammen. Daraus können völlig neue Lösungsansätze und Konzepte entstehen, die nicht nur den direkt beteiligten Akteursgruppen einen nachhaltigen Mehrwehrt stiften (Stichwort positive externe Effekte). Vor dem Hintergrund, dass zukünftig positive wie negative Auswirkungen geschäftlicher Transaktionen vermehrt in die Bewertungen der Wirtschaftlichkeit einbezogen werden – spürbar ist das jetzt bereits im Hinblick auf die EU-Taxonomie – sind diese Entwicklungen unbedingt im Blick zu behalten, um auch in Zukunft am Markt sowie im Hinblick auf gesellschaftliche Anforderungen bestehen zu können. 

Genossenschaftliches Ökosystem in der Quartiersentwicklung 

Bei genossenschaftlichen Kooperationen sind nachhaltige, regionale und partizipative Ansätze in Verbindung mit wirtschaftlich fundierten Geschäftsmodellen quasi systemimmanent. Die Mitgliederförderung, das Demokratieprinzip sowie die Pflichtprüfung tragen dazu bei, dass Genossenschaften stets im Sinne ihrer Mitglieder handeln, nicht von Investoren aufgekauft werden oder in hochriskante Geschäftsmodelle investieren können. Bündelt man nun diese Vorzüge genossenschaftlicher Unternehmen in Form von Business-Ökosystemen, lassen sich Synergien heben und dadurch diese Effekte noch steigern. Am Beispiel des genossenschaftlichen Quartiers lässt sich dieser Ansatz sehr gut verdeutlichen. Hier arbeiten natürliche Personen und juristische Akteure unterschiedlichster Wirtschaftsbereiche und Bevölkerungsschichten zusammen, um gemeinsam das bestmögliche Wohn-, Lebens- und Arbeitsumfeld zu gestalten. Denn auch die Verbindung von Gewerbeflächen und Wohnraum rückt wieder vermehrt in den Fokus. Das kann zum einen positive ökologische Effekte erzeugen und zum anderen zur (Wieder-)Belebung der Innenstädte und des ländlichen Raums beitragen. In Form einer Genossenschaft erfolgt die gleichberechtigte Zusammenarbeit aller relevanten Gruppen und unter Berücksichtigung der Anforderungen an Umwelt- und Sozialstandards. Zudem können gemeinschaftlich neue Geschäftsmodelle entwickelt und Innovationen beschleunigt werden. So gibt es beispielsweise vermehrt Ansätze genossenschaftlich organisierter, digitaler Plattformen. Diese bieten den Mitgliedern die Chance, ihre regionalen Angebote auch in der digitalen Welt zu teilen. Zudem bleiben die Daten im Besitz der Genossenschaft und die Wertschöpfung bei den Akteuren vor Ort.

WohnenPLUS

Für WohnenPLUS-Konzepte sind Genossenschaftsbanken unabdingbar. Dabei gestalten Genossenschaftsbanken ebenso wie weitere Genossenschaften ihr Ökosystem mit Hilfe von Mitgliedern, Kunden, Interessierten und Partnern im Rahmen einer ganzheitlichen Quartiersentwicklung vor Ort aktiv mit. Dies bietet die Chance, innovative und zukunftsträchtige Ideen gemeinsam zu entwickeln, zu gestalten und umzusetzen. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure aus unterschiedlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen können neuen Idee entstehen und die Zukunft kann aktiv und kooperativ mitgestaltet werden.

Quartiersentwicklung Heilbronn
Quartiersentwicklung

 

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