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(Be)Zahlbare Mobilität – künftige Geschäftsmodelle

Weiler Wärme eG Car-Sharing genossenschaftlich
Weiler Wärme eG

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Fast jeder Dritte hat sein Mobilitätsverhalten während der Corona-Pandemie geändert. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Energie-Agentur (dena) hervor. Gründe für das veränderte Mobilitätsverhalten werden neben der Ansteckungsgefahr (56 Prozent) auch veränderte Freizeitgestaltung (48 Prozent) und die vermehrte Arbeit im Homeoffice angegeben (46 Prozent). Gleichzeitig hat sich auch unser Bezahlverhalten während der Corona-Pandemie deutlich geändert. Die Kartenzahlung und das kontaktlose Bezahlen nutzen über 70 Prozent, gleichzeitig gewinnen auch mobile Bezahlmöglichkeiten (wie beispielsweise Apple Pay) deutlich an Bedeutung. Beide Bereiche fördern damit auch den Ausbau der E-Mobilität und die Nutzung von Schnellladesäulen im öffentlichen und halböffentlichen Bereich der Ladeinfrastruktur. Wir werfen einen Blick auf die Mobilität der Zukunft und kommende Geschäfts- und Abrechnungsmodelle.

Entwicklung der E-Mobilität schreitet voran

Im Jahr 2020 ist der Marktanteil elektrischer Antriebe an den Neuzulassungen in Deutschland nach oben geschnellt. Zahlreiche Unternehmen haben den Ausbau der Ladeinfrastruktur in den vergangenen Jahren vorangetrieben und auch die Automobilindustrie bekennt sich inzwischen deutlich zur Elektromobilität. In einer zunehmenden „glokalisierten“ Welt, in der europa- und weltweite Entscheidungen auch deutliche regionale Auswirkungen haben, spielt es in Deutschland keine Rolle mehr, ob und wann die Politik das Verbot von Verbrennungsfahrzeugen beschließt. Derzeit überbieten sich einzelne Staaten und sogar schon Automobilhersteller mit der Verkündung, wann sie komplett auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben umsteigen. Dazu kommt, dass mittlerweile auch Unternehmen, wie Volvo, Coca-Cola, Ikea und Uber ein Verbot der Neuzulassungen von Verbrennerfahrzeugen ab 2035 gegenüber der EU-Kommission fordern. Somit wird spätestens jetzt klar, dass der Weg der privaten Fahrzeuge nur über das Thema E-Mobilität läuft.

Ladesäule wird zur Selbstverständlichkeit

Neben dem Hochlauf der E-Fahrzeuge nehmen auch die Möglichkeiten zum Laden immer mehr zu. Und dabei ist nicht nur in Großstädten, sondern auch in ländlichen Kommunen die Elektromobilität ein großes Thema. Mehr und mehr werden Ladestationen deshalb zur Selbstverständlichkeit. Gerade für Genossenschaften bieten sich damit auch verschiedene Vorteile und Möglichkeiten an. Wenn Genossenschaften ihren Besuchern und Kunden die Möglichkeit anbieten ihr Elektroauto aufzuladen, bietet dies entsprechende Mehrwerte. Oftmals suchen Kunden sich genau diese Geschäfte aus, bei der es eine Lademöglichkeit gibt. Zudem nimmt die Verweildauer des einzelnen E-Fahrers im Ladengeschäft zu.

Genossenschaften bieten mit Ladesäulen ihren eigenen Mitarbeitenden die Gelegenheit, ihr Elektromobil oder Dienstfahrzeuge aufzuladen. In Zeiten des Fachkräftemangels kann dies ein wichtiger Faktor sein, damit sich Arbeitnehmer für ein Unternehmen entscheiden. Damit stärken Genossenschaften gleichzeitig ihr Image als innovatives, zukunftsfähiges und umweltfreundliches Unternehmen. Schon jetzt gibt es Genossenschaften, die den Betrieb von Ladesäulen in ihr Geschäftsmodell mit aufgenommen haben. Zusätzlich ist es für Genossenschaften dabei auch nicht mehr nötig, eine eigene Stromtankstelle zu kaufen. Sie können sie einfach mieten und müssen sich weder um Installation und Wartung noch um die Abrechnung kümmern. So lässt sich der Betrieb einer Ladesäule auch in die bisherigen Geschäftsmodelle integrieren.

Künftige Geschäftsmodelle

Derzeit gibt es drei Revolutionen, die allesamt auf die kommenden Geschäftsmodelle im Bereich der Mobilitätsbranche abzielen. Die Mobilitäts-Effizienz-Revolution zielt auf die effizientere Nutzung der Fahrzeuge ab. Im Schnitt steht ein Pkw 23 Stunden am Tag und auch der Besetzungsgrad von 1,3 Personen ist deutlich ausbaufähig. Gleichzeitig ist der Wirkungsgrad eines reinen Verbrennerfahrzeugs so gering, dass in allen drei Bereichen weitere Effizienzgewinne möglich sind. Car-Sharing, Fahrdienste und E-Mobilität sind dabei kommende Geschäftsmodelle und zielen auf diese Effizienzgewinne ab. Die Mobilitäts-Zeit Revolution setzt beim Thema Zeit an. Rund vier Jahre verbringt ein Mensch im Laufe seines Lebens im Auto. Wenn in den kommenden Jahren die Aufgabe des Fahrens während dieser Zeit entfällt, bieten sich auch hier Möglichkeiten, Geschäftsmodelle an die nun freigewordene Lebenszeit zu knüpfen.

Die dritte Revolution beschäftigt sich mit dem System an sich (Mobilitäts-System-Revolution). War es heute ein System, mit dem man sein Ziel erreicht hat, wird es in Zukunft einen multimodalen Mobilitätsmix geben. Neben Fuß- und Radverkehr, Bus und Bahn, Flugzeug und Pkw wird auch Car-Sharing einer der verschiedenen Optionen sein, um kostengünstig und effizient an sein Ziel zu kommen.

Genossenschaften betreiben Car-Sharing und Ladeinfrastruktur – bundesweit

Schon seit einiger Zeit spielt das Thema Geschäftsmodelle in unseren Genossenschaften eine wichtige Rolle. Mit der Weiler Wärme eG und der teilAuto eG gibt es schon zwei namhafte baden-württembergische Genossenschaften im Bereich des Car-Sharings. Dabei spielt die Vernetzung auch eine immer wichtigere Rolle. teilAuto-Carsharing-Kunden können schon heute in über 200 Städten und Gemeinden Fahrzeuge leihen. Dies ist durch die überregionale Quernutzung mit weiteren Car-Sharing-Verbundpartnern möglich.

Auch bei den Ladesäulen spielt die Vernetzung eine wichtige Rolle. Bei einem aktuellen Stand von 2.362 Ladesäulenbetreibern von öffentlich zugänglichen Ladepunkten (Stand: Anfang Mai 2021) ist dies auch zwingend nötig. Entscheidend werden für die Zukunft ein ungehinderter Zugang, ein einheitliches, einfaches Bezahlsystem, ein digitales Gesamtsystem zur Anzeige von Ladepunkten sowie deren Belegung, Betriebsfähigkeit und die Ladedauer. Ein weiterer Ladesäulenbetreiber hat sich in den vergangenen Monaten gegründet. Mit dem BWGV-Mitglied „Ladegrün!“ wollen die Ökostrom-Anbieter Greenpeace Energy, Naturstrom, Inselwerke und die Elektrizitätswerke Schönau gemeinsam mit der GLS Bank eine ökologische Alternative zu Ladesäulen mit konventionellem Strom bieten. Ziel der Genossenschaft ist die Errichtung von 4.000 Ladepunkten bis 2025 und das einfache Bezahlen per kontaktloser Giro- und Kreditkarte.

Digitale Bezahlung

Wo Leistungen bezogen werden, spielt auch die Bezahlung eine wichtige Rolle. Und beim Thema Bezahlung werden damit auch Partner des Finanzsektors benötigt. Grund genug, dass auch Volksbanken und Raiffeisenbanken darauf aufmerksam werden. Neben der vertragsbasierten Abrechnung, bei der mit einer persönlichen Ladekarte (Rfid-Karte) oder per App bezahlt wird, muss gemäß § 4 der Ladesäulenverordnung beim sogenannten punktuellen Aufladen entweder eine Barzahlung, die Bezahlung mittels eines gängigen kartenbasierten Bezahlsystems (Girocard oder Kreditkarte) oder eine webbasierte Bezahlung, zum Beispiel per App oder QR-Code, möglich sein. Bei steigenden Wachstumsraten für E-Ladesäulen und Ladepunkte in Deutschland hat sich bisher aber kein einheitliches Bezahl- und Abrechnungssystem etabliert. Mit dem offenen System der Girocard besteht für Kunden an einigen Ladesäulen bereits die Möglichkeit, ohne Einschränkungen oder Anbieterbindung Strom zu tanken. Dies soll im Zuge der aktuellen Novelle der Ladesäulenverordnung in Zukunft auch an allen Ladesäulen möglich sein.

Der genossenschaftliche Verbund hat somit alle Möglichkeiten, im Bereich der Elektromobilität und der Ladeinfrastruktur mitzumischen. Mit zahlreichen Beispielen und Angeboten aus der genossenschaftlichen Familie gibt es schon heute Optionen, sich entsprechend für die Zukunft aufzustellen. Diese Chance sollte genutzt werden.

Interessensgruppe Mobilität – Mitstreiter gesucht

Die Themen E-Mobilität, Fuhrparkmanagement und Ladeinfrastruktur spielen in den Genossenschaften eine immer wichtigere Rolle. Auf Wunsch zahlreicher Mitglieder wollen wir diese Themen intensivieren und gemeinsam voranbringen.

Melden Sie sich bei uns (lukas.winkler@bwgv-info.de), wenn Sie Interesse an diesen Themen haben und sich über bereits bestehende oder geplante Projekte mit anderen Mitgliedern austauschen möchten.

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