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Kooperatives Mobilitätsprojekt im Raum Pfalzgrafenweiler

Energiegenossenschaft Weiler Wärme eG Elektromobiliät
BWGV-Archiv

Das Land Baden-Württemberg fördert sieben Projekte zur Entwicklung nachhaltiger Mobilitätskonzepte im Ländlichen Raum mit insgesamt rund 1,7 Millionen Euro. Darunter befindet sich Pfalzgrafenweiler (Kreis Freudenstadt) mit der Genossenschaft Weiler Wärme eG. Der Wettbewerb ist Teil des ressortübergreifenden Impulsprogramms der drei Ministerien Wirtschaft, Ländlicher Raum und Verkehr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Mobilitätswende auch im Ländlichen Raum

Gerade der Ländliche Raum steht hinsichtlich der Mobilitätswende und dem sich wandelnden Nutzerverhalten vor großen Herausforderungen. Für die attraktive Ausgestaltung des ÖPNV Angebots und die Bereitstellung einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur sind in dünnbesiedelten Regionen passgenaue Lösungsansätze erforderlich. Häufig ergänzen dort bürgerschaftlich getragene Aktivitäten das mobile Angebot als Alternative zum eigenen Auto.

Kooperationspartner Genossenschaft, Kfz-Werkstatt und Kommune

Mit über 330.000 Euro gefördert wird das Projekt „Kooperative Mobilitätskonzepte im Ländlichen Raum Pfalzgrafenweiler“. Durch eine Kooperation der Partner Weiler Wärme eG, Service Center Kossmann und Gemeinde Pfalzgrafenweiler soll die Verbesserung der Mobilität in Pfalzgrafenweiler erreicht werden. Aspekte wie Carsharing, Automiete, Firmenfuhrparks, Elektromobilität, Services und Ehrenamt sollen zu einem für den Ländlichen Raum passenden Gesamtkonzept vereint werden.

Um bestehende oder neu zu schaffende Strukturen und mobile Dienste zu stärken, auszubauen und zu professionalisieren, hatte das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau gemeinsam mit den Ministerien für Verkehr und dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz einen Ideenwettbewerb mit dem Titel „Kooperative Mobilitätskonzepte im Ländlichen Raum: Wie lassen sich bürgerschaftliche oder unternehmerische Sharing-Konzepte durch Autohäuser/-werkstätten/-händler professionell unterstützen?“ ausgerufen. Ziel des Wettbewerbs war die Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und des Zusammenhalts durch eine Verbesserung der Erreichbarkeitsverhältnisse vor Ort sowie die  Begleitung der Projektumsetzung durch eine umfassende und aktive Bürgerbeteiligung.

Kreative Konzepte für innovative Geschäftsmodelle

Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut MdL (Wirtschaft und Arbeit), Minister Peter Hauk MdL (Ländlicher Raum) und Minister Winfried Hermann MdL (Verkehr) sind mit dem Ergenbis des Ideenwettbewerbs zufrieden. „Der Wettbewerb war ein voller Erfolg. Mit den kreativen Konzepten für innovative Geschäftsmodelle verschaffen wir auch kleineren Ortschaften zielsicher Anschluss an Mobilität. Damit stärken wir den Ländlichen Raum nachhaltig und unterstützen außerdem unsere Automobilunternehmen vor Ort“, sagt Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut.

„Erreichbarkeit ist das wesentliche Leitmotiv eines zukunftsfähigen Ländlichen Raums. Mit den ausgewählten Pilotprojekten fördern wir innovative Mobilitätskonzepte, die sich durch bürgerschaftliches Engagement auszeichnen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt festigen“, sagt der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk. Verkehrsminister Winfried Hermann ergänzt: „Im Ländlichen Raum gibt es spannende Initiativen und Konzepte für eine klimaschonende Mobilität. Dazu zählt die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen in Form des Carsharings, von Auto-Abos oder durch Vereinsfahrzeuge. Wenn bürgerschaftliche Gruppen, Firmen und öffentliche Einrichtungen zusammenarbeiten, können tolle Mobilitätskonzepte umgesetzt werden. Diese müssen für die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort passen. Daher bieten Initiativen, die vor Ort entstehen, hervorragende Chancen.“

Insgesamt reichten elf kommunale Träger zusammen mit kleinen und mittleren Unternehmen aus dem Kfz-Bereich und teilweise unter Beteiligung von Vereinen und Forschungseinrichtungen Konzepte für den Ländlichen Raum ein. Eine unabhängige Jury wählte sieben Projekte für eine Förderung aus. Auswahlkriterien für die Projekte waren die Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und des Zusammenhalts durch eine Verbesserung der Erreichbarkeitsverhältnisse im Ländlichen Raum, die Begleitung der Projektumsetzung durch Bürgerbeteiligung sowie die Stärkung bestehender und die Förderung künftiger Vereinsstrukturen und deren Kooperation mit professionellen Services, Geschäftsmodellen und Unternehmen vor Ort. Die geförderten Projekte haben eine Laufzeit bis 31. Dezember 2021.

Wissenschaftliche Begleitung

Während der gesamten Projektlaufzeit werden die Projekte vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) wissenschaftlich begleitet. Das Fraunhofer IAO berät die Konsortien zu fachlichen Fragen und erstellt abschließend einen Leitfaden als Blaupause für Kfz-Gewerbe, Mobilitätsbetreiber und Kommunen, sodass erfolgreiche Projektergebnisse in der Breite umgesetzt werden können.

Bürgerauto im Dorf dank Genossenschaft teilAuto eG

Tübingens Stadtteil Hirschau, einige Kilometer südwestlich der Universitätsstadt gelegen, hat rund 3.300 Einwohner. Bürgerinnen und Bürger im von viel Fachwerk geprägten Ort, die nicht mehr gut zu Fuß sind, konnten ab Februar 2020 das sogenannte Bürgerauto nutzen – bevor die Corona-Pandemie das öffentliche Leben quasi lahmlegte. Beim „Hirschauer Bürgerbusle“ handelt es sich um einen ehrenamtlichen Fahrdienst, den die Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Kreisseniorenrat und der Genossenschaft teilAuto Neckar-Alb eG, Tübingen, auf den Weg gebracht hat. „Das Angebot ist gelebte Nachbarschaftshilfe und trägt dazu bei, dass Menschen auch bei Pflegebedarf möglichst lange an ihrem Wohnort bleiben können“, sagte zum Start Tübingens Sozialbürgermeisterin Dr. Daniela Harsch.

So funktioniert das Bürgerauto im Prinzip: Ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer aus Hirschau stehen dienstags von 13 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 8 bis 12.30 Uhr bereit, um Mitbürgerinnen und Mitbürger mit eingeschränkter Mobilität zu ihren Zielen in Hirschau, Tübingen und Rottenburg zu bringen. Das könnte zum Beispiel ein Arzttermin oder eine Einkaufsfahrt sein. Die Fahrgäste werden (in der Pilotphase kostenlos) an ihrer Haustür abgeholt, zum gewünschten Ziel gebracht und später zu ihrer Wohnung zurückgefahren – unter vorheriger telefonischer Anmeldung. Das Konzept beruht auf einer Kooperation mehrerer Partner: Der Kreisseniorenrat wurde Kunde bei der Genossenschaft teilAuto Neckar-Alb eG. Für den Start des Bürgerautos hatte die Genossenschaft teilAuto Neckar-Alb ein zusätzliches, größeres Auto angeschafft, das auch genügend Platz für einen Rollator bietet. Die Hirschauer-Carsharing-Nutzer haben ein zweites Fahrzeug zur Verfügung, das an den Tagen, an denen das Fahrzeug nicht als Bürgerauto unterwegs ist, genutzt werden kann. „So profitieren alle Projektbeteiligten“, sagt Anita Gaiser, Projektmanagerin bei teilAuto Neckar-Alb eG.

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