In den Büros der in.Silva eG in Leutkirch herrscht Ende April 2015 reges Treiben. „Die Telefondrähte glühen wegen des jüngsten Orkantiefs Niklas, das vor allem im südbayerischen Alpenvorraum für Sturmholz sorgte“, erzählt Rüdiger Jacob. Die mit ihm acht Mitarbeiter der Genossenschaft kümmern sich um den Verkauf des anfallenden Holzes. Der Vorstandsvorsitzende nimmt sich dennoch Zeit für ein Gespräch. „Die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre war insgesamt positiv. Wir haben uns gesund nach oben entwickelt“, sagt Jacob. Der Vertrieb von Holz sei ein volatiles Geschäft, „aber die Ausschläge konsolidieren sich auf der Zeitschiene“. Umsatz, Absatzmengen und Eigenkapital seien stetig gewachsen, so der in.Silva-Chef. Das Team weise eine gute Altersstruktur auf, „von 22 bis 62“, so Jacob. „Ich lege größten Wert auf die Fortbildung unserer Mitarbeiter. Denn eine hohe Qualifikation sorgt für die sehr gute Qualität und Leistungsfähigkeit der Genossenschaft“, betont der Vorstandsvorsitzende.
Der Zuwachs an Mitgliedern der in Ochsenhausen in Oberschwaben geründeten und seit 2007 in Leutkirch ansässigen Genossenschaft verlaufe langsam, aber stetig. „Man muss sehen: Es gibt da naturgemäß wenig Potenzial, da einzelne Waldbesitzer nicht Mitglieder werden können“, erläutert Jacob. In jüngster Zeit kamen zwei neue Mitglieder hinzu: die Forstbetriebsgemeinschaft Bad Buchau und Federseegemeinden sowie die Forstliche Vereinigung Odenwald-Bauland eG, beide aus Baden-Württemberg (der Geno Graph Oktober 2010 porträtierte letztgenannte Genossenschaft). Aktuell sind es 61 Mitglieder. Es sind überwiegend Forstbetriebe, Forstbetriebsgemeinschaften und Waldbesitzervereinigungen in Baden-Württemberg und Bayern. „Unsere Mitgliedsbetriebe haben ihre Wirkungsbereiche im bayerischen Allgäu und im württembergischen Allgäu-Oberschwaben, in Oberbayern und Bayrisch-Schwaben sowie im Dreiländereck Baden-Württemberg-Bayern-Hessen“, sagt Rüdiger Jacob. „Ich rechne in nächster Zeit mit weiterem Mitgliederzuwachs.“
Genossenschaft hat beste Zukunftsperspektiven
Die Genossenschaft habe sehr gute Perspektiven für die Zukunft. „Der Waldbesitz wird immer kleinteiliger – die Sägewerke im größer. Und genau da setzt unser Geschäft an: Kleinmengen zusammenzuführen und zu guten, marktgerechten Preisen an die großen Abnehmer zu vermarkten“, so der in.Silva-Vorstandsvorsitzende. Zudem hat es die Genossenschaft mit einem starken Konzentrationsprozess auf der Abnehmerseite zu tun. „Die Zahl der Sägewerke als unsere Kunden ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen“, sagt Jacob. Im Grunde habe es die Genossenschaft mit sieben Großkunden zu tun. Das verlange geradezu eine Bündelung der Kräfte auf Anbieterseite. „Und genau dafür steht die in.Silva.“ Sie kauft und bündelt die Massensortimente der Genossenschaftsmitglieder und liefert diese frei Werk an die Kunden.
Die durchschnittliche jährliche Einschnittskapazität, so der Fachbegriff, der in.Silva-Kunden liegt bei rund 4,75 Millionen Festmetern Holz. Der Hauptvorteil für die Abnehmerseite: Die Vertragstreue ist garantiert. „Der Erhalt der mittelständischen Strukturen ist ein vorrangiges Ziel der Genossenschaft, da diese Elemente wichtige Faktoren für die Wertigkeit der ländlichen Räume darstellen und Bestandteile der regionalen Wertschöpfung sind. Deshalb werden die örtlichen und regionalen Sägewerke von den in.Silva-Mitgliedern vor Ort bestens und vorrangig bedient“, sagt Jacob. Der hauptamtliche Vorstandsvorsitzende lenkt zusammen mit den nebenamtlichen Vorständen Gerhard Schnitzler, der insbesondere die baden-württembergischen Mitglieder vertritt, und von bayerischer Seite Bernhard Breitsameter die Geschicke der Genossenschaft und deren Töchter.
Tochtergesellschaft fürs internationale Geschäft gegründet
In der Zwischenzeit hat sich Hans Friemel vom Telefon losgeeist und kommt für eine Viertelstunde zum Gespräch dazu. Der Geschäftsführer der in.Silva International GmbH, einer der beiden Tochter-Gesellschaften der Genossenschaft (die andere vermarktet Nichtmitglieder-Holz), erläutert das Geschäft der im Sommer 2014 gegründeten Firma. „Für Fichtenholz ist die Nachfrage stabil bis steigend. Um unsere Stammkunden mit den geforderten Mengen bedienen zu können, haben wir uns mit der neuen GmbH auf Skandinavien fokussiert. Wir bewegen uns hauptsächlich an der Nordwestküste Norwegens“, so Friemel. Jeden Monat transportiert ein Schiff rund 3.000 Festmeter Holz von Norwegen an die norddeutsche Küste. „Unser Ziel sind zwei Schiffe pro Monat“, sagt Geschäftsführer Friemel. Die GmbH wird als eigenes Profit-Center geführt und ist die Antwort der in.Silva auf das rückläufige Fichtenstammholzaufkommen in Deutschland. Weitere Aktivitäten entwickelt die Tochter-GmbH in China, Polen und Spanien. „Wir sind eine Firma im Aufbau. Im internationalen Markt sind wir nicht der erste Marktteilnehmer, aber ein sehr seriöser, aufgrund der Genossenschaft als unsere Basis“, sagt Friemel, bevor er sich wieder verabschiedet, um erneut zum Telefon zu greifen: „Ich muss Kundengespräche führen.
“Die Mutter-Genossenschaft hat auch noch Pläne. Unter anderem soll das Netzwerk in Sachen Energieholz erweitert und verdichtet werden. Jacobs Fazit: „Um den Herausforderungen bei der Bewirtschaftung des kleineren Privatwalds auch in Zukunft gerecht werden zu können, ist die Genossenschaft in.Silva die richtige Lösung.“
In.Silva eG
Der Name der Genossenschaft steht übersetzt für „im Wald“. Die Genossenschaft bietet ihren Mitgliedern beziehungsweise ihren Kunden folgende Dienstleistungen:
- Ankauf von Rundholz nach Waldmaß und Waldsortierung sowie nach Werkmaß und Werkssortierung
- Zusammenführen von kleineren Posten zu größeren Liefereinheiten
- Organisation der Transportlogistik, Holzlieferung frei Werk
- Qualitätsmanagement aller gelieferten Holzmengen
- Auszahlung, Buchführung und Rechnungstellung
- Buchhaltung für Mitgliedsbetriebe und kaufmännische Beratung