Das Geschäftsmodell der Genossenschaft ist ein Exportschlager geworden. Nicht nur in Deutschland hat die genossenschaftliche Idee gezündet, sie gedeiht auf der ganzen Welt. Das schlug sich vor vier Jahren auf eine ganz besondere Weise nieder: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hatte 2012 zum Internationalen Jahr der Genossenschaften ausgerufen. Genossenschaften würden die internationale Gemeinschaft daran erinnern, dass es möglich ist, unternehmerisch zu handeln und gleichzeitig soziale Verantwortung zu übernehmen, so damals UN-Generalsekretär Ban Ki-moon.
Entwicklungsländer profitieren von Genossenschaften
In diesem Schritt spiegelt sich wider, dass Genossenschaften auch in Entwicklungs- und Schwellenländern eine herausragende Rolle spielen, weil sie selbstbestimmtes Handeln ermöglichen. Die unternehmerische Kooperation erschließt armen und benachteiligten Menschen Zugang zu Märkten und Dienstleistungen und verbessert somit ihr Einkommen. Die positiven sozialen Effekte sind gerade in diesen Ländern von großer Bedeutung für die Zivilgesellschaft. Der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV), Berlin, unterstützt im Namen aller deutschen Genossenschaften in ausgewählten Projekten weltweit den Aufbau von sich selbst tragenden, unternehmerisch tätigen Genossenschaften. In Baden-Württemberg ist die GESTE – Genossenschaftliche Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg –, die anlässlich des Internationalen Jahrs der Genossenschaften gegründet worden war, aktiv in der Unterstützung genossenschaftlicher Strukturen rund um den Erdball. Der BWGV hatte zudem das „Baden-Württembergische Jahr der Genossenschaften 2015“ unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL ausgerufen. Zahlreiche Aktivitäten über das Jahr verteilt stellten das genossenschaftliche Alleinstellungsmerkmal „Mitgliedschaft“ heraus.
Genossenschaften stellen weltweit mehr als 100 Millionen Arbeitsplätze:
- In Argentinien gibt es mehr als 18.000 Genossenschaften mit über 9,1 Millionen Mitgliedern.
- In Kanada ist jeder dritte Staatsbürger Mitglied einer Genossenschaft.
- In Kolumbien sind über 8 Prozent der Einwohner (mehr als 3,3 Millionen Menschen) Genossenschaftsmitglied.
- In Costa Rica sind über 10 Prozent der Einwohner Mitglied einer Genossenschaft.
- In Finnland sind fast 1,5 Millionen Menschen Genossenschaftsmitglied. Das entspricht 62 Prozent aller finnischen Haushalte.
- In Japan ist eine von drei Familien Mitglied einer Genossenschaft.
- In Kenia ist jeder Fünfte Mitglied einer Genossenschaft (5,9 Millionen Menschen) und die Lebensgrundlage von 20 Millionen Kenianern hängt direkt oder indirekt von Genossenschaften ab.
- In Indien sind rund 240 Millionen Menschen Genossenschaftsmitglied.
- In Malaysia sind 5,5 Millionen Menschen oder 20 Prozent der Bevölkerung Mitglied einer Genossenschaft.
- In Singapur ist jeder zweite Einwohner (1,6 Millionen Menschen) Genossenschaftsmitglied.
- In den USA ist ein Viertel der Bevölkerung Genossenschaftsmitglied.
Immer heißt der genossenschaftliche Grundgedanke: Wir bündeln unsere Kräfte, um gemeinsam etwas zu bewegen, als Hilfe zur Selbsthilfe, um selbstbestimmtes Handeln zu ermöglichen. Weil Genossenschaften ihren Mitgliedern dienen, sind sie immer sehr nah bei den Menschen. Regionale Identität und dezentrale Strukturen stellen sicher, dass genossenschaftliche Unternehmen im Interesse der Mitglieder entscheiden – und davon profitiert immer auch die Region, in der diese Mitglieder wohnen. Mitglieder einer Genossenschaft müssen nicht befürchten, zum Spielball profitorientierter Privatinteressen zu werden – denn die Mitglieder sind Teilhaber der Genossenschaft und bestimmen selbst über ihre Zukunft.