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Wissenschaftsstrategie des BWGV: Genossenschaft ins Spiel bringen

Genossenschaften im ländlichen Raum und Digitalisierung – Chancen gemeinsam erarbeiten für Studenten Uni Freiburg
Uni Freiburg/Sandra Meyndt

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An der Universität Freiburg kann in diesem Semester das Modul Nachhaltige Regionalentwicklung 4.0 an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen belegt werden. In der ersten Veranstaltung führte Dr. Ralph Bürk, Vorsitzender des Expertenkreises der Digitalakademie Baden-Württemberg, in das Thema Digitalisierung ein. Die Digitalakademie@bw ist ein wichtiger Baustein der Digitalisierungsstrategie des Landes Baden-Württemberg.

Ländliche Regionen einbeziehen

Das Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration initiierte die Digitalakademie@bw, um führende Partner aus den Bereichen der Kommunal- und Landesverwaltung, der Innovation und der Bildung zusammenzubringen, um die Chancen im Zusammenhang mit der Digitalisierung nicht nur zu nutzen, sondern mit zu gestalten und vor allem auch die ländlichen Regionen in diesen Prozess mit einzubeziehen. Der BWGV ist als Mitglied des Expertenkreises durch Anja Roth, Bereichsleiterin Interessenvertretung, aktiv in die Weiterentwicklung der Landesstrategie involviert und griff die Idee von Dr. Bürk, einen Gastbeitrag im besagten Seminar zu halten, auf. Hier bot sich die Gelegenheit, Studierenden einen Einblick in die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten genossenschaftlicher Initiativen in digitalen und regionalen Tätigkeitsfeldern aufzuzeigen.

Der Einsatz des BWGV an der Hochschule ist daher auch Teil der Wissenschaftsstrategie des Verbands, die maßgeblich drei Ziele verfolgt:

  • Stärkung der Genossenschaftsidee sowie der Vielfalt unterschiedlicher Initiativen in der Rechts- und Unternehmensform der eingetragenen Genossenschaft (eG) im Bereich Wissenschaft und Forschung,
  • Positionierung von Genossenschaften als potenzielle Arbeitgeber,
  • (Aus-) Gründungen in der Rechts- und Unternehmensform der eingetragenen Genossenschaft an Hochschulen fördern und unterstützen.

Daseinsfürsorge, Infrastruktur, Bürgerbeteiligung

Im Anschluss an die Impulsreferate von Dr. Annika Reifschneider („Grundlagen zum Genossenschaftswesen und Tätigkeitsfelder im Bereich der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen“) und Eva Krauß („Chancen der Digitalisierung genossenschaftlich nutzen“) teilten die Seminarteilnehmer in Kleingruppen auf, um sich mit den thematischen Schwerpunkten erweiterte Daseinsvorsorge, Rolle einer intakten Infrastruktur für die Standortqualität der ländlichen Räume sowie Bürgerbeteiligung zu befassen und diese vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung zu diskutieren.

Die Digitalisierung bietet große Potenziale für die Gründung von neuen Genossenschaften – vor allem bei Kooperationen. Eine zukunftsweisende Idee ist die Gründung einer Genossenschaft durch Gemeinden, Städte oder Landkreise, die ihre Mitglieder bei der Digitalisierung unterstützt. Denn für jede Kommune ist die Digitalisierung eine große Herausforderung mit ebenso großen Chancen.

Die finanziell und personell angespannte Situation vieler Kommunen erlaubt es oft nicht, die erforderlichen Ressourcen aufzubauen, um die vorhandenen Innovations- und Effizienzpotenziale durch Digitalisierung ausschöpfen zu können. Von der Breitband-Infrastruktur über 5G-Netze bis hin zur Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen vor Ort – Stichwort regionale Plattformen – ist ein Nutzen durch eine genossenschaftliche Organisation ableitbar.

Herausforderungen für Kommunen

Dies wiederum ist auch eine Chance im Hinblick auf die vielfältigen Herausforderungen für Kommunen im Kontext ländlicher Daseinsvorsorge. Hier müssen Lösungsansätze oftmals neu gedacht werden, um Leistungen bürgernah und in einem wirtschaftlich tragfähigen Rahmen erbringen zu können. Dabei gewinnt die Kooperation mit anderen Akteuren zunehmend an Bedeutung. Hier kann die Genossenschaft, ganz im Sinne des Prinzips „Hilfe zur Selbsthilfe“, einen Beitrag leisten – entweder rein kommunal oder unter Einbeziehung Dritter. Die Bandbreite der unterschiedlichen Betätigungsfelder erstreckt sich über verschiedene Bereiche der erweiterten Daseinsvorsorge: von der Sicherung der ärztlichen Versorgung und Pflege, der Etablierung von Mobilitätskonzepten und Energiegenossenschaften über Kinderbetreuung, Wohngemeinschaften und Dorfläden bis hin zu kulturellen Angeboten wie genossenschaftlich betriebenen Hallenbädern. Diese Ansätze unmittelbar mit digitalen Strategien zu verbinden ist Herausforderung und Chance zugleich. Hierbei unterstützt und begleitet der BWGV durch seine Beratungs- und Bildungsangebote intensiv. Problemfelder können durch den Transfer von Problemstellungen aus dem alltäglichen Kontext in die Wissenschaft identifiziert und analysiert werden, um schließlich zur Schaffung tragfähiger Lösungsansätze beizutragen.

Der Vortrag an der Universität Freiburg hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Die Studierenden beteiligten sich nicht nur im Rahmen der erwähnten Arbeit in Kleingruppen aktiv an der Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten, sondern brachten sich auch in der anschließenden Diskussionsrunde mit vielen Fragen und Anregungen ein. Vielleicht ergibt sich auch noch die eine oder andere Studien- beziehungsweise Abschlussarbeit daraus. Auf jedem Fall wurde deutlich, dass auch bei der Generation junger Akademiker die Vielfalt genossenschaftlicher Projekte auf großes Interesse stoßen kann.

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