Die erwirtschafteten Traubengelder sind in den meisten Winzer- und Weingärtnergenossenschaften auf ein Niveau gesunken, das die Traubenerzeugung durch die Mitgliedswinzer nicht mehr wirtschaftlich sein lässt. Doch: In jeder Krise steckt eine Chance. Alte Denkmuster abschütteln, überbetrieblich zusammenarbeiten und näher zusammenrücken sind die Gebote der Zeit.
Maßgeschneiderte Beratung
Die BWGV-Berater für Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften unterstützen diesen Wandlungsprozess und haben neue Ansätze mit Fokus auf die ständig steigenden Kosten der Weinerzeugung in den Weinkellern in Baden-Württemberg entwickelt. In einem maßgeschneiderten, eintägigen Workshop-Format erarbeiten Andrea Collet und Tobias Moll gemeinsam mit Vertretern von Weingenossenschaften Zielbilder, Knackpunkte, Potenziale und Handlungsoptionen in puncto Kostenreduktionsmöglichkeiten. Die beiden Berater verbinden dabei Methodenkompetenz und Branchenwissen. Zur Anwendung kommen geeignete Kreativmethoden ebenso wie Methoden aus dem modernen Projektmanagement. Zusätzlich lenken beide den Blick auch über den Tellerrand des Kostenthemas hinaus. Eine intensive, individuelle Aufbereitung betriebswirtschaftlicher Kennzahlen im Vorfeld stellt die Grundlage des Workshops dar: Im Sinne des Benchmarkings fußt der Beratungsansatz auf den harten Zahlen der Kostenstellenvergleiche mit anderen Genossenschaften, um die wichtigsten Ansatzpunkte zu identifizieren. Dabei ist der jeweils beste Betrieb der jeweiligen Kostenstelle maßgeblich.
Fellbacher Weingärtner als Pilotbetrieb
Die Fellbacher Weingärtner haben das Workshop-Angebot als erste in Anspruch genommen. Geschäftsführer Florian Gruner hält als Ergebnis einen Maßnahmenplan in Händen: „Wir haben uns in den letzten zwei Jahren mit stark gestiegenen Kosten konfrontiert gesehen und müssen unsere Kosten mittelfristig unbedingt steuern. Im Branchenvergleich stehen wir in unserer Vergleichsgruppe gar nicht schlecht da und trotzdem hat der Vergleich mit den Kostenführern gezeigt, dass wir noch Luft nach oben, oder besser gesagt nach unten, haben.“ Gruner war mit seinen Kollegen aus dem Vertrieb und dem technischen Bereich mit hohen Erwartungen ins GENO-Haus gekommen. Die vielen Kostentreiber und Sachzwänge seien den Verantwortlichen klar gewesen. Die strukturierte Aufarbeitung, das Abwägen verschiedener Optionen und die fachliche Diskussion hätten jedoch ganz neue Perspektiven und Dringlichkeiten eröffnet. Gruner: „Unseren bisher unstrukturierten Handlungsbedarf haben wir in Abhängigkeit von Dringlichkeit und Erfolgspotential in einen Maßnahmenplan mit Zeithorizont und Verantwortlichkeiten gegossen. Jetzt geht die Arbeit richtig los“, so Gruner. Der Maßnahmenplan umfasse sehr schnell umsetzbare „Quick-Wins“ wie auch mittel- und langfristige Ziele mit größerem Einsparpotential. Das Workshop-Format zur Kostendegression wird nach der erfolgreichen Verprobung nun auf weitere Genossenschaften übertragen. Die nächsten Termine sind bereits vereinbart.