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Vier Initiativen im Rahmen des Quartiersentwicklung-Projekts ausgezeichnet

Wettbewerbsprämierungen genossenschaftliche Quartiersentwicklung
BWGV

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Das Projekt ist Teil der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten“ und wird aus Mitteln des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gefördert. Prämiert wurden: die Quartiersgenossenschaft Amtzell (Landkreis Ravensburg), die „Jedes Dorf braucht ein Herz – Dachgenossenschaft Niedereschach“ (Schwarzwald-Baar Kreis), das Projekt „Am Horn – Qualität statt Quadratmeter“ (Landkreis Konstanz) sowie das Projekt „Gemeinschaftlich Leben in Herrenberg“ (Landkreis Böblingen). Die von einer Jury ausgewählten Initiativen wurden Mitte Juni 2021 anlässlich einer Veranstaltung ausgezeichnet. Genossenschaftlich getragene Quartiersentwicklung rückt als Alternative zu rein privatwirtschaftlichen Wohnprojekten und einer vorwiegend kommunal organisierten Wohnversorgung immer mehr in den Fokus. Alle bei diesem Wettbewerb eingereichten Konzepte sind herausragende Beispiele für diese innovativen Wohn- und Lebensmodelle.

Das Spektrum der mit dem Wohnen verknüpfbaren Dienstleistungen für ein attraktives Lebensumfeld umfasst unter anderem die Bereiche der lokalen Nahversorgung, die Betreuung von Kindern und Senioren, kulturelle Einrichtungen, Energieversorgung und Mobilitätkonzepte oder auch die ärztliche und pflegerische Grundversorgung sowie neue Arbeitsformen wie etwa Coworking-Spaces.

Ganzheitlicher Ansatz mit Modellcharakter

Herzstück des Projekts war ein Wettbewerb, in dem Projekte identifiziert wurden, die besonderes Potenzial im Hinblick auf die drängenden Fragen in der Quartiersentwicklung aufweisen. Hierzu zählen unter anderem Merkmale wie ein ganzheitlicher Ansatz, der Modellcharakter und damit verbunden dessen Multiplizierbarkeit, die Einbindung der Akteure vor Ort, die architektonische Qualität der Gebäude, innovative Angebote der Daseinsvorsorge und insbesondere das genossenschaftliche Konzept.

Hybride Preisverleihung

Die Prämierten wurden am 14. Juni im Rahmen einer hybriden Veranstaltung geehrt. Als Gastgeber waren Dr. Roman Glaser, Präsident des BWGV, und Ulrich Schmolz, Referatsleiter im Sozialministerium, gemeinsam mit dem Moderator Manuel Andrack für die Studioaufnahmen vor Ort. Auch die Cellistin Friederike Kienle war dort anwesend, um in den Pausen eine gebührende festliche Atmosphäre zu schaffen. Alle 15 teilnehmenden Initiativen wurden per Livestream zugeschaltet, um sich persönlich vorzustellen, beziehungsweise im Falle der Prämierten die Glückwünsche der Gastgeber in Empfang zu nehmen. Alle Teilnehmenden erhielten im Nachgang noch Päckchen mit Urkunden und Geschenken für das ganze Projektteam.

Das Projekt „Genossenschaftlich getragene Quartiersentwicklung“ des BWGV sowie des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration richtet sich an alle Initiativen und Projekte im Südwesten, die gemeinsam ihr Quartier gestalten und genossenschaftlich verwalten wollen, und bietet diesen professionelle Unterstützung bei der Umsetzung an. „Das Besondere an diesem Wettbewerb ist, dass wir den Fokus nicht alleine auf die vier Ausgewählten, sondern auf alle Projekte und Ideen legen, die ihr Quartier gemeinsam gestalten wollen“, erläutert Glaser.

Genossenschaftsmodell umgesetzt

Bei den vier nun prämierten Initiativen – die nun auf intensive Beratungs- und Betreuungsleistungen durch den BWGV sowie die weiteren Partner des Projektes zugreifen können – sehen die Jurymitglieder ein ganz besonderes Potenzial im Hinblick auf die drängenden Fragen in der Quartiersentwicklung. Hierzu zählen unter anderem Merkmale wie ein ganzheitlicher Ansatz, der Modellcharakter und damit verbunden dessen Multiplizierbarkeit, die Einbindung der Akteure vor Ort, die architektonische Qualität der Gebäude, innovative Angebote der Daseinsvorsorge und insbesondere das genossenschaftliche Konzept. Besonders erfreulich ist es, dass die ausgewählten Projekte zeigen: „Genossenschaftliche Quartiersentwicklung“ funktioniert in Baden-Württemberg in Stadt und Land.

Das Modellquartier Am Horn in Konstanz soll sich durch „Qualität statt Quadratmeter“ auszeichnen, so lautet auch der Titel des Projekts. Mit Qualitätsmerkmalen wie bezahlbarem Wohnraum, Sharing und Begegnung, digital und smart leben, sowie ökologisch, klimaneutral und nachhaltig sollen die Weichen für eine qualitativ hochwertige Quartiersentwicklung in der Stadt am Bodensee gesetzt werden.

Die geplante Quartiersgenossenschaft Amtzell hat sich die inhaltliche, nachhaltige sowie finanzielle Sicherung und die Strukturierung der Gemeinwesens- und Quartiersarbeit der Gemeinde Amtzell zum Ziel gesetzt. Durch den Aufbau einer flächendeckenden Akteurskooperation wird diese in Oberschwaben neu definiert.

Die Herausforderung in Niedereschach ist es, eine Angebotsstruktur zu schaffen, die zum einen alle Ortsteile miteinbezieht und zum anderen den Dialog und das Miteinander der Generationen fördert. Zukunftweisende Modelle für das generationenübergreifende Wohnen in Gemeinschaft sollen durch eine vielfältige Angebotsstruktur, wie etwa neue Elemente in der Daseinsvorsorge und der Grundversorgung, entstehen. Hierbei sollen alle vier Quartiere der Gemeinde in einer Dachgenossenschaft zusammenfinden und gemeinsam innovativen und nachhaltigen Wohnraum schaffen.

Gemeinschaftlich Leben in Herrenberg: Das Wiedenhöfer-Areal in der Herrenberger Kernstadt wird von der Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal e.V. gemeinsam mit der Stadt Herrenberg neu erschlossen. Zielsetzung ist die Schaffung eines vielfältigen Wohnungsangebots mit unterschiedlichen Bauformen, ansprechender Architektur, einem Energieversorgungskonzept und neuen Freiräumen, um die Lebensqualität für alle Generationen zu verbessern.

In der fachübergreifenden Jury des Quartierprojekts waren vertreten: das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, das Gemeinsame Kommunale Kompetenzzentrum Quartiersentwicklung (GKZ.QE), die Architektenkammer Baden-Württemberg, der Demografiebeauftragte des Landes Baden-Württemberg, die Forschungsstelle für Genossenschaftswesen an der Universität Hohenheim, das Staatsministerium des Landes Baden-Württemberg, der Ordinariatsrat der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie die Professur für Architektur- und Wohnsoziologie der Universität Stuttgart (Fakultät Architektur und Stadtplanung). Ein Vertreter des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg fungiert zudem als beratender Teilnehmer.

Seminare und umfangreiche Unterstützung für alle Bewerber

Die vier Prämierten und auch die übrigen Teilnehmenden profitieren im weiteren Verlauf des aus Landesmitteln finanzierten Projekts von zahlreichen Fort- und Weiterbildungsangeboten, Veranstaltungen sowie Beratungsmöglichkeiten durch den BWGV und die zahlreichen engagierten Partner aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Verwaltung. Die Themensetzung orientiert sich dabei an den individuellen Belangen rund um die ganzheitliche, genossenschaftliche Quartiersentwicklung.

Eine besonders engmaschige Unterstützung von der Gründung bis zur Eintragung ins Genossenschaftsregister sowie auch bei der Weiterentwicklung des Konzepts und den ersten Schritten der Umsetzung erhalten die vier prämierten Initiativen.

Der BWGV erhofft sich von den teilnehmenden Initiativen, dass ihre Konzepte einen Beitrag zur Wohn- beziehungsweise Lebensraumgestaltung in ihrer Kommune leisten und dabei Dienstleistungen der erweiterten Daseinsvorsorge sowie alters- und generationengerechte Bestandteile miteinbinden. Darüber hinaus ist dem BWGV die Beteiligung der jeweiligen Kommune und weiterer Akteure vor Ort wichtig, was im Rahmen der Gründung einer eingetragenen Genossenschaft (eG) hervorragend umgesetzt werden kann. Mit diesem Wettbewerb sucht und fördert der Verband genossenschaftliche Projekte, die das vor Ort bereits bestehende bürgerschaftliche Engagement verstetigen sowie soziale Anliegen gemeinschaftlich in die Hand nehmen und lösen.

Genossenschaftsgründungsgeschehen zieht an

Im Jahr 2020 wurden laut Deutschem Genossenschafts- und Raiffeisenverband bundesweit 101 Genossenschaften gegründet. Die Zahl ist damit gegenüber dem Vorjahr (87 Gründungen) gestiegen. Mit insgesamt 20 Gründungen entfielen die meisten auf den Einzelhandel. Damit steigt die Zahl der Neugründungen im Bereich des Einzelhandels das dritte Jahr in Folge. Bei diesen Gründungen handelt es sich insbesondere um Einzelhandelsgeschäfte für die Nahversorgung, wie etwa Dorfläden. Zusammen mit den 14 Gründungen im Bereich Regionalvermarktung zeigt sich die wichtige Rolle der Genossenschaften für den ländlichen Raum. Die sechs Gründungen im  Gesundheitswesen sind auf die medizinische Versorgung – ebenfalls – im ländlichen Raum zurückzuführen. 14 Genossenschaften wurden im Wohnungswesen gegründet. Hierbei handelt es sich insbesondere um Genossenschaften für Wohnungen von Angestellten oder um Genossenschaften zur Schaffung von altersgerechtem Wohnraum.

Mit je 13 Gründungen folgen die Bereiche Dienstleistung sowie Energie und Umwelt an vierter Stelle. Die stabile Zahl der Neugründungen im Bereich der Energiegenossenschaften ist erfreulich, da 2020 die drohende Deckelung des Ausbaus von Solarstromanlagen für Unsicherheit sorgte. Bereits im Jahr davor hatten viele Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die Sonderkürzungen bei der Vergütung von Solarstrom, die Geschäftstätigkeit der Energiegenossenschaften erschwert. Auch im Bereich der Digitalisierung wurden Genossenschaften gegründet. Neben den sechs Gründungen im Bereich IT-Dienstleistungen spielt auch die Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitern bei digitalen Anwendungen und Abläufen eine Rolle. So gab es acht Gründungen im Bereich Bildung und Beratung. Die genossenschaftliche Rechtsform bietet so auf vielfältige Weise der Zukunft ein Zuhause.

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