Union Investment hat das verwaltete Vermögen 2016 auf einen neuen Höchststand ausgebaut. Das Volumen stieg im Jahresverlauf auf 292,3 Milliarden Euro. In einem herausfordernden Marktumfeld konnte die Fondsgesellschaft ein Nettoneugeschäft von 23,2 Milliarden Euro erzielen. Über das Jahr 2016 sprach Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment, mit der Geno-Graph-Redaktion.
Herr Reinke, das abgelaufene Jahr war insgesamt kein einfaches, aber für Union Investment erneut ein sehr erfolgreiches Jahr. Welche Herausforderungen haben Ihre Kunden in 2016 besonders beschäftigt?
Obwohl Sicherheit für viele institutionelle Investoren noch immer an erster Stelle steht, wachsen der Renditebedarf und damit die Bereitschaft, auf der Risikoleiter nach oben zu steigen. Daher zählten 2016 neben geldmarktnahen Produkten vor allem Unternehmensanleihen, Aktien- und Multi-Asset-Anlagen sowie Investitionen in den Emerging Markets bei institutionellen Anlegern zu den Favoriten. Zudem wurden Immobilienanlagen stark nachgefragt. Darüber hinaus haben nachhaltige Anlagekonzepte ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Diese waren auch mit Blick auf eine Optimierung des Risikomanagements gefragt. Union Investment bindet dabei Nachhaltigkeitskriterien systematisch in den Investmentprozess ein.
Wie sieht die Entwicklung bei den Privatkunden aus?
Im Privatkundengeschäft konnten wir im Jahr 2016 mit 7,1 Milliarden Euro die zweithöchsten Nettomittelzuflüsse seit 2007 verzeichnen und damit die positive Vorjahresentwicklung fortsetzen. Das ist im Branchenvergleich ein starkes Ergebnis. Der Bestand privater Gelder stieg auf 123,7 Milliarden Euro und erreichte ebenfalls einen Höchststand.
Welche Produkte standen 2016 im Fokus?
Im Zentrum des Interesses standen bei Privatkunden wie im Vorjahr Multi-Asset-Lösungen, Offene Immobilienfonds und das ratierliche Fondssparen, hier wuchs die Anzahl im Jahresvergleich um über 300.000 auf knapp 1,5 Millionen Sparpläne. Jeder fünfte Sparvertrag wurde mit einem Fondsneukunden abgeschlossen. Und über 90 Prozent der Sparplankunden investieren in Aktien-, Misch- oder Immobilienfonds. Dennoch fahren viele Anleger nach wir vor auf Sicht und lassen ihr Geld einfach auf dem Girokonto liegen. So machen Sichteinlagen inzwischen 56 Prozent der gesamten Bankeinlagen in Deutschland aus – 2008 waren es mit 32 Prozent noch deutlich weniger. 43 Prozent der Deutschen ist es angesichts der niedrigen Zinsen egal, wie sie ihr Geld anlegen. Aus diesem Grund ist es unsere Aufgabe, die Evolution des Sparens weiter voranzutreiben.
Wenn Sie in die Zukunft blicken: Wo liegen die größten Herausforderungen?
Union Investment, aber auch alle Fondsanbieter in Deutschland, sollten noch näher an die Kunden heranzurücken. Alle Anbieter müssen den Anlegern Brücken für den schrittweisen Einstieg in eine ausgewogene Vermögensstruktur bauen. Gefragt sind Anlagelösungen mit einem breiten Angebot an verschiedenen Rendite- und Risiko-Optionen für unterschiedliche Kundenanforderungen. Darüber hinaus appelliere ich an die Fondsgesellschaften als Treuhänder von rund 50 Millionen Sparern in Deutschland, mit einer unüberhörbaren Stimme für die Interessen der Kunden einzutreten. Diesem gesellschaftspolitischen Gewicht sollten wir alle Rechnung tragen, indem wir uns noch stärker in öffentliche Debatten einschalten und deutlich machen, dass die Verantwortung für den Wohlstand der Menschen in diesem Land auch in unseren Händen liegt.