Alles begann mit einer Junior-Firma im Schuljahr 2013/14 – das Produkt: selbst designte Handy-Schalen. Wirtschaftlich erfolgreich war diese erste Schülerfirma am Schlossgymnasium zwar nicht, aber ein Anfang war gemacht. Unser Glück war, dass eine Mitarbeiterin der damaligen Volksbank Kirchheim-Nürtingen eG, heute Volksbank Mittlerer Neckar eG, von der damaligen Schülerfirma erfahren hatte und unserem betreuenden Lehrer Manfred Machoczek das Projekt Schülergenossenschaft vorgestellt hat. Bei einem weiteren Treffen in den Sommerferien konnte Manfred Machoczek auch Dietmar Blaß vom BWGV kennenlernen.
Gründungsversammlung im Mai 2015
Jetzt mussten nur noch die Schülerinnen und Schüler mitmachen. Die waren schnell überzeugt. Zu Beginn des Schuljahres 2014/15 ging es dann mit „Teckstil“ los - viel musste geplant, viel bedacht werden. Es mussten Produkte entwickelt, eine Satzung erarbeitet, um Vertrauen bei potenziellen Mitgliedern geworben werden. Das erste Schuljahr war insgesamt ein großer Lernprozess. Am 29. Mai 2015 war es dann endlich soweit - unsere Genossenschaft wurde offiziell mit der Gründungsveranstaltung gegründet.
Mittlerweile hat Teckstil fast 100 Mitglieder, die uns beim Leben des genossenschaftlichen Gedankens unterstützen. Aktive Mitglieder sind in der Regel die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe I des Schlossgymnasiums. Die Schülergenossenschaft findet dort fast immer als ein Seminarkurs statt.
Vom Start weg erfolgreich
Teckstil konnte in den ersten Jahren viele Erfolge feiern. Die erste eigene Schulkollektion im Schuljahr 2014/15, der eigene Online-Shop zwei Jahre später. Im Schuljahr 2018 konnten wir dann sogar den Schülerwettbewerb für „Nachhaltige Schüler-, Übungs- und Juniorenfirmen 2018“ gewinnen. Diese Erfolge sind für uns Freude und Auftrag zugleich: Die genossenschaftlichen Prinzipien und das Thema nachhaltiges Wirtschaften nehmen wir sehr ernst.
Das Schuljahr 2019/20 brachte aber viele Herausforderungen mit sich. In der Mitgliederversammlung zu Beginn des Schuljahres hatten wir beschlossen, 1.000 Euro unseres Gewinns an den Bildungs- und Sozialfonds der Stadt Kirchheim „Starkes Kirchheim“ zu spenden. Im letzten Schuljahr hatten wir für „Starkes Kirchheim“ schon das Jubiläums-Shirt designt und 50 T-Shirts verschenkt. Besonders schön war, dass wir den Scheck an Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker übergeben konnten, und zwar am letzten Diensttag ihrer Amtszeit. Bei ihrer Verabschiedungsrede in der Stadthalle hat sie uns ausdrücklich dafür gelobt.
Außerdem konnten wir uns für die „Endrunde“ des Würth-Bildungspreises qualifizieren. Unser Produkt ist eine Einkaufstasche aus recyceltem Plastik, die mindestens zu 90 Prozent aus recycelten PET-Flaschen stammen muss. Nachdem wir unsere erste Testauflage fast vollständig verkauft hatten, wollten wir unsere zweite Auflage auf dem Kirchheimer Markt und in der Stadt verkaufen. Das Ziel war, die zweite Auflage von 1.000 Stück außerhalb unserer Schule zu verkaufen. Dabei wollten wir bei der zweiten Tasche im Bereich des Marketings auf die Problematik der Verschmutzung durch Plastiktüten hinweisen und für jede Tasche einen Euro an Plant-for-the-Planet spenden, damit je verkaufter Tasche ein Baum gepflanzt werden kann.
Corona legte Geschäftsbetrieb lahm
Wegen Corona konnten wir unsere Pläne leider nicht umsetzen, der Würth-Bildungspreis wurde auch ins Schuljahr 2020/21 verschoben. Die Corona-Einschränkungen hatten uns im Schuljahr 2020/21 völlig lahmgelegt. Wir hatten keinen Umsatz, unsere Schulkollektion konnte nicht verkauft werden, die Tasche für den Würth-Bildungspreis konnte auch nicht vermarktet werden. Deshalb konnten wir auch leider nur den 4. und damit letzten Platz der Würth-Endrunde erreichen. Außerdem beschlossen wir das Jahr mit 0 Euro Umsatz und der Frage, wie es weitergehen soll.
In diesem Schuljahr geht es eigentlich fast normal weiter. Wir haben wieder Pullis verkaufen können, wir arbeiten an neuen Ideen für unsere Designs und entwerfen neue Produkte und kürzlich konnten wir unseren siebten Geburtstag feiern. Warum hat unsere Schülerfirma so lange durchgehalten? Es liegt mit Sicherheit am Seminarkurs. Andererseits liegt es auch daran, dass es wirklich eine Schülerfirma ist – von Designs über neue Produkte oder Ideen: wir können uns ausprobieren und immer eigene Ideen einbringen. Unsere Produkte sind auch „unsere“ Produkte. Das macht uns auch sehr stolz.
Schulkleidung und Multimedia-Kurse für Senioren
Schon seit 14 Jahren besteht am Scheffel-Gymnasium Lahr die Wirtschafts-AG, in der wirtschaftliches Handeln nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch erfahren werden kann. Nun ging die Wirtschafts-AG einen Schritt weiter und gründete die erste Schülergenossenschaft in Lahr und im Ortenaukreis. Das selbsterklärte Ziel des Vorstands ist es, zu beweisen, dass wirtschaftliches Handeln auch nachhaltig und sozial sein kann.
Aaron Marrek, frisch gewählter Vorstand der Schülergenossenschaft „WI-AG“, erläutert: „Wir wollen mit unserem Handeln aktiv die Schulgemeinschaft unterstützen und Gutes tun“. Dies macht auch die Satzung deutlich. Der Oberbürgermeister der Stadt Lahr Markus Ibert ist Mitglied des Aufsichtsrats. Vanessa Hoppen von der Partnergenossenschaft Volksbank Lahr eG ist die neue Aufsichtsratsvorsitzende. „Ich finde es richtig cool, dass ihr sowas macht und euch damit so früh mit wirtschaftlichen Themen und wirtschaftlichem Handeln auseinandersetzt“, freut sie sich mit dem Vorstand. Zentrale Projekte der neu gegründeten Genossenschaft sind die Schulkleidung für das „Scheffel“, Multimediakurse für Senioren sowie langfristig die Einrichtung eines Pausenverkaufs.