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Kooperation mit Genossenschaften in Peru

Im Bild die berühmte peruanische Ruinenstadt Machu Picchu der Inka.
Dieter Schuetz / pixelio.de

Das in Peru wiederaufstrebende Genossenschaftswesen wird neben Paraguay zweiter Schwerpunkt der Zusammenarbeit mit den Partnern in der Region sein. Die laufenden und geplanten Projektaktivitäten auf den verschiedenen Ebenen sowie die Kennzahlen des Genossenschaftssektors in Peru werden dieses Mal anhand der Agenda des gerade erfolgreich abgeschlossenen Projektbesuchs in Lima erläutert. Vom DGRV-Team in Asunción begleiteten mich unsere beiden Senior-Berater für Risikomanagement und Mikrofinanzen. Die Experten unseres DGRV-Kompetenzzentrums für Aufsichts- und Risikomanagement-Tools in Santiago de Chile vervollständigen die Beratermannschaft.

Unterstützung des nationalen Genossenschaftsverbands ist wesentlich

Ausgangspunkt für die Kooperation in Peru ist die Unterstützung des nationalen Genossenschaftsverbands der Spar- und Kreditgenossenschaften (SKG) Fenacrep. Dieser ist neben den klassischen Verbandsaufgaben in den Bereichen Interessenvertretung, Beratung und Ausbildung für die 83 Mitglieds-SKG auch für die Aufsicht der insgesamt rund 166 aktiven SKG des Landes zuständig. Fenacrep selbst wird dabei von der Bankenaufsicht beaufsichtigt. Knackpunkt bei diesem System ist die unklare Rechtslage, wer für Interventionen gegenüber den SKG zuständig ist. Eine dringend notwendige Reform des Regulierungsrahmens wird seit geraumer Zeit aus politischen Gründen vertagt; und vor den jetzt im April stattfindenden Präsidentschaftswahlen und der Amtsübernahme der neuen Regierung im August 2016 wird auch dieses Jahr ohne entscheidende Verbesserung ins Land ziehen. Der DGRV unterstützt Fenacrep einstweilen, seine derzeitige Aufsichtsarbeit mit den SKG zu verbessern und effektiver zu gestalten. Dazu wurden im vergangenen Jahr die beiden DGRV-Tools Alerta Temprana für das Finanzmonitoring und SCI für die Evaluierung der internen Kontrollsysteme der SKG implementiert und die Mitarbeiter von Fenacrep geschult. In einem nächsten Schritt wurden nun die Risikomanager und Innenrevisoren der ersten Pilot-SKG in zwei Workshops ausgebildet. Der nationale Genossenschaftsverband übernimmt daneben auch eine wichtige Koordinierungsfunktion bei der Einführung eines Sicherungssystems für die SKG, da diese nicht am Sicherungssystem der Bankenaufsicht teilnehmen können. Wichtiger Gesprächspartner auf der Ebene der Regierung ist daher für den DGRV auch die Bankenaufsichtsbehörde SBS, um künftig eine für die Genossenschaften bessere Lösung zu erreichen. Denn auch bei anderen Initiativen im Rahmen der finanziellen Integration werden die SKG öfter ausgeschlossen, so beispielsweise beim Mobile Banking.

Erfolgreiche landwirtschaftliche Genossenschaften

Das Produktionsministerium in Peru ist für die Förderung der Genossenschaften zuständig. Es ist auf den DGRV zugegangen, um in den Bereichen Modifizierung der Rechtsrahmens, Ausbildung und Sozialbilanz unsere Expertise zu nutzen und ein Kooperationsabkommen zu unterzeichnen. Ziel ist es, durch diese Beratungsaktivitäten auch die Strukturen des Genossenschaftssektors zu stärken. Der Dachverband Confenacoop steht dabei als Partner aus dem Genossenschaftssektor im Mittelpunkt. Neben dem SKG-Sektor gibt es in Peru vor allem in der Landwirtschaft zahlreiche erfolgreiche Genossenschaften, insbesondere der Kaffeebauern. Beim Produktionsministerium registriert sind über 800 Genossenschaften mit über 1,3 Millionen Mitgliedern – Tendenz steigend. Aber auch in anderen Bereichen soll künftig die Rechtsform Genossenschaft als Kooperationsmodell für Kleinstunternehmer und Landwirte, aber auch bei Fischern und im Dienstleistungssektor besser bekannt gemacht werden. Die Förderung und Stärkung des ländlichen Raums wird auch in Peru bereits heute wesentlich über Genossenschaften mitgeprägt. 13 SKG, fünf landwirtschaftliche Genossenschaften und eine weitere Zentralgenossenschaft mit 15 landwirtschaftlichen Genossenschaften aus ländlichen Gegenden in ganz Peru haben sich zu diesem Zweck zur noch jungen Zentralgenossenschaft Ciderural zusammengeschlossen. Sie übernimmt dabei als Dienstleister unter anderem die Buchhaltung und steuert zentral das Risikomanagement einiger der angeschlossenen SKG. Mit den Direktoren und Führungskräften der Zentrale und von Mitgliedsgenossenschaften wurde ein Workshop zur Einführung in das Risikomanagement und zu Mikrofinanzen veranstaltet. Zukünftig wird Ciderural vom DGRV mit Beratungen in diesen beiden Themen und der Installierung der Tools Alerta Temprana und MicroScore zur Evaluierung von gewerblichen Krediten unterstützt. Durch den gemeinsamen Austausch mit den Mitarbeitern der KfW-DEG in Lima und der Geschäftsleitung der größten SKG des Landes, Pacifico, die von der DEG kürzlich eine Refinanzierungslinie in Höhe von 3 Millionen Euro für die Förderung von Kleinunternehmern und erneuerbaren Energien erhalten hat, wird die deutsche Zusammenarbeit institutionsübergreifend potenziert. Die SKG Pacifico hatte sich im Januar in Baden-Württemberg bei der Volksbank Bühl eG und der EWS Netzkauf AG über die jeweiligen Geschäftsmodelle sowie innovative Produkte und Dienstleistungen informiert. Der DGRV wird künftig dann die Vergabe der Kredite an die Mitglieder der Pacifico durch Beratungs- und Schulungsaktivitäten begleiten.

Neues Ausbildungssystem wird eingeführt

2016 wird in Paraguay das vom DGRV und der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) erarbeitete Konzept für das neue Ausbildungssystem eingeführt. Selbstverständlich begleitet vom DGRV-Team. Das Wirtschaftsministerium in Chile hat uns zu einem gemeinsamen Seminar mit den SKG und zur Mitarbeit beim neuen Förderprogramm für Genossenschaften eingeladen. In Bolivien endet die Phase des Anpassungsprozesses der SKG an den Regulierungsrahmen der Bankenaufsicht und es steht in den Sternen des Südhimmels, wieviel der bisher 56 unbeaufsichtigten SKG den Sprung zur Gruppe der bereits lizenzierten 28 SKG schaffen. Ein risikoorientierter Ansatz bei der Aufsicht und das Proportionalitätsprinzip stehen dabei wie in vielen anderen Ländern ebenfalls nur in den Regelwerken. Die Kollegen der SKG in Uruguay fragen sich gleichzeitig, wie stark sie durch die Strategie zur finanziellen Inklusion der Regierung noch exkludiert werden sollen. Obwohl sie gerade für ärmere Bevölkerungsschichten einen wichtigen Zugang zum Finanzsystem ermöglichen, werden sie in ihrer Geschäftstätigkeit immer stärker zu Lasten von Großbanken beschränkt. Paradox. Durch die deutliche Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik in der Region, in Brasilien gar einer heftigen Rezession, müssen nicht nur die SKG analysieren, wie sie ihre Wettbewerbsfähigkeit halten oder verbessern können.

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