Als erstes Bundesland hat Baden-Württemberg mit digital@bw eine Digitalisierungsstrategie auf den Weg gebracht und will in den kommenden Jahren 1 Milliarde Euro in den digitalen Wandel investieren. „Wir setzen auf die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI). Nur wenn wir bei dieser Schlüsseltechnologie weltweit vorne mitspielen, kann es uns gelingen, Baden-Württemberg auch in zehn oder 20 Jahren als weltweit führenden Industriestandort zu erhalten. Denn künstliche Intelligenz erfasst immer mehr Branchen und betrifft Konzerne genauso wie den Mittelstand – und das in einem rasanten Tempo“, sagt dazu Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Finanzielle Schwerpunkte im Bereich künstliche Intelligenz
Die Landesregierung habe deswegen im Regierungsentwurf zum Nachtragshaushalt unter dem Dach von digital@bw finanzielle Schwerpunkte im Bereich KI gesetzt: Zusätzliche Mittel in Höhe von jeweils 10 Millionen Euro sollen für Projekte des Wirtschafts- und des Wissenschaftsministeriums zur Verfügung gestellt werden. Zudem werde die Möglichkeit geschaffen, Beträge für die Ko-Finanzierung von Projekten im Rahmen einer Bundesstrategie zur künstlichen Intelligenz und für Batterieforschung in Höhe von 100 Millionen Euro einzusetzen.
„In Baden-Württemberg haben wir mit unserer Strategie digital@bw die richtigen Weichen gestellt. Die Bundesregierung muss auf ihrem Weg zu einem weltweit führenden KI-Standort jetzt mit starken Ländern wie Baden-Württemberg vorangehen. Nur eine nationale und europäische Vernetzung – und auch budgetäre Stärkung – der besten Initiativen in den Ländern hat das Potenzial, ein Gegengewicht zu den beiden anderen großen KI-Märkten Asien und USA aufzubauen“, sagt Digitalisierungsminister Thomas Strobl.
Netzwerk für künstliche Intelligenz schaffen
„Baden-Württemberg verfügt über herausragende Ausgangsbedingungen, um grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft zu einem einzigartigen Netzwerk für KI zu verbinden“, ist Minister Strobl überzeugt Mit dem Cyber Valley wurde eines der größten Forschungszentren für künstliche Intelligenz in Europa geschaffen. Hier werden die Forschungsaktivitäten von internationalen Key-Playern aus Wissenschaft und Industrie gebündelt. „Wir werden das Cyber Valley als Exzellenzzentrum für Grundlagenforschung, Technologietransfer und Unternehmertum weiter ausbauen. Dieses Netzwerk hat Potenzial für wissenschaftliche Durchbrüche, wegweisende Sprunginnovationen und eine hohe Gründungsdynamik“, kündigt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer an. Cyber Valley ist eine Gründung von Wissenschaftsministerium, Max-Planck-Gesellschaft, den Universitäten Stuttgart und Tübingen sowie führenden Wirtschaftsunternehmen.
Die Vermarktung von KI soll vorangetrieben und Testfelder für die Praxistauglichkeit von KI-Anwendungen initiiert werden. „Wir brauchen mehr ‚KI made in Baden-Württemberg‘. Deshalb werden wir prüfen, wie wir ein bis zwei große Innovationsparks KI als Wertschöpfungszentren mit nationaler Strahlkraft errichten können“, sagt Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Darüber hinaus wird die anwendungsorientierte KI-Forschung gezielt ausgebaut, um den Wissenstransfer in der Breite weiter zu beschleunigen. „Wir werden ein Mittelstandsprogramm mit Schwerpunkt KI ins Leben rufen, um mit wegweisenden Angeboten wie regionalen KI-Laboren einen schnellen und flächendeckenden Wissenstransfer in kleine und mittlere Unternehmen sicherzustellen“, so Hoffmeister-Kraut. Mit dem „de:hub Artificial Intelligence“ in der Technologieregion Karlsruhe treibe die Landesregierung KI-Anwendungen insbesondere in den Anwendungsfeldern Energie, Mobilität, Gesundheit und Produktion voran. Der Hub solle ebenfalls zu einer Plattform für die Anwendung und Kommerzialisierung von KI ausgebaut werden. Das Anfang 2018 im kalifornischen Silicon Valley eingerichtete „Innovation Camp BW“ biete zudem kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, in bundesweit einmaliger Weise vertiefte Einblicke in eines der stärksten Ökosysteme auf diesem Gebiet zu gewinnen und dieses Wissen in ihre Unternehmenszentralen nach Baden-Württemberg zu transferieren, betont die Wirtschaftsministerin.
Digitalisierung: Weiterbildung der Beschäftigen immer wichtiger
Um in einer digitalisierten Wirtschaft mithalten zu können, wird die entsprechende Qualifizierung der Arbeitnehmer laut einer Studie immer wichtiger. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung befragten in einer aktuellen Studie mehr als 2.000 Betriebe. Vorreiter der Digitalisierung investieren den Ergebnissen nach stärker in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter als andere Betriebe. Zudem setzen diese stark digitalisierten Unternehmen der Befragung zufolge eher auf moderne Lernarten wie E-Learning. Besonders für kleinere Betriebe sei diese Form des Lernens attraktiv. Die Vorreiter der Digitalisierung bildeten inzwischen nicht nur vermehrt in anderen Berufen aus als früher, sie setzten den Fokus auch auf neue Ausbildungsinhalte. So seien die Vermittlung moderner IT-Kenntnisse und die Förderung von überfachlichen Fähigkeiten für sie besonders wichtig.
Der Studie zufolge nutzt mehr als die Hälfte der deutschen Betriebe modernste digitale Technologien wie sich selbst steuernde Maschinen. Für rund 20 Prozent der Unternehmen seien diese Technologien zentraler Bestandteil ihres Geschäftsmodells. Dienstleistungsunternehmen nutzten die modernen Technologien häufiger als Produktionsfirmen, was unter anderem an den hohen Preisen für digitalisierte Produktionstechnologien liege.
Konkurrenzfähige Kooperationen durch Genossenschaftsgründung
Um die Konkurrenzfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen in Baden-Württemberg auch in Zukunft zu sichern, stellt die Zusammenarbeit in Form von Genossenschaften eine vielversprechende Möglichkeit dar. Die Online-Konkurrenz wächst und stellt zunehmend gewohnte Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse infrage. Zudem bestehen neue Möglichkeiten durch künstliche Intelligenz, die es konstruktiv zu nutzen gilt. Mitarbeiter sind entsprechend aus- und weiterzubilden. Darauf müssen auch die genossenschaftlichen Unternehmen reagieren. „Wir begrüßen es sehr, dass das Wirtschaftsministerium mit der Initiative Wirtschaft 4.0 diese wichtigen Themen aufgreift, um die digitale Transformation von kleinen und mittleren Unternehmen in Baden-Württemberg aktiv zu unterstützen“, betont Dr. Roman Glaser, Präsident des BWGV. Im heutigen globalisierten und zunehmend digitalisierten Wirtschaftsumfeld müssen kleine und mittlere Unternehmungen Kooperationen eingehen, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. „Die Gründung einer Genossenschaft bietet dabei die Möglichkeiten der zielgerichteten und verbindlichen Zusammenarbeit, ohne die rechtliche Selbstständigkeit aufzugeben“, so Glaser. Insbesondere in den Bereichen Open Innovation, Share Economy und Plattformökonomie liegen große Potenziale für die Rechtsund Unternehmensform der eingetragenen Genossenschaft.