Ein wichtiger Beitrag für das Innovationsgeschehen in Baden-Württemberg kommt aus der mittelständischen Wirtschaft. Umso wichtiger ist es, diese kleinen und mittleren Unternehmen (KMU 1) zu unterstützen, Innovationen zu generieren und diese als neue Produkte in den Markt zu bringen. Selbstverständlich geht es dabei nicht nur um Geräteinnovationen, dazu gehören ebenso Dienstleistungen, Software-Erstellung und Prozessoptimierungen. Auch in Betracht zu ziehen ist der gesellschaftliche Diskurs zu diesen Innovationen – auch dieser muss professionell unterstützt werden. Genossenschaften mit wirtschaftlichen Zielen (sofern sie den EU-KMU-Status erfüllen) sind sicher auch eine Zielgruppe dieser Bemühungen. Die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene ist in unserer globalen Welt von großer Bedeutung. Die Europäische Kommission (EU-COM) stellt seit vielen Jahrzehnten Mittel für ein Europäisches Rahmenprogramm für Forschung und Innovation zur Verfügung, um einen europäischen Forschungs- und Innovationsraum zu schaffen. Derzeit (2013 bis 2020) läuft das 8. Rahmenprogramm für Forschung und Innovation namens „Horizont 2020“.
1990 das Amt des Europabeauftragten geschaffen
Um für die baden-württembergischen KMU den Zugang zu diesem Förderprogramm zu erleichtern, wurde im Jahr 1990 das Amt des Europabeauftragten geschaffen. Seine Aufgabe war und ist es, für die KMU in unserem Bundesland Informationen aus Brüssel verfügbar zu machen, europäische Projekt-Partner zu finden, in genehmigten Projekten mitzuwirken und nicht zuletzt den Kontakt zu den Mitarbeitern der EU-COM zu initiieren und zu pflegen. Die operationale Durchführung dieser Maßnahmen geschieht im Rahmen der Steinbeis-Stiftung für Wirtschaftsförderung. Das etwa 50-köpfige Team des Steinbeis-Europa-Zentrums/Steinbeis-2iGmbH mit Büros in Stuttgart und in Karlsruhe stellt diese Unterstützungsleistungen zur Verfügung. Die Finanzierung geschieht projektorientiert (also ohne öffentliche Grundfinanzierung) zu zwei Dritteln aus der Bearbeitung europäisch finanzierter Projekte; das andere Drittel kommt als Projektfinanzierung von Landes- und Bundesministerien (federführend ist hier weiterhin das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg) und natürlich auch von den Unternehmen selbst. In jedem Jahr stellen wir in einem Jahresbericht ausführliche Informationen zu allen Projektbeteiligungen und Finanzierungsumfängen bereit. Wenn Sie daran Interesse haben, sprechen Sie uns gern an. Vieles davon finden Sie auch auf unserer Internetseite www.steinbeis-europa.de.
Aktuell zu erwähnen sind
- das „Enterprise-Europe-Network (EEN)“. Dieser dezentral organisierten und zu 60 Prozent von der EU-COM finanzierten Einrichtung gehören in Baden-Württemberg Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, das bw-i Kompetenzzentrum des Landes Baden-Württemberg zur Internationalisierung von Wirtschaft und Wissenschaft, das Wirtschaftsministerium und die Steinbeis2iGmbH an. Alle Partner stehen bereit, um Unternehmen des Landes mit nicht-deutschen Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammenzubringen, für neue Produktideen fehlende (Technologie-/Prozess-)Lösungen in Europa zu suchen und eigene dort anzubieten und so die Internationalisierung voranzubringen.
- das europäische Förderprogramm „KMU-Instrument“. Dies ist bestens geeignet für innovative mittelständische Unternehmen, die eine Produktidee „groß auf den Markt“ bringen wollen. Dabei kann erstmalig in der europäischen Fördergeschichte ein einzelnes Unternehmen gefördert werden (sonst sind immer mindestens drei Partner aus drei europäischen Nationen erforderlich).
- „Digitalisierung“ und „Open Innovation“: Um die Unternehmung zukunftssicher zu machen, werden (auch mit direkter finanzieller Unter-stützung unseres Wirtschaftsministeriums) Innovations-Workshops in den Unternehmen durchgeführt, um so ihr spezielles Innovations-Ökosystem zu identifizieren: Wo sind Potenziale, die gemeinsam mit anderen schneller erschlossen werden können und so das bestehende Produktportfolio erweitern können?
Finanzierung zum Großteil mittels Zuschüssen
Die Finanzierung geschieht derzeit hauptsächlich durch Zuschüsse. Gegenwärtig wird in der Konzeption für das zukünftige Rahmenprogramm (FP9) jedoch überlegt, Innovationen mehr über Kreditvergaben zu finanzieren.Dies ist in Deutschland zumindest für öffentliche Einrichtungen ein Risiko, da diese grundsätzlich keine Kredite aufnehmen können. Hier ist also noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Und: Ein Kredit muss zurückgezahlt werden. Wenn Entwicklungen mit hohem Risiko (und nur solche sollten eigentlich öffentlich mitfinanziert werden) nicht zu einem Return on Investment führen, dann entsteht dem Unternehmen ein großer Schaden.
Andererseits werden schon jetzt über die Europäische Investitionsbank (EIB) Finanzierungsmöglichkeiten angeboten, die gerade für KMU, aber auch für Start-ups interessant sind. Aufgrund des (sicher sehr sinnvollen) Hausbankenprinzips können Antragsteller jedoch europäisches Geld nur erhalten, wenn dies auch bei der Erstellung des Finanzierungskonzepts in Betracht gezogen wird: Hier ist für baden-württembergische Investitionen sicher noch Optimierungsbedarf gegeben.
Überblick über EU-Förderlandschaft
Ein Überblick über die vielfältige europäische Förderlandschaft kann dem mit dem Wirtschaftsministerium gemeinsam erstellten „EU-Förderlotsen“ (www.steinbeis-europa.de/files/eu-foerderlotse_web.pdf) entnommen werden. Ebenfalls in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium wurde eine Übersicht erarbeitet, in welchen europäischen Netzwerken Einrichtungen des Landes Baden-Württemberg vertreten sind (www.steinbeis-europa.de/files/zusammen_erfolgreicher_broschure_nov2016.pdf): Für Sie eine mögliche Tür für Kontakte in Regionen, mit denen Sie zusammenarbeiten wollen.
Das Amt des Europabeauftragten der Wirtschaftsministerin und die Arbeit des Teams des Steinbeis-Europa-Zentrums/der Steinbeis2iGmbH ist ein Beispiel für erfolgreiche Wirtschaftsförderung in unserem Bundesland unter Nutzung der Möglichkeiten europäischer Zusammenarbeit. Gern kommen wir mit Ihnen ins Gespräch und diskutieren Ihre Vorstellungen und Anliegen – als „Ihr Partner für Innovation in Europa“.
1 KMU nach europäischer Definition: max. 250 Mitarbeiter, Umsatz max. 50 Mio. Euro bzw. Bilanzsumme max. 43 Mio. Euro.