Was den Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“ Dieses vielzitierte Credo des Sozialreformers und Genossenschaftspioniers Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dessen Geburtstag sich dieses Jahr zum 200. Mal jährt, zielt auf mehrere Aspekte ab. Da sind zum einen die wirtschaftlichen Grundsätze Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung, die sich auf die Unternehmung der eingetragenen Genossenschaft selbst beziehen. Selbst-Hilfe. Aber über den im Genossenschaftsgesetz festgeschriebenen Förderauftrag für ihre Mitglieder hinaus erfüllen Genossenschaften ihre Rolle als Förderer der Region auch im Bereich des gesellschaftlichen Engagements: Hilfe über das „Selbst“ hinaus. Sie übernehmen aktiv Verantwortung vor Ort.
Dieses Engagement beginnt bereits im Kleinen. Ein aktuelles Beispiel: Die Schülerinnen und Schüler der Schülergenossenschaft Teckstil, Kirchheim unter Teck, beweisen erneut, dass sie die genossenschaftlichen Prinzipien tatsächlich leben und deshalb soziale Verantwortung in ihrem gesellschaftlichen oder räumlichen Umfeld wahrnehmen. Deshalb spendeten sie den größten Teil ihres Gewinns des Geschäftsjahrs 2017 an den örtlichen Bildungs- und Sozial-Fonds „Starkes Kirchheim“. Auf die recht hohe Summe von 900 Euro kamen die Schülerinnen und Schüler auch deshalb, weil nahezu alle Mitglieder der Schülergenossenschaft auf ihre Dividende verzichtet haben. Als nächstes möchten die Mitglieder von Teckstil die Arbeit von „Starkes Kirchheim“ genauer kennenlernen. Deshalb ist geplant, dass die Schüler vom Schlossgymnasium ein Schulfrühstück besuchen und die Arbeit von „Starkes Kirchheim“ kennenlernen können.
Enorme regionale Wertschöpfung durch Genossenschaftsbanken
Einen enormen Wert haben die 180 Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg für ihre jeweiligen Regionen: Neben Steuerzahlungen der Volksbanken und Raiffeisenbanken an Bund, Land und Gemeinden im Umfang von 381 Millionen Euro fließen allein im Südwesten gut 1,36 Milliarden Euro an Löhnen und Gehältern an die fast 22.700 Mitarbeiter der Banken. Diese bezahlen jährlich etwa 328 Millionen Euro an Steuern und verfügen über eine Kaufkraft von 708 Millionen Euro, die zum großen Teil direkt in die Region zurückfließen. Ebenfalls in die Regionen gehen 242 Millionen Euro, die die genossenschaftlichen Banken jährlich in Erhalt und Ausbau ihrer Geschäftsstellen investieren, und 72 Millionen Euro pro Jahr an Geld- und Sachspenden für Vereine und soziale Einrichtungen.
In der bundesweiten Betrachtung sind die Zahlen nicht minder eindrücklich: Mit 144 Millionen Euro unterstützte die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken 2016 gemeinnützige Organisationen, Projekte und Initiativen finanziell. Dieser enorme Betrag setzt sich aus Spenden, Sponsoring und dem Einsatz von Stiftungserträgen zusammen. 102 Millionen Euro spendeten die Genossenschaftsbanken, mit 34 Millionen Euro wurde Sponsoring betrieben, weitere 8 Millionen Euro wurden aus Stiftungserträgen eingesetzt. Viele Genossenschaftsbanken unterhalten eigene Stiftungen. Einen wichtigen Beitrag leistet die Stiftung Aktive Bürgerschaft, in der sich die Genossenschaftliche FinanzGruppe sehr stark engagiert. Hinzu kommen geldwerte Zuwendungen – wie kostenlose Service- und Sachleistungen – in Höhe von 8 Millionen Euro.
Darüber hinaus unterstützen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Genossenschaften durch privaten Einsatz ihre Region. Weit über ein Drittel der knapp 180.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Genossenschaftsbanken, Verbänden und Unternehmen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe sind in ihrer Freizeit ehrenamtlich aktiv. Nahezu jede zweite Volksbank oder Raiffeisenbank organisiert oder unterstützt überdies das bürgerschaftliche Engagement ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Arbeitszeit und auch in der Freizeit in Form von Corporate-Volunteering-Projekten. Die schafft Nutzen für die Region und gibt zugleich wertvolle Impulse für die eigene Unternehmenskultur.
Gewinnsparvereine: Sparen, Gewinnen und Helfen
Ein weiterer Aspekt ist die von den Gewinnsparvereinen der Volksbanken und Raiffeisenbanken organisierte Spendentätigkeit. Das VR-Gewinn-Sparen bietet neben attraktiven Gewinnmöglichkeiten und dem Spargedanken vor allem auch einen sozialen Aspekt: Beim Gewinnsparverein Baden-Württemberg beispielsweise werden mit jedem VR-Gewinnspar-Dauerlos 25 Prozent vom Spieleinsatz (das sind rund 63 Cent pro Los und Monat) von den im Gewinnsparverein organisierten Volksbanken und Raiffeisenbanken dazu verwendet, Menschen in Not sowie soziale oder gemeinnützige Einrichtungen in der Region zu unterstützen. Allein im Jahr 2017 hat das Spendenvolumen 8,5 Millionen Euro betragen.
Zum Beispiel „Sterne des Sports“
Ganz besonders im Fokus gemeinnütziger Aktivitäten stehen Kinder und Jugendliche. Hauptempfänger hier sind örtliche Vereine und Initiativen. Das vielseitige Vereinsleben mit seiner breiten Mitgliederbasis passt zur regionalen Ausrichtung der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Ein leuchtendes Beispiel ist die Sponsoring-Initiative „Sterne des Sports“ – auf lokaler Ebene, im Bundesland und auch bundesweit. Der Wettbewerb ist eine Initiative des Deutschen Olympischen Sportbunds e.V. (DOSB) und der Volksbanken Raiffeisenbanken in Deutschland, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR). Mit dem Wettbewerb werden das gesellschaftspolitisch wirksame Leistungsspektrum von Sportvereinen und deren besonderes ehrenamtliches Engagement gewürdigt. Er zeichnet entsprechende Tätigkeiten und Projekte aus. Auf der lokalen Ebene schreiben die Volksbanken und Raiffeisenbanken die „Sterne des Sports“ in Bronze aus. Auf der Landesebene, für die die regionalen Genossenschaftsverbände zusammen mit den Landessportbünden die organisatorische Verantwortung tragen, konkurrieren alle Bronzesieger aus einem Bundesland um den „Großen Stern des Sports“ in Silber. Aus allen Landessiegern wird von einer Jury der Bundessieger gewählt. Der Sieger wird bei einer feierlichen Preisverleihung auf Bundesebene in Berlin mit dem „Großen Stern des Sports“ in Gold geehrt und kann sich auf ein Preisgeld von 10.000 Euro freuen.
Zum Beispiel die VR-Talentiade
Die VR-Talentiade kommt an. Kein Projekt in Deutschland bewegt in sieben Sportarten so viele Nachwuchsathleten wie das Programm der Volksbanken und Raiffeisenbanken zur Talentsuche und Talentförderung in Baden-Württemberg. Einmalig in Deutschland ist, dass 16 Sportfachverbände ihre Nachwuchsförderung im Einstiegsalter unter einem Dach gebündelt haben. 2017 fanden an über 400 Orten in Baden-Württemberg VR-Talentiade-Veranstaltungen statt. Nahezu 40.000 Kinder haben teilgenommen. Die beteiligten Sportfachverbände aus den Sportarten Fußball, Golf, Handball, Leichtathletik, Ski, Tennis und Turnen repräsentieren etwa 2,5 Millionen Mitglieder in 9.500 Vereinen beziehungsweise Abteilungen.
Zum Beispiel „jugend creativ“
Bereits seit 1970 richten Genossenschaftsbanken grenzüberschreitend den „jugend creativ“-Wettbewerb aus. Mit international über 700.000 Wettbewerbsbeiträgen pro Jahr zählt „jugend creativ“ zu den größten Jugendwettbewerben der Welt. Mit viel Engagement und jeder Menge kreativer Ideen veranstalten Jahr für Jahr zahlreiche Volksbanken und Raiffeisenbanken in Deutschland diesen etablierten Wettbewerb. Sie kooperieren dabei mit den Schulen vor Ort. Regional führen die genossenschaftlichen Regionalverbände – für Baden-Württemberg ist es der BWGV – den Wettbewerb fort.