Bisher wurden für 90 Gebäude Wärmelieferverträge für den Anschluss an das etwa 4.000 Meter lange Nahwärmenetz abgegeben (Stand Mitte März 2020). Genossenschaftsvorstand Wilfried Kannenberg geht davon aus, dass es noch deutlich mehr werden: „Spätestens wenn der Bagger kommt, werden noch weitere Kunden dazukommen. Dies zeigen die Erfahrungen bei vergleichbaren Projekten.“ Baubeginn wird voraussichtlich im Dezember 2020 sein.
Die Wärme wird überwiegend mit Holzhackschnitzeln aus der Region erzeugt. Etwa 25 Prozent der Wärme sollen mittels eines etwa 1.400 Quadratmeter großen Sonnenkollektorfelds gewonnen werden, das neben der Heizzentrale am Ortsrand platziert wird. Zusätzlich soll eine Wärmepumpe im Frühjahr und Herbst 5 bis 10 Prozent der benötigten Wärme liefern. Pro Jahr werden etwa 2,6 Millionen Kilowattstunden Wärme an die Kunden geliefert, so der Plan. Dies entspricht rund 260.000 Litern Heizöl.
Genossenschafts-Tochter als Betreiber
Betreiber des Wärmenetzes wird die Bioenergie Breitenholz eG und Co. KG sein, einem Tochterunternehmen der Bürger-Energie Tübingen eG. Die Breitenholzer Wärmekunden werden an der Betreibergesellschaft beteiligt. „Dadurch erhalten unsere Kunden Einblick in die wirtschaftliche Entwicklung der Betreibergesellschaft. Diese Transparenz ist uns sehr wichtig“, sagt Günther Gamerdinger, ebenfalls Vorstand der Bürger-Energie Tübingen eG. Die Investitionssumme werde rund 5 Millionen Euro betragen. Der Wärmepreis ist bereits im Wärmliefervertrag vereinbart und darf nur im Rahmen einer Preisgleitklausel steigen oder fallen. „Das ist für unsere Kunden sehr transparent und ein großer Vorteil gegenüber einer Ölheizung, denn der Heizöllieferant, der bisher die Energie liefert, hat keine Preisgleitklausel. Der Heizölkunde weiß nie, wie teuer das Öl beim nächsten Kauf sein wird“, betont Arvid Goletz, Geschäftsführer der Bürger-Energie Tübingen eG. Breitenholz ist nicht an ein Erdgasnetz angeschlossenen. Die Gebäude werden überwiegend mit Heizöl, zum Teil auch mit Brennholz, beheizt. Die Gemeinde Ammerbuch unterstützt das Vorhaben, indem sie das Rathaus, den Kindergarten, das Feuerwehrhaus und die Alte Schule an das Wärmenetz anschließt.
Die Bürger-Energie Tübingen eG wurde 2009 gegründet, um die Energiewende voranzutreiben und Projekte zur Erzeugung erneuerbarer Energie zu realisieren. Sie hat bisher in Photovoltaik- und Windkraftanlagen investiert. Mit dem Bau des Nahwärmenetzes in Breitenholz wird erstmals ein Projekt auf dem Gebiet der erneuerbaren Wärmeversorgung umgesetzt. Die Bilanzsumme der Genossenschaft beträgt 3,3 Millionen Euro.