Springe direkt zum Inhalt , zum Menü .

Digitalisierung: erkannt und verkannt!

Digitalisierung bei der Volksbank Göppingen eG
VB Göppingen

Die Digitalisierung gibt es schon lange. Warum ist die Digitalisierung derzeit dennoch in aller Munde? Weil die Zyklen, in denen die neuen digitalen Entwicklungen auf den Markt kommen, immer kürzer werden. Damit einhergehend nehmen die Veränderungen, mit denen wir uns auseinandersetzen sollten, zu. Dies erfordert beim jeweiligen Betrachter zwingend eine Veränderungsbereitschaft. Bei einer Genossenschaftsbank sind hiervon insbesondere der Vorstand samt Mitarbeiter, die Mitglieder und Kunden sowie die Öffentlichkeit – beispielsweise die Presse – tangiert. Damit die notwendige digitale Umwälzung – die sogenannte „Digital Disruption“ – in der Bank funktioniert, muss diese vom Vorstand top down vorgegeben und vorgelebt werden. Dabei ist zu bedenken, dass die aktuelle Vorstandsgeneration für diese Herausforderung häufig biografisch nicht optimal aufgestellt ist.1 Diejenigen, die anderer Meinung sind, werden aufführen, dass sie sehr häufig das Internet oder Online-Banking nutzen. Wie sieht es aber mit Facebook, Instagram oder Twitter aus? Soziale Medien – sogenannte „Social Media“ – spielen bei der Integration der Digitalisierung in unsere Geschäftsprozesse eine Schlüsselrolle. Konsequenterweise sollten die Entscheidungsträger jedenfalls dafür sorgen, dass in der Bank genügend Mitarbeiter mit den erforderlichen digitalen Fähigkeiten arbeiten.

Wenn man sich die Geschichte der Speichermedien in den vergangenen 125 Jahren ansieht, wird deutlich, dass es schon immer Veränderungen gegeben hat und zukünftig geben wird. Die Entwicklung ging von der Lochkarte über Magnetbänder zu den Disketten. Bei den Disketten ging die Evolution über 8 Zoll, dann 5,25 Zoll und zuletzt 3,5 Zoll. Danach kam 1979 der erste CD-Prototyp und zehn Jahre später dessen Einführung als Informationsträger. 1996 folgte zusätzlich der USB-Stick als mobiler Datenspeicher, 2001 die SD Memory Card als Speichermedium für digitale Geräte und2006 die Blu-Ray Disc als Edel-DVD.

Mit den aktuellen Speichermedien kann die Kapazität von 25 Milliarden Lochkarten verarbeitet werden. Ein Großteil der Vervielfachung hat die Menschheit zudem erst in den vergangenen 30 Jahren erreicht.2 Zielsetzung ist und war es, immer schneller immer mehr Speicherkapazitäten auf immer kleineren Datenträgern zur Verfügung zu stellen. In der Geschichte der Speichermedien gab es durchaus auch Entwicklungen, die sich nicht als Standards durchsetzten oder später durch neue Standards abgelöst wurden. Im Zeitalter der Disketten, das schon lange der Vergangenheit angehört, haben sich beispielsweise die 3-Zoll-Disketten von Schneider CPC nicht durchgesetzt. Welche Standards sich im Bankgewerbe etablieren, das bestimmen unsere Mitglieder und Kunden. Dabei spielt deren Konsumverhalten, das sich in jüngster Zeit stark geändert hat, eine entscheidende Rolle. Zeitgleich befinden wir uns in einem Paradigmenwechsel von Anbieter- zum Käufermarkt.

Einheitliches Begriffsverständnis nötig

Mit Veränderungen gehen regelmäßig Neuerungen einher und diese resultieren größtenteils aus Innovationen, die immer mehr die Digitalisierung betreffen. Für Entscheidungsfindungen ist es demzufolge zwingend geboten, dass alle am Entscheidungsprozess beteiligten Personen ein einheitliches oder zumindest klares Verständnis von dem Begriff „Digitalisierung“ haben. Für diesen gibt es zwei Interpretationen. Die Digitalisierung bezeichnet entweder

  • die Überführung von Informationen von einer analogen in eine digitale Speicherung oder
  • den Prozess, der durch die Einführung digitaler Technologien beziehungsweise der darauf aufbauenden Anwendungssysteme hervorgerufenen Veränderungen.3

Während die erste Definition aus den Zeiten stammt, in denen die ersten Personal-Computer entstanden, folgt die zweite Definition – die im weiteren Verlauf zu Grunde gelegt wird – den aktuellen Entwicklungen. Der Megatrend der Digitalisierung führt zu einem enormen technologischen Wandel in der Bankbranche, der neue Märkte schaffen und brancheninterne Spielregeln radikal umwälzen wird. Dies wird nicht nur Einfluss auf die IT-Infrastruktur und die Anbindung neuer Kommunikationskanäle haben, sondern auch grundlegend auf das bestehende Geschäftsmodell der Genossenschaftsbanken. Die Bereitschaft der Kunden, zukünftig eine „analoge“ Filiale zu betreten, wird abnehmen. Dieser Entwicklung dürfen wir uns nicht verschließen.4

Digitalisierung bei der Volksbank Göppingen eG
Dimensionen der Digitalisierung aus Sicht der Volksbank Göppingen eG.

Damit der Bank die Tragweite der digitalen Transformation verständlich wird, muss diese die Dimensionen der Digitalisierung kennen und verstehen. Aus der nachstehenden Abbildung wird ersichtlich, dass nicht nur für technisch-digitale, sondern auch für sozial-digitale Abhängigkeiten zeitnah adäquate Antworten gefunden werden müssen (siehe Abbildung).

Was haben wir als Bank den neuen Akteuren – den Fintechs – entgegenzusetzen? Den sicheren Umgang mit sensiblen Daten sowie die Umsetzungskompetenz bezüglich der regulatorischen Anforderungen. Hierauf aufbauend benötigen wir für ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell zwingend eine Digitalisierungsstrategie sowie deren konsequente Umsetzung. Diese ist im Sinne der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) Bestandteil der Geschäfts- und Risikostrategie und demgemäß in den jährlichen Strategieprozess einzubeziehen. Die Digitalisierungsstrategie sollte die Vernetzung der realen mit der virtuellen Welt, eine Big-Data-Infrastruktur mit Kompetenzen in modernen Datenanalyse- und Kommunikationsmethoden, eine agile Organisationsform sowie veränderte Mitarbeiterprofile mit einer angepassten – den Menschen zugewandten – Unternehmenskultur beinhalten. Da die größte Herausforderung die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur und nicht die technische Umsetzung ist, muss bei den Mitarbeitern das Bewusstsein für ihre neue „Rolle“ im Unternehmen geschärft und das digitale Denken verbunden mit dem Innovationswillen gefördert werden. Hierfür bedarf es zwingend ausreichender Empathie bei den Entscheidungsträgern sowie deren Courage, konsequent neue Wege zu gehen.

Neue EU-Datenschutzgrundverordnung kommt

Die Mitarbeiter der Filialen werden zukünftig als Mittler der Digitalisierung in der Kunden-Bank-Beziehung agieren. Die Digitalisierung ist eine große Chance, von der wir aber – wie im klassischen Bankgeschäft auch – die Risiken kennen müssen. Zur Begrenzung potenzieller Risiken und zur Vereinheitlichung der Wettbewerbsbedingungen wird im Mai 2018 eine neue EU-Datenschutzgrundverordnung in Kraft treten, die auf die Datensicherheit und den Datenschutz abstellt und das Strafmaß bei Datenschutzverletzungen deutlich ausweitet. Zu guter Letzt stellt sich die Frage, wie die Entscheidungsträger erkennen können, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen haben. Die vollzogene digitale Transformation offenbart sich am weiterentwickelten Geschäftsmodell der Bank, über dessen Erfolg oder Misserfolg letztlich der Markt entscheidet.

Artikel versenden