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Die Sache mit dem Bachelor: #bolognaprozess

Hörsaal Bachelor
Walter Bornmann / pixelio.de

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Die italienische Universitätsstadt Bologna hat sicherlich nicht den Glanz Roms, Turins oder Mailands. Für das deutsche Hochschulsystem und indirekt somit auch für die duale Ausbildung in Deutschland hat Bologna jedoch eine große Bedeutung. 1999 legten 29 europäische Staaten, darunter Deutschland, den Grundstein für einen einheitlichen europäischen Bildungsraum. Herzstück des angestoßenen Prozesses war das dreigliedrige, transparente System aus Bachelor, Master und Promotion. Als Hauptziel standen einheitliche Studienabschlüsse im europäischen Hochschulwesen im Fokus. So hieß es: Bye, bye Diplom! Welcome Bachelor!

Übervolle Hörsäle, in dualer Berufsausbildung ein Mangel

Knapp 20 Jahre später sind die Auswirkungen des Bologna-Prozesses nicht nur in den Hörsälen so mancher Universität oder Fachhochschule in Form von Platzmangel zu spüren, sondern auch in den Büros nicht weniger Personalverantwortlicher. Es wird immer herausfordernder, qualifizierte Nachwuchskräfte für zum Beispiel eine duale Berufsausbildung zu finden. Die Gründe für den Mangel sind vielfältig. Auf der einen Seite werden die Jahrgänge der Schulabgänger kleiner. Dem demografischen Wandel und einer weiterhin sinkenden Geburtenrate sei Dank. Auf der anderen Seite streben immer mehr von den wenigen Schulabsolventen der Generationen Y und Z einen Bachelor-Abschluss an. Doch wie kam es eigentlich zu dieser oftmals als Akademisierungswahn bezeichneten Entwicklung?

Auf Druck der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) war die Politik in Deutschland im zurückliegenden Jahrzehnt auf der Jagd nach einer immer höheren Akademikerquote. Aktuell liegt sie in Deutschland bei 30 Prozent. Im internationalen Vergleich kommt Großbritannien auf eine Quote von 50 Prozent, Überseeländer wie Kanada und Japan sogar auf 60 Prozent. Die letzte Rüge der OECD handelte sich Deutschland noch im Jahr 2015 ein, zu einem Zeitpunkt als die Zahl der Studienbeginner an Universitäten und Hochschulen bereits die Zahl neuer Auszubildender überstieg. Doch welchen Einfluss hat diese Entwicklung auf junge Menschen?

Karriere Berufsausbildung nicht genügend im Fokus

Kritiker des Bologna-Prozesses stellen fest, dass besonders in weiterführenden Schulen zu beobachten ist, dass bei Gesprächen über Karrieremöglichkeiten die Berufsausbildung eine untergeordnete Rolle spielt. Es gehe meist um Studiengänge und die Perspektiven Bachelor und Master. Viele Eltern und eben auch Schüler gewännen so den Eindruck, dass beruflicher Erfolg nur noch auf dem akademischen Weg möglich sei. Aktuelle Zahlen untermauern die beschriebene Situation. Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Studierenden in Deutschland um eine Million erhöht, während die Zahl der Azubis um 400.000 gesunken ist. Dabei gilt die duale Ausbildung als ein Garant für die niedrige Jugendarbeitslosenquote, um die uns Länder auf der ganzen Welt beneiden.

Horrende Zahl der Studienabbrecher

Der ganze politische Hype um die Bachelor-Master-Studiengänge und die andauernde Jagd nach einer entsprechend hohen Akademikerquote haben auch ihre Schattenseiten. Eine davon ist die mittlerweile horrende Zahl der Studienabbrecher, rhetorisch charmanter ausgedrückt: die der Studienzweifler. Im Durchschnitt aller Bachelor-Studiengänge beträgt diese aktuell etwa 25 Prozent, also jeder Vierte. In einzelnen Studiengängen wie beispielsweise den Ingenieurswissenschaften liegt die Zahl sogar bei 40 Prozent. Einen der Hauptgründe hierfür sehen Experten darin, dass die meisten Schüler weiterführender Schulen zwar auf das Thema Bachelor gepolt werden, sie bei der Auswahl des individuell richtigen Studiengangs jedoch zu wenig Unterstützung erfahren.

Ein Bachelor-Titel wäre auf jeden Fall gut, heißt es. Viele junge Menschen wissen aber einfach nicht, was sie studieren sollen. Eingeschrieben wird sich trotzdem. Das Ergebnis zeigt sich in den entsprechenden Abbruchquoten.

Für Personalverantwortliche bieten sich an dieser Stelle interessante Chancen. Die Zielgruppe der Studienzweifler ist beispielsweise äußerst attraktiv. Auf der Suche nach einer Alternative zu einem Vollzeitstudium können Unternehmen Abhilfe schaffen. Das erst einmal aus den Augen verlorene Lebensziel Bachelor-Titel kann nämlich bestens mit einer beruflichen Laufbahn, zum Beispiel in einer Genossenschaftsbank, kombiniert werden. Der erfolgreiche Berufsausbildungsabschluss bei der Industrie- und Handelskammer zum Bankkaufmann ebnet den Weg für die berufsbegleitenden Studiengänge am BankColleg. Innerhalb 48 Monaten kann hier ein Bachelor-Titel berufsbegleitend erworben werden.

Option Duale Hochschule

Zwischenabschlüsse zum Bankfachwirt und Bankbetriebswirt sind inklusive. Ob die aufeinander aufgebauten Studiengänge auch alle tatsächlich absolviert werden, steht auf einem anderen Blatt. Auf die grundsätzliche Perspektive kommt es an. Ein Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg ist eine weitere Option, um einen akademischen Grad zu erreichen. Nicht nur Studienzweiflern können diese Alternativen aufgezeigt werden, sondern auch bereits Schulabsolventen, so dass diese gar nicht erst zu Abbrechern eines Vollzeitstudiums werden.

Fazit

Jugendliche werden bis heute durch die politische Entscheidung und Umsetzung des sogenannten Bologna-Prozesses geprägt. Ebenso sehen sich Ausbilder mit den Auswirkungen, wie zum Beispiel entsprechend hohen Zielsetzungen von Schulabgängern, konfrontiert. Gerade beim Thema Studienabbruch bieten sich aber auch Chancen. Viele Jugendliche sind sich der Schattenseiten, die der Bologna-Prozess mit sich gebracht hat, mittlerweile bewusst. Alternative Modelle sind gefragt. Es sollten deswegen bereits im Prozess des Ausbildungsmarketings und Recruitings diese Entwicklungsmöglichkeiten bis hin zum Bachelor aufgezeigt werden. Der Bachelor-Titel ist und bleibt gerade bei dieser Generation in aller Munde. Dem Bologna-Prozess sei Dank.

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