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Chancen für die Kapitalanlage in 2018

Prof. Francis Fukuyama, Politikwissenschaftler an der Stanford University, Union Investement Risikomanagement-Tagung
Union Investment

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„Es gibt keinen Grund, bearish zu sein.“ Mit dieser Botschaft ermunterte Jens Wilhelm, im Vorstand von Union Investment für das Portfoliomanagement zuständig, die Teilnehmer der 12. Risikomanagement-Konferenz seines Hauses, 2018 verstärkt die Chancen an den Märkten zu nutzen.

Rund 350 Vertreter von Volksbanken und Raiffeisenbanken, Pensionskassen, Versicherungen und Großunternehmen hatten sich im November 2017 in der Mainzer Rheingoldhalle versammelt, um einen Blick auf das künftige Anlageumfeld und die damit verbundenen Chancen und Risiken zu werfen.

Seinen Optimismus begründete Wilhelm mit der robusten Entwicklung der globalen Wirtschaft. „Das weltweit synchrone Wachstum sollte die Kapitalmärkte weiterhin stützen.“ Auch die geldpolitische Haltung der Notenbanken in den USA und der Eurozone dürften weiterhin für Rückenwind sorgen. Wilhelms Blick auf die verschiedenen Regionen: Der Konjunkturzyklus in den USA ist reif, aber robust. Für 2018 kann mit einem Wachstum von 2,4 Prozent gerechnet werden. Die Schwellenländer sind auf Kurs. Das Wachstum dort gewinnt an Breite. Die Sorgenkinder Russland und Brasilien haben die Rezession überwunden. In der Eurozone vollzieht sich eine wirtschaftliche Renaissance. Das Momentum ist hoch, die Zuversicht von Verbrauchern und Industrie kehrt zurück. Auch Japan befindet sich wieder im Aufwind.

Aktie als wichtige Renditequelle

Und wie sieht es an den Anlagemärkten aus? Dort herrschen günstige Bedingungen, robustes Wachstum, mäßige Inflation und geringe Volatilität. „In einem solchen Umfeld sollte sich Risiko auszahlen“, sagte Wilhelm. Vor allem Aktien seien in spätzyklischen Phasen wichtige Renditequellen, betonte das Vorstandsmitglied. Investoren sollten vor allem auf die Eurozone setzen. Mit Blick auf Katalonien, die Italien-Wahl und den Brexit vermochte Wilhelm aktuell keine ernsten Risiken zu erkennen. Die Gefahr von Überbewertungen wies er als übertrieben zurück. Die Bewertungssituation in der Eurozone sei deutlich besser als in den USA. Solange die Gewinnerwartungen weiterhin positiv blieben, seien die aktuellen Kursstände unproblematisch.

Bei den Konferenzteilnehmern fiel das Plädoyer für die Aktie größtenteils auf fruchtbaren Boden. 58,2 Prozent von ihnen äußerten die Erwartung, dass mit einer Korrektur an den Aktienmärkten frühestens ab 2019 zu rechnen sei. Das sah auch Wilhelm so, wies jedoch auf eine besondere Beobachtung hin. An den Börsen herrsche derzeit „der unbeliebteste Bullenmarkt der Geschichte“. Keiner möge ihn, aber trotzdem gehe er weiter. Dass Wilhelm noch Überzeugungsarbeit leisten muss, zeigt ein Blick auf die Aktienquote institutioneller Investoren, die vor allem gegenüber der Rentenquote seit Jahren signifikant zurückliegt. Auch die jüngste Risikomanagementstudie von Union Investment ist ein Beleg dafür, wie stark deutsche Investoren noch immer eine auf Risikovermeidung ausgerichtete Anlagepolitik verfolgen. 72 Prozent der Befragten hatten angegeben, dass die Sicherheit bei der Kapitalanlage für sie höchste Priorität habe. Rendite stand dagegen für lediglich 21 Prozent im Vordergrund.

Chancenmanagement mit Derivatestrategien

Vor diesem Hintergrund erinnerte Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment für das Geschäft mit institutionellen Kunden verantwortlich, an die Notwendigkeit, „traditionelle Anlagemuster aufzubrechen, um unter Inkaufnahme von Risiken die Chancen an den Märkten zu nutzen“. Konzentrierte Aktienportfolios oder Schwellenländeranleihen könnten dabei ebenso eine Alternative sein wie Hochzinsanleihen und Kreditverbriefungen. „Ein unvoreingenommener Blick auf Verbriefungen lohnt sich“, warb Schindler. Es sei ein Fehler, alle Verbriefungsarten über einen Kamm zu scheren. Vor allem in Europa hätten sich die meisten Verbriefungen als werthaltige Investments mit überschaubarem Risiko erwiesen.

Auch alternative Investmentstrategien seien für das Chancenmanagement geeignet. Investoren könnten auf sie kaum verzichten. „Viele dieser Strategien benötigen zur Umsetzung allerdings Derivate“, so Schindler. Vor diesem Hintergrund hatte Union Investment Prof. Alexander Szimayer von der Universität Hamburg beauftragt, den Nutzen des Derivateinsatzes in einer Studie genauer zu untersuchen. In Mainz referierte der Finanzwissenschaftler die Ergebnisse. Das Resultat: Derivate können tatsächlich zu einer Reduzierung des Risikos führen. Bei Investmentfonds konnte die risikoadjustierte Rendite um 0,42 Prozent gesteigert werden, bei gleichzeitiger Reduzierung des systematischen Risikos um 13 Prozent.

Investoren haben sich bereits neu orientiert

Dass die Abkehr von alten Anlagemustern in der Praxis bereits umgesetzt wird, zeigte die Podiumsdiskussion mit drei Praktikern. Bei der BASF gehört die Generierung von alternativen Faktorprämien bereits zum Investmentalltag. Gerhard Ebinger, beim Chemieriesen verantwortlich für das Asset Management, berichtete, wie entsprechende Smart-Beta-Strategien die Diversifikation eines Aktienportfolios verbessern und zur Risikosenkung beitragen können.

Eine Lanze für alternative Assets brach Alexander Mayer, Geschäftsführer der W&W Asset Management. Zu diesem Segment zählen für ihn Immobilien genauso wie Private Equity, erneuerbare Energien, Infrastruktur und Private Debt. Insgesamt über zehn Prozent des Vermögens sind hier investiert. Aus Sicht von Mayer liefern diese Assets einen klaren Mehrwert.

Über den Vorteil nachhaltiger Investmentstrategien berichtete Günther Herndlhofer von der österreichischen VBV Versorgungskasse. „Einen integrierten Nachhaltigkeitsansatz zu fahren, bedeutet für uns, eine qualitativ ausgerichtete Risikobewertungsebene einzuziehen“, erläuterte er. Vor zwei Jahren hat die VBV, die sich zu den Principles for Responsible Investment (PRI) und dem Montreal Carbon Pledge bekennt, mit dem Divestment aus der Kohlebranche begonnen.

Der Blick aufs große Ganze

Für den Blick auf das große Ganze waren Prof. Francis Fukuyama, Politikwissenschaftler an der Stanford University, und Thomas Sargent, Ökonomieprofessor an der Universität von New York, zuständig. In Mainz sprach Fukuyama über die Gefahren, die vom Populismus und einem Erstarken autoritärer Systeme für eine auf Offenheit ausgelegte Weltordnung ausgehen. Ohne einen regen und unvoreingenommenen Dialog sei kein Konsens möglich. Insbesondere der aufkeimende Populismus sei eine Herausforderung.

Auf den Unterschied zwischen Risiko und Ungewissheit ging Prof. Sargent ein. Während bei
Risikoentscheidungen klar definierbare Wahrscheinlichkeiten zum Tragen kämen, sei dies bei der Ungewissheit nicht der Fall. So gebe es beispielsweise für gewisse kapitalmarktrelevante politische Entwicklungen weder eindeutige Wahrscheinlichkeiten noch einen klaren Erwartungswert. Investoren sollten dies im Blick haben, da sich politische Risiken oft genug als Ungewissheiten herausstellten.

oben auf dem Bild zu sehen:

Prof. Francis Fukuyama, Politikwissenschaftler an der Stanford University, sprach über die Gefahren, die vom Populismus und einem Erstarken autoritärer Systeme für eine auf Offenheit ausgelegte Weltordnung ausgehen.

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