2017 war das Jahr der Blockchain: Von Anfang Januar bis Ende Dezember sprang der Bitcoin-Kurs um das Zwanzigfache in die Höhe. Die Blockchain – das technologische Rückgrat von Bitcoin & Co. – avancierte schnell zu einem der meistdiskutierten Themen. Der weitere Verlauf der Geschichte klingt weitaus nüchterner: Ein Kursabsturz im Folgejahr bereitete dem Bitcoin-Hype ein jähes Ende. Mittlerweile erholt sich der Kurs zwar wieder. Dennoch glauben viele, man könne das Thema Blockchain zu den Akten legen. Aber: Welche Schlüsse man auch aus dem volatilen Kursfeuerwerk der digitalen Währung ziehen will – sie gelten nicht für das Potenzial der Technologie.
Denn: Krypto-Währungen sind natürlich nicht die einzigen Blockchain-Anwendungen. Vielmehr bieten uns Blockchains ganz allgemein die Möglichkeit, ohne eine Bestätigungsinstanz wie Banken, Notare oder Grundbuchämter etwas digital zu besitzen und diesen digitalen Besitz an andere weiterzugeben. Das ist der Wesenskern der Blockchain. Zwar steckte mit Bitcoin die erste Generation der Blockchains zweifellos noch in den Kinderschuhen, die Technologie wird aber weltweit tatkräftig weiterentwickelt. Die Blockchains der vierten Generation bieten Lösungen für den Stromverbrauch aber auch neue Möglichkeiten mit Blockchain-Netzwerke. Deshalb sollte man die Technologie nicht vorschnell abschreiben, das Modell des digitalen Besitzes ohne institutionelle Echtheitsbestätigung auch jenseits von Bitcoin & Co. könnte zur Grundlage neuartiger Geschäftsmodelle in der Finanzbranche werden.
Echtheitsgarantie ohne institutionelle Prüfinstanz
Blockchains eignen sich nicht nur für digitale Finanztransaktionen, sondern ebenso für automatisierte Verträge. Insbesondere im Hinblick auf die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit und Kooperation via Internet bietet die Blockchain großes Potenzial. Durch die Eigenschaften, unter anderem Fälschungssicherheit und lückenlose Transparenz ohne eine zwischengeschaltete Vertrauensinstanz wie Notare oder zentrale Prüfstellen zu garantieren, kann die Blockchain verbindliche Prozesse in einem globalen Unternehmensnetzwerk erheblich beschleunigen.
Ähnlich wie bei einem kontinuierlich fortgeschriebenen Logbuch speichert die verteilte Blockchain-Datenbank neben allen Transaktionen auch deren vollständige Historie. Die Integrität von Transaktionen lässt sich überall in der Blockchain anhand der Vorgängerblöcke zweifelsfrei überprüfen, da jeder Datenblock den digitalen Fingerabdruck seines Vorgängers enthält. Somit sind ausschließlich geprüfte Blöcke auf den verteilten Systemen gespeichert. Spätere Manipulationsversuche eines bestimmten Datenblocks würden andere Teilnehmer aufgrund unstimmiger „Fingerabdrücke“ bemerken. Je mehr Systeme an der Fortschreibung und permanenten Validierung einer Blockchain teilnehmen, desto höher wird das Niveau der Fälschungssicherheit.
Potenzial für Banken erkennen
Aber zurück zu den Geschäftsmodellen: Bankfremde Blockchain-Anwendungen rücken immer stärker an die bestehenden Geschäftsfelder der traditionellen Kreditwirtschaft heran. Welche Rolle spielen Banken künftig zum Beispiel bei Handelsgeschäften, deren Zahlungsströme zumindest partiell über eine digitale Währung abgewickelt werden?
Um diesen Fragenkomplex valide beantworten zu können, setzt sich die Fiducia & GAD seit längerem systematisch mit den Erfolgsfaktoren und Rahmenbedingungen der Blockchain Nutzung auseinander. Aus Sicht des IT-Dienstleisters kann der Blockchain-Einsatz insbesondere bei solchen Prozessen sinnvoll sein, deren Echtheitsnachweis bisher noch auf Unterschrift und Stempel auf Papier angewiesen war.
Verbindlichkeit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit lassen sich durch die Blockchain-Basistechnologie der Protokollierung durchgängig gewährleisten. Effizienzsteigerungen verspricht die Blockchain unter anderem deshalb, weil sämtliche Transaktionen im selben verteilten Datenbestand vorgenommen werden. Damit entfällt der Aufwand für periodische Synchronisationen wie ein Tages- oder Monatsabschluss.
Qualitative Prozessverbesserungen sind in der Blockchain möglich, weil gemeinsame Regeln, Definitionen und Abläufe für eine Vereinheitlichung der Transaktionsabwicklung sorgen. Statt also auf eine alles umstürzende App zu setzen, evaluiert die Fiducia & GAD mögliche Nutzungsszenarien, die Finanzdienstleistern mit einer vernünftigen Kosten-Nutzen-Relation einen spürbaren Mehrwert bieten.