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Besetzung von Ausbildungsstellen bleibt große Herausforderung

Wort Ausbildung
derateru / pixelio.de

Fast 40.600 junge Menschen begannen im September bei einem baden-württembergischen Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsbetrieb ihre Berufsausbildung. Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Land haben damit zum 31. August 2016 rund 400 Lehrverträge mehr eingetragen als zum selben Stichtag des Jahres zuvor – ein Plus von einem Prozent. Die Kammern registrieren damit zum zweiten Jahr in Folge eine Zunahme bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Auch in der Region Stuttgart ist die Entwicklung mit rund 9.550 neuen Azubis und einer Steigerung von rund 150 Verträgen im Vergleich zu 2015 positiv.

Kleine Betriebe mit Problemen

Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart und Federführer Ausbildung im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK), sieht darin vor allem einen Erfolg der Ausbildungsbetriebe: „Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt hat sich weiterhin leicht entspannt.“ Er stellt jedoch klar: „Vor allem kleine Betriebe haben nach wie vor große Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen.“ Wegen stagnierender und mittelfristig weiter sinkender Schulabgängerzahlen müssten die Unternehmen sehr viel Engagement aufbringen, um überhaupt Schülerinnen und Schüler für die Ausbildung gewinnen zu können. Immer mehr Unternehmen verstärken daher ihr Ausbildungsmarketing, geben Nachhilfe für Azubis und sprechen neue Zielgruppen wie zum Beispiel Studienabbrecher an. Auch die mangelhafte Ausbildungsreife vieler Bewerber mache insbesondere kleineren Firmen zu schaffen. Richter weiter: „Weil kleine Betriebe weniger bekannt sind, müssen sie oft noch mehr Abstriche bei der Qualifikation ihrer künftigen Azubis machen.“

Chancen für Bewerber so gut wie noch nie

Im Umkehrschluss haben schwächere Bewerber bessere Chancen denn je, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. „Es gab noch nie so gute Chancen für Bewerber wie heute. Jeder Bewerber, der sich ernsthaft für eine Stelle interessiert, kann auch eine finden“, sagt Richter. Laut Arbeitsagentur werden auch in diesem Jahr mehrere tausend Lehrstellen in Baden-Württemberg unbesetzt bleiben. Die Duale Ausbildung sei eine der wirksamsten Maßnahmen für Unternehmen, um sich den nötigen Fachkräftenachwuchs zu sichern. Eine bessere Unterstützung bei der beruflichen Orientierung für Schülerinnen und Schüler – insbesondere für Gymnasiasten – ist dabei laut Richter ein grundlegender Baustein: „Je klarer die Kenntnisse der Inhalte eines Berufs und einer Ausbildung sind, desto besser gelingt es, die richtige Wahl zu treffen.“ Die flächendeckende Einführung des Unterrichtsfachs „Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung“ ab dem Schuljahr 2016/2017 wird daher von den IHKs begrüßt. „Wir hoffen, dass es mit der Zeit Wirkung zeigt und sich die Berufsorientierung der Schüler verbessert“, so Richter. Gleichzeitig fordern die Kammern auch die Einführung eines „Tags der Berufsbildung“ an allgemeinbildenden Schulen, um den Wert der beruflichen Bildung weiter zu steigern und als echte Alternative zu Abitur und Studium in der Gesellschaft zu verankern.

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