Der BWGV (Team Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften) bietet mit seinem erfahrenen Team bereits seit vielen Jahren Dienstleistungen in Form von Beratung im Bereich Qualitätsmanagement und Managementsysteme an. Aufgrund der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen wird die bestehende Kompetenz nun auch um den Bereich Nachhaltigkeit erweitert. Hierzu wird ein mehrstufiges Modell entwickelt, welches in Zusammenarbeit mit der Hochschule Heilbronn, dem Deutschen Institut für Nachhaltige Entwicklung e.V., dem Badischen Weinbauverband und dem Weinbauverband Württemberg im Rahmen des EIP Projekts KliDiNa (Transformationen im baden-württembergischen Weinbau Klima, Digitalisierung und Nachhaltigkeit) stattfindet. Die angestrebten Forschungs- und Entwicklungsleistungen werden zusätzlich mit teilnehmenden Genossenschaften und Weingütern erarbeitet und erprobt.
Ziel eins: ein branchenspezifischer Nachhaltigkeitsstandard
Das Projektziel ist die Entwicklung eines branchenspezifischen Nachhaltigkeitsstandards für den deutschen Weinbau. Die gewissenhafte Ausarbeitung des Kriterienkatalogs ist hierbei eine der Hauptaufgaben, denn oberste Priorität hat eine praxisorientierte und transparente Darstellung aller Aspekte der Nachhaltigkeit: Ökologie, Soziales und Ökonomie. Von der Traubenproduktion bis zur Kellerwirtschaft werden die Kriterien alle Bereiche des Weinbaus abdecken. Daher werden die Kriterien mit Winzer- und Weingärtnergenossenschaften, Einzelbetrieben und Experten aus dem Bereich Nachhaltigkeit zusammen erstellt. Berücksichtigt und einbezogen werden weiterhin die Richtlinien und Erkenntnisse allgemeiner Standards auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK).
Ziel zwei: Etablierung eines Labels für nachhaltigen Weinbau
Der zweite Baustein des Projekts ist die Etablierung eines Labels für nachhaltigen Weinbau. Dieses kann durch eine Zertifizierung eines unabhängigen Instituts auf Basis des geplanten Kriterienkatalogs erworben und bei Bestehen der Zertifizierung auf allen Produkten angebracht werden. Sobald die Ausarbeitung und Validierung des Nachhaltigkeitsstandards abgeschlossen sind, können sich interessierte Betriebe und Genossenschaften anhand der Kriterien bewerten und zertifizieren lassen. Das Label behält seine Gültigkeit für ein Jahr und erfordert eine jährliche Überprüfung für sein Fortbestehen. Wichtig ist der Projektgruppe ebenso, dass Unternehmen durch den Erhalt des Nachhaltigkeitslabels ein größtmöglicher Nutzen entsteht. Deshalb wird das Ziel verfolgt, eine Akkreditierung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle zu erreichen, damit der Handel das Label anerkennt.
Ziel drei: Datenerfassung mittels benutzerfreundlichem Online-Tool
Das dritte Projektziel soll die Vorbereitungen für die Nachhaltigkeitszertifizierung erleichtern, indem die Datenerfassung der Betriebe mit Hilfe eines Online-Tools möglichst übersichtlich und benutzerfreundlich gestaltet wird. Es soll jedem Betrieb die Möglichkeit bieten, seine Daten schnell und zielgerichtet zu erfassen. Außerdem werden die Daten gespeichert und der Zugriff darauf ist langfristig gesichert. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich daraus die Entwicklung des Unternehmens im Bereich Nachhaltigkeit verfolgen lässt. Dies ist beispielsweise hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung hilfreich.
BWGV bietet Nachhaltigkeits-Check
Aktuell bietet der BWGV im Rahmen seiner Beratungstätigkeit an, dass sich interessierte Unternehmen vorab in Form eines Nachhaltigkeits-Checks durch unsere Beraterinnen und Berater bewerten lassen. Dieser Check ist angelehnt an die Anforderungen des geplanten Nachhaltigkeitslabels und bietet die Möglichkeit einer ersten Selbsteinschätzung des Betriebs in Bezug auf Nachhaltigkeit. Es werden Möglichkeiten der Verbesserung aufgezeigt und Handlungsempfehlungen können abgeleitet werden.
Zusätzlich ist der Nachhaltigkeits-Check des BWGV ein erster Einstieg in die Thematik des Nachhaltigkeitsmanagements und kann als dokumentierter Nachweis dienen, wenn Kundenanforderungen nach einem solchen Engagement verlangen. Weiterhin bietet der BWGV auch seine Beratungsleistung an, wenn Kunden einen Selbstauskunftsfragebogen zum Thema Nachhaltigkeit fordern oder ein Nachhaltigkeitsbericht erstellt werden soll. Auch hier bietet der Nachhaltigkeitscheck eine solide Basis, von der aus viele Fragen der Nachhaltigkeit bereits beantwortet werden können. Weitere Angebote umfassen die Ausbildung zum zertifizierten Nachhaltigkeitsmanager in der Bildungskooperation. Der nächstmögliche Kurs beginnt im März 2023.
Innovationen und Nachhaltigkeit
Des Weiteren ist der BWGV im Rahmen des EU-Förderprogramms „Europäische Innovationspartnerschaften“ (EIP AGRI) in mehreren Projekten als Leadpartner und in der Koordination tätig. Im Projekt EIP-AGRI „Nachhaltiger Wein“ wird von einer Operationellen Gruppe, bestehend aus 31 Unternehmen und Organisationen, ein ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept für die Weinbranche in Baden-Württemberg entwickelt. Besonderer Fokus wird hierbei auf die Etablierung von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PIWIs) gelegt.
Initiative zur Etablierung eines Wein-Mehrwegsystems
Das jüngste Nachhaltigkeitsprojekt des BWGV befasst sich mit der Etablierung eines zukunftsfähigen und praxistauglichen Wein-Mehrwegsystems. Neuste Erkenntnisse belegen, dass die Produktion einer Neuglasflasche aus Recyclingglas für den größten Anteil des CO2-Fußabdrucks einer handelsüblichen Flasche Wein verantwortlich ist. Auch von Konsumentenseite aus wird das vorherrschende Glasrecycling bezüglich der Ressourceneffizienz kritischer hinterfragt, da die dafür benötigte Glasschmelze extrem energieaufwändig ist. Die steigenden Energie- und Rohstoffpreise verstärkten außerdem die Nachfrage der Weinproduzenten nach ressourcenschonenden und kostengünstigeren Alternativen zu Einweg behältnissen. Diese Entwicklungen führten zu der Gründung einer Arbeitsgruppe, die sich der Etablierung eines Mehrwegsystems für die geläufigen 0,75 Liter-Flaschen angenommen hat, wobei der BWGV in dem Projekt eng mit Winzer- und Weingärtnergenossenschaften, Handelspartnern und anderen Branchenverbänden zusammenarbeitet.