Genossenschaften werden immer beliebter: Im vergangenen Jahr sind in Baden-Württemberg 18 Unternehmen in der Rechtsform eG gegründet worden. Damit gibt es aktuell rund 850 eingetragene Genossenschaften im Südwesten. Zum „Baden-Württembergischen Jahr der Genossenschaften 2015“ zeigen die Genossenschaften im Land, wie vielfältig sie in ihren Geschäftsmodellen sind. Einen ganzen Tag lang haben sich am Mittwoch, 21. Januar, jeweils für eine Stunde unterschiedliche eGs mit ihren Produkten und Dienstleistungen vor Ort ausführlich vorgestellt. Sie verdeutlichten damit eindrucksvoll, wie allgegenwärtig Genossenschaften sind und somit den Alltag der Menschen in Baden-Württemberg bereichern – vom Bäcker am Morgen über das genossenschaftliche Gasthaus und die Volksbank oder Raiffeisenbank am Mittag bis zur Genossenschaft der Kachelofenbauer am Abend.
Mit dem großen Auftakttag mit 15 Veranstaltungen im ganzen Land ist das „Baden-Württembergische Jahr der Genossenschaften 2015“ offiziell eingeläutet worden. Von Karlsruhe bis Leutkirch im Allgäu und von Todtnau im Südschwarzwald bis Stuttgart präsentierten sich Genossenschaften mit ihren vielfältigen und seit vielen Jahrzehnten erfolgreichen Geschäftsmodellen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist Schirmherr des vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) organisierten Festjahres, in dem dessen Mitgliedsgenossenschaften auf zahlreichen Veranstaltungen das ganze Jahr über die enorme Stärke und Vielfalt dieser Unternehmensform aufzeigen. Mit rund 3,8 Millionen Menschen ist mehr als jeder dritte Baden-Württemberger Mitglied in mindestens einer Genossenschaft.
Glaser: „Genossenschaften stehen für Vielfalt und Stärke“
„Unsere Genossenschaften stehen für Vielfalt und Stärke – sowohl in urbanen Gebieten als auch im ländlichen Raum; und sie sind in ganz Baden-Württemberg präsent“, sagte BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser anlässlich des Auftakts des Baden-Württembergischen Jahres der Genossenschaften 2015. „Mit den insgesamt 15 Auftaktveranstaltungen konnten die Menschen jeweils ihre Genossenschaften vor Ort besuchen und so noch besser kennenlernen.“ Jeder Baden-Württemberger hat praktisch täglich mit Genossenschaften zu tun, zu beinahe jeder Tageszeit. Entsprechend erstreckte sich der Auftakt zum Baden-Württembergischen Jahr der Genossenschaften auch über einen gesamten Tag – von 7 Uhr bis 21 Uhr.
Veranstaltungen bei 15 Genossenschaften in ganz Baden-Württemberg
Folgende 15 Genossenschaften haben sich jeweils eine Stunde lang interessierten Bürgern vorgestellt (jeweils mit Uhrzeit): 7 Uhr: BioEnergie Bittelbronn eG in Haigerloch (Zollernalbkreis), 8 Uhr: FGS Fleischerei- & Gastronomie-Service Baden eG in Offenburg, 9 Uhr: BÄKO Südwürttemberg eG in Reutlingen, 10 Uhr: Gemeinnützige Genossenschaft zum Betrieb der Waldorf-Kindertagesstätte Gengenbach-Strohbach eG (Ortenaukreis), 11 Uhr: Volksbank Bühl eG (Kreis Rastatt), 12 Uhr: dasrößle eG in Todtnau-Geschwend (Kreis Lörrach), 13 Uhr: Schülergenossenschaft KHS Mensa eSG in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis), 14 Uhr: Reichenau-Gemüse eG, Insel Reichenau (Kreis Konstanz), 15 Uhr: ZG Raiffeisen eG in Karlsruhe, 16 Uhr (bereits am 13. Januar): Schülergenossenschaft EventStar in Sachsenheim (Kreis Ludwigsburg), 17 Uhr: in.Silva Internationale Holzhandels- und Logistikgenossenschaft eG in Leutkirch (Kreis Ravensburg), 18 Uhr: Leutkircher Bürgerbahnhof eG, 19 Uhr: HAGOS Verbund deutscher Kachelofen- und Luftheizungsbauerbetriebe eG in Stuttgart (findet zu einem anderen Termin statt) und Winzergenossenschaft Oberbergen im Kaiserstuhl eG in Vogtsburg (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald), 20 Uhr (bereits am 13. Januar): Bettenring eG in Filderstadt (Kreis Esslingen).
„Bestens zur Bewältigung von Zukunftsherausforderungen geeignet“
In den vergangenen zehn Jahren sind allein in Baden-Württemberg rund 250 neue Genossenschaften gegründet worden. „Die vielen Gründungen zeigen, wie hervorragend sich unsere Unternehmensform für viele Geschäftsideen und zur Bewältigung von Zukunftsherausforderungen eignet“, sagte BWGV-Präsident Glaser. Die Vielfalt an genossenschaftlichen Unternehmen in Baden-Württemberg ist enorm: Sie reicht von den Handelsriesen Intersport und Euronics bis zum Landgasthof, Dorfladen oder zur genossenschaftlichen Schule. Vermehrt gegründet werden auch Gesundheitsgenossenschaften, Kooperationen für Berater, Gärtner und Druckereien sowie Schwimmbad-, Kino- oder Marketing-Genossenschaften. Höhepunkt des Baden-Württembergischen Jahres der Genossenschaften 2015 wird das Zukunftsforum des BWGV mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann am 30. September sein.
„Das genossenschaftliche Geschäftsmodell ist ein Erfolgsmodell, das sich – gerade auch in Krisenzeiten – bewährt hat“, lobt Schirmherr Kretschmann die bereits über 160 Jahre alte Unternehmensform. „Genossenschaften fördern die regionale Wertschöpfung, binden bürgerschaftliches Engagement ein und erfüllen nachhaltig anstehende Aufgaben“, so Kretschmann, der selbst Mitglied einer Genossenschaftsbank ist. „Wenn die Menschen vor Ort die Initiative ergreifen und Lösungen für dringende Aufgabenfelder durch die Gründung einer Genossenschaft finden, so ist das sehr begrüßenswert.“
Die Kräfte bündeln – und dabei eigenständig bleiben
Die eingetragene Genossenschaft (eG) bietet sich an, wenn Wirtschaftsakteure ihre Kräfte bündeln und die Vorteile der Kooperation nutzen möchten, ohne dabei ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Dies geschieht vermehrt unter Freiberuflern, in den Bereichen Pflege und neue Wohnformen, bei der örtlichen Nahversorgung, im Bereich Bildung, bei der Erzeugung und dem Vertrieb erneuerbarer Energie und bei der interkommunalen Kooperation sowie bei Zukunftsthemen wie etwa dem Breitbandausbau. Entsprechend rechnet BWGV-Präsident Glaser mit weiteren Gründungen in den kommenden Jahren. Traditionell sehr stark sind die Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie der landwirtschaftliche Sektor. In den vergangenen Jahren gab es mit mehr als 140 Gründungen die größten Zuwächse bei Energiegenossenschaften. Großes Potenzial wird hier vor allem bei der Nahwärme gesehen.
Der Wesenskern einer jeden Genossenschaft ist: Das Mitglied steht immer im Mittelpunkt, es kann mitbestimmen und wird gefördert. „Wie keiner anderen Rechtsform gelingt es der Genossenschaft, wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung zu verbinden“, verdeutlichte Glaser. „Für Deutschland und Baden-Württemberg heißt das konkret, Lösungen für aktuelle Herausforderungen, etwa aus dem demographischen Wandel resultierend, zu finden. Gerade in der regionalen Entwicklung kommt Genossenschaften ein gesellschaftlicher Gestaltungsauftrag zu“, sagte der BWGV-Präsident. Genossenschaften sind sehr stark in ihren Regionen verankert und sorgen somit für eine erhebliche Wertschöpfung vor Ort. Auch deshalb fördert der BWGV aktiv Neugründungen und berät Gründungsinteressierte intensiv.
34.500 Menschen im Südwesten arbeiten bei Genossenschaften
Der BWGV, der 2009 aus dem Badischen und dem Württembergischen Genossenschaftsverband hervorgegangen ist, hat gut 900 Mitglieder, davon 850 Genossenschaften mit rund 3,8 Millionen Einzelmitgliedern. Sein ältester Vorgängerverband, der „Verband der wirtschaftlichen Genossenschaften in Württemberg und Baden“, wurde 1864 in Stuttgart gegründet. Die 212 Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land weisen eine Bilanzsumme von mehr als 139 Milliarden Euro aus. Sie betreuen ein Kundenanlagevolumen von gut 176 Milliarden Euro, das Kundenkreditvolumen liegt bei mehr als 86 Milliarden Euro. Die 635 ländlichen und gewerblichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften erwirtschaften einen Umsatz von rund 8,6 Milliarden Euro. Mehr als 34.500 Menschen in Baden-Württemberg arbeiten für genossenschaftliche Unternehmen, darunter 3.500 Auszubildende. Weitere Informationen zum „Jahr der Genossenschaften“ und zu den Genossenschaften in Baden-Württemberg unter: www.wir-leben-genossenschaft.de.
Presse-Information
Großer Auftakt zum Jahr der Genossenschaften - 18 neue Genossenschaften gegründet