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Geld sparen durch Energiesparen

Der Mittelstandsverbund ZGV berät Kellermeister Andreas Reichert, Weingärtner Cleebronn-Güglingen eG, in Sachen neue Kälteanlage.
Der Mittelstandsverbund ZGV

Energieverbrauch ist auch im Weinanbau ein wichtiges Thema. Sommerliche Temperaturen erfordern kühle Lagerräume. „Damit der Wein seine Frische behält“, erklärt Kellermeister Andreas Reichert von der Weingärtner Cleebronn-Güglingen eG. Dafür sorgt eine Kälteanlage im Flaschenlager, die aber ein besonders großer Energiefresser sei. „Aber der wichtigste Faktor ist die Gärkühlung“, weiß der Weinbauexperte. Die energieaufwändige Kältemaschine ist dann ganz besonders wichtig.

Ernst panse, Mittelstandsverbund ZGV, berät Andreas Reichert, Kellermeiser der Weingärtner Cleebronn-Güglingen eG zum Thema Energiesparen.
Ernst Panse (rechts), Projektleiter Klima und Energie des Mittelstandsverbunds ZGV, berät Andreas Reichert, Kellermeister der Weingärtner Cleebronn-Güglingen eG, zum Thema neue Kälteanlage.

Energieeffizienzmaßnahmen sind für technisch aufwendige Prozesse vor allem kostensparend. Doch auf das Thema wurde die Genossenschaft erst zufällig aufmerksam. „Unsere alte Kälteanlage wurde mit dem Kältemittel R22 betrieben. Aber wir wussten, die Sache läuft aus. Die Maschine war 20 Jahre alt und hatte auch technische Probleme. Das Kältemittel zu erneuern, wäre unwirtschaftlich gewesen“, erzählt der Kellermeister. Es sei klar gewesen, in den kommenden Jahren in eine neue Kälteanlage investieren zu müssen. „Aber wir haben die ganze Geschichte mit angezogener Handbremse verfolgt“, erinnert sich Reichert. Die EU-Fördergelder zur Qualitätssicherung im Weinanbau seien damals ausgeschöpft gewesen. Da kam die Energieberatung genau richtig. „Und der ökologische Gedanke ist bei großen Anschaffungen ja sowieso von Vorteil. Wir erzeugen jeden Tag Kohlendioxid. Irgendwann nähern wir uns Zuständen wie vor ein paar Millionen Jahren. Das wollen wir ja alle nicht“, so Reichert. Vor dem Hintergrund des steigenden CO2-Ausstoßes ist die Verbesserung der Energieeffizienz unabdingbar. Investitionen zur Energieeinsparung sind auch notwendig, um die wachsende Fixkostenbelastung zu reduzieren und um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. „Mittelständische Handwerks-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen haben hier noch Nachholbedarf – auch da es ihnen an vertrauenswürdigen Informationen und fachkundiger Unterstützung auf dem Weg zu einem sparsameren Energieverbrauch mangelt“, erklärt Ernst Panse, Energieexperte des Mittelstandsverbunds ZGV.

ZGV berät zu Energiesparmaßnahmen und Fördermöglichkeiten

Auf dem Flachdach des Betriebsgebäudes der Weingärtnergenossenschaft Cleebronn-Güglingen wird eine Solaranlage installiert.
Auf dem Flachdach des Betriebsgebäudes der Weingärtnergenossenschaft Cleebronn-Güglingen eG wird eine Solaranlage installiert.

Um den kooperierenden Mittelstand unterstützend zur Seite zu stehen, hat der Mittelstandsverbund ZGV 2012 ein umfangreiches Beratungsprojekt für die 230.000 angeschlossenen mittelständischen Unternehmen ins Leben gerufen. Mit Hilfe von „Mittelstand für Energieeffizienz“, für das der Verband Zuwendungen vom Bundesumweltministerium erhält, soll der Kohlendioxid-Ausstoß der Mittelständler um 5,7 Millionen Kilogramm verringert und die Energiekosten um durchschnittlich 30 Prozent gesenkt werden. Zu diesem Zweck werden den Unternehmen speziell geschulte und beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) zugelassene Energieberater an die Seite gestellt. Nach einer ersten kostenlosen Potenzialerhebung folgen intensive Energieberatungen, die über das Bafa gefördert werden. Kommt es zu konkreten Energiesparmaßnahmen, werden dem Unternehmen die passenden Fördermöglichkeiten aufgezeigt. Schon jetzt konnten durch das bundesweite Projekt über 6,6 Millionen Kilogramm Kohlendioxid in mittelständischen Betrieben eingespart werden. Die Weingärtnergenossenschaft im Zabergäu ist mit der Energieberatung sichtbar zufrieden. „Das Investitionsvolumen war schon sehr groß“, erinnert sich Reichert. Doch die Energieberatung habe die Fördermöglichkeiten für die technischen Neubeschaffungen aufgezeigt. Das gab Planungssicherheit.

Qualitativ hochwertige Kälteanlage

„Nach der Beratung haben wir die Sache fast zwei Jahre lang ruhen lassen. Wir hatten eben doch die Hoffnung, dass die Anlage noch etwas läuft. Aber dann hat sie uns mitten in der Ernte verlassen. Da waren wir doch sehr froh, dass wir die Beratung bereits hinter uns hatten“, verrät Kellermeister Reichert. WG-Geschäftsführer Axel Gerst konnte mit etwa 30 Prozent Zuschuss bei der Neubeschaffung der Kälteanlage rechnen. Die Genossenschaft freute sich nicht nur über die Förderung. Denn die Zuschüsse ermöglichten eine Investition in preisintensivere und qualitativ hochwertigere Maschinen. „Wir sind ja eher eine konservative Branche. Wir denken in größeren Zeiträumen. Da überlegt man schon lange, in welche Anlage man investiert“, erzählt Reichert. Die neue Kälteanlage befindet sich unmittelbar hinter dem Gebäude. Bis zu 35 Prozent Energie spart die Weingärtnergenossenschaft seit der Anschaffung. „Man sieht, dass die Maschine noch neu ist“, sagt Ernst Panse, Projektleiter von „Mittelstand für Energieeffizienz“ des Mittelstandsverbunds ZGV, als er die Kälteanlage beim Rundgang durch den Betrieb betrachtet. Die Kälterohre befinden sich in einem nagelneuen Zustand. „Propan“ steht auf dem Schaumgummi. Es liegt kaum Schmutz auf der Anlage.

Moderne Wärmeversorgung

Auch der zweite Energiefresser sticht ins Auge. Die Empfehlung aus der Detailberatung, die veralteten, mit Öl befeuerten Dampfkessel durch eine moderne Wärmeversorgung zu ersetzen, soll als Nächstes angegangen werden. „Es war klar, dass die Heizung eine etwa gleich hohe Investition wie die Kälteanlage sein wird“, erzählt Reichert. Die derzeitigen Dampfkessel seien technisch aber noch haltbar. Da müsse man schon überlegen, in welchen Bereich man zuerst investiert. Wärmeerzeugung sei hingegen nur vier Wochen im Herbst von Bedeutung. „Die Wärme benötigen wir dann, wenn der Rotwein aus den Beeren gewonnen wird. Die Temperatur wird dann etwa drei Minuten lang von 40 auf 80 Grad Celsius hochgesetzt. Jeder Prozess verbraucht da rund eine Megawattstunde“, erklärt der Kellermeister. Man müsse Prioritäten setzen. Die Kälteanlage würde schließlich täglich gebraucht. Da lohnt es sich aus Energiekosten schon mehr, zunächst in eine neue Kältemaschine zu investieren. Erst „nach und nach“ sollen die Empfehlungen der Detailberatung weiter umgesetzt werden. „Da werden wir uns wahrscheinlich zwischen einem Blockheizkraftwerk (BHKW) oder einer Wärmepumpe entscheiden“, schildert Reichert die aktuelle Planung. Es gebe schon eine Menge Möglichkeiten, „aber es muss sich irgendwann am Ende des Tages rechnen.“ Rund 32.000 Euro könnte die Weingärtnerei mit einem BHKW der Größenordnung 50 Kilowatt elektrischer Leistung (kWel) pro Jahr einsparen. Das entspricht einer Einsparung von rund 128 Tonnen CO2 jährlich.

Optimierung der Drucklufttechnik

Vergleichsweise weniger zögerlich war die Genossenschaft bei der Optimierung der Drucklufttechnik. „Vor kurzem haben wir die neue Drucklufttechnik installiert bekommen“, berichtet Kellermeister Reichert. Die sei vor allem bei der Abfüllung der Weine wichtig, erzählt er auf dem Weg in den Maschinenraum. „Wir haben die Kompressoren ausgetauscht. Das sind drei Stück, nun frequenzgeregelt“, zeigt Reichert die Erneuerungen im Maschinenraum. Um einen weiteren Maschinenausfall während der Ernte zu vermeiden, entschied man sich frühzeitig, die Druckluftanlage zu erneuern. „Da sind wir drauf angewiesen. Zwei der Kompressoren haben schon ein wenig Probleme gemacht. Da mussten wir was tun“, berichtet der Kellermeister.

LEDs und Solarenergie

Auch die Beleuchtung ist Bestandteil der energetischen Sanierung im Cleebronner Betrieb. „Das ist aber im Vergleich zu Kälte und Wärme ein eher geringer Anteil am Energieverbrauch“, verrät Reichert. Deshalb wird die bisherige Beleuchtung mit konventionellen Vorschaltgeräten (KVG) erst nach und nach durch LED-Leuchten ersetzt. „Wenn eine Lampe den Geist aufgibt, setzen wir direkt neue LEDs ein“, so der Kellermeister. Ähnlich sieht es der Weinbauexperte mit der von Nico Storz, Energieberater beim BWGV, empfohlenen Solaranlage: „Das haben wir schon 2011 angestoßen. Damals wurde ja noch nach Süden ausgerichtet. Aber dann hat man gemerkt, dass die Statik des Gebäudes wegen der Windangriffsfläche nicht ausreicht. Die Planung wurde dann erst einmal auf Eis gelegt.“ Nachdem der Nachbar eine private Photovoltaik-Anlage installiert hatte, gab es neue Impulse. Denn die Solarbranche hat sich so schnell entwickelt, dass der Stand nach wenigen Jahren grundlegend anders war. Inzwischen ist eine Anlage auf dem Flachdach des Betriebsgebäudes in Ost-West-Ausrichtung installiert.

Energiekostensenkung zieht Mitglieder an Bord

Die Mitglieder von den Energiemaßnahmen zu überzeugen, war zunächst keine leichte Aufgabe, erzählt Reichert. Größere Investitionen seien in Kooperationen immer Anlass zur Diskussion. „Ist das auch eine Generationenfrage?“, möchte Panse wissen. „Wir denken nachhaltig und langfristig. Größere Anschaffungen werden schon genau durchgerechnet. Die müssen eben auch halten“, entgegnet der Cleebronner Kellermeister. Aber letztlich habe das Ziel des Einsparens von Energie bei gleichzeitiger Kostensenkung überzeugt. Die Mitglieder der Genossenschaft seien mittlerweile stolz auf das Geleistete.

Einsparungen der Energie „direkt spürbar“

„Wir haben schon im ersten halben Jahr die Ergebnisse der Umsetzungsmaßnahmen gespürt. Das ging wirklich schnell“, zeigte sich Andreas Reichert erfreut. Anfänglich sei er skeptisch gewesen. Man habe keine Änderungen im Betrieb vorgenommen. Dementsprechend waren die Erwartungen gering. „Aber alleine die neue Kälteanlage hat sich direkt bemerkbar gemacht. Im ersten Jahr haben wir schon 100.000 Kilowattstunden gespart. Das sind über 10.000 Euro.“ Etwa 100.000 Euro jährlich kann die Weingärtner Cleebronn-Güglingen eG insgesamt einsparen, wenn alle Maßnahmen der Detailberatung umgesetzt sind. Sie würde dann etwa 1.425 Megawattstunden weniger Strom verbrauchen und 538 Tonnen weniger CO2 produzieren. „Wir sind weiter dran. Aus ökologischer Sicht ist energieeffizientes Arbeiten auf jeden Fall sinnvoll. Es war gut, dass wir damals auf die Beratungsmöglichkeiten gestoßen sind“, so Reichert.

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