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Bettenring eG: Vermessen fürs richtige Schlafsystem

Die Vorstandsmitglieder der Bettenring eG Dr. Martin Süß, Günther Budde und Alfred Krauss (von rechts) setzten auf ein selbstentwickeltes Beratungs- und Messkonzept.
Bettenring

Schon Johann Wolfgang von Goethe hat sich vor langer Zeit mit dem Thema Schlafen auseinandergesetzt, als er folgendes formulierte: „Süßer Schlaf! Du kommst wie ein reines Glück ungebeten, unerfleht am willigsten. Du lösest die Knoten der strengen Gedanken, vermischest alle Bilder der Freude und des Schmerzes, ungehindert fließt der Kreis innerer Harmonien, und eingehüllt in gefälligen Wahnsinn versinken wir und hören auf zu sein.“ Nicht ganz so voller Poesie befasst sich die Bettenring eG mit allem rund um den Schlaf. Vorstandsmitglied Dr. Martin Süß spricht bewusst von „erholsamem Schlaf“, wenn er Besucher durch seinen Ausstellungsraum am Rande des Industriegebiets in Filderstadt bei Stuttgart führt. Süß, der zusammen mit Günther Budde und Alfred Krauss den dreiköpfigen Vorstand der 207 Mitglieder starken und 1949 gegründeten Genossenschaft bildet, stellt klar: „Heilsversprechen machen wir keine.“ Schlaf sei als Teil einer ausführlichen Berichterstattung in den Medien verstärkt in den Fokus der Menschen gerückt. Und das macht sich die Genossenschaft natürlich zunutze. Denn in ihr sind Bettenfachhändler organisiert mit 260 Standorten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Norditalien. Das Betten-fachgeschäft sei vor allem im deutschsprachigen Raum ein Thema. Außerhalb dieser Region sei es kaum vertreten.

Schlafsystem, nicht Bett

Eine bedeutende Rolle spielt beim Fachhändler vor Ort die Beratung. Je nach Körperbau, Liege- und Wärmebedürfnissen, Wohnverhältnissen, Schlafklima und dem eigenen Empfinden muss das entsprechende Bett für den Kunden gefunden werden. Süß nimmt das Wort Bett selten in den Mund. Er spricht lieber vom Schlafsystem. Und damit dem Kunden nichts Unpassendes verkauft wird, muss der Verkäufer vor Ort auf die entsprechenden Besonderheiten eingehen. Die Genossenschaft setzt dabei nach den Worten von Süß auf ein selbstentwickeltes Beratungs- und Messkonzept rund um die Eigenmarke Dormabell. Dabei wird die Körperkontur wie beispielsweise die Schulter- und Beckenbreite erfasst. „Der Kunde wird vermessen. Das ist der Dreh- und Angelpunkt.“ Ferner wird nach der Schlaflage, Körpergewicht und Größe des Nutzers sowie den individuellen Gewohnheiten gefragt. Aus den gesamten Daten wird dann das passende Schlafsystem ermittelt. Für das Kissen und die entsprechende Decke gibt es ähnliche, tragfähige Verfahren, damit später der Schlaf auch wirklich erholsam ist. Rund eineinhalb Stunden dauert ein entsprechendes Gespräch, um die passende Lösung zu finden.

Kernaufgabe Schulung der Mitglieder

Damit diese und andere Erkenntnisse gleichfalls beim Kunden ankommen, ist das Thema Schulung bei der Bettenring eG wichtig. Die Mitgliedsfirmen mit ihren Mitarbeitern hätten im Schnitt 700 Seminartage im Jahr belegt. Dabei geht es im Kern natürlich rund um das Schlafen. Aber gleichzeitig werden auch Verkaufs- und Kommunikationstrainings sowie Fortbildungen für die Betriebsinhaber angeboten, bei denen betriebswirtschaftliche Themen und vieles mehr behandelt werden. Im Angebot ist auch ein Internet-basierter Lehrgang in Zusammenarbeit mit der Lehranstalt des deutschen Textilhandels in Nagold. Hier kann sich der Teilnehmer zum Dormabell-Schlafberater (LDT) ausbilden lassen. Die Genossenschaft hat zugleich drei Eigenmarken. Neben Dormabell sind das noch Sympathica und auch das Fachmarktangebot Schlummermarkt. Mit diesem Markenauftritt sei die Genossenschaft breit aufgestellt, sagt Süß.

Fachausschüsse kümmern sich um Produktentwicklung

Der Bettenring-Fachausschuss aus Ehrenamtlichen bei der Sortimentsgestaltung und Qualitätssichtung für Zudecken.

Der Bettenring-Fachausschuss aus Ehrenamtlichen bei der Sortimentsgestaltung und Qualitätssichtung für Zudecken.

Bettenring befasst sich intensiv mit dem Thema Produktentwicklung. Und dabei wird die Expertise der Mitglieder gezielt eingebunden. In den entsprechenden Fachausschüssen der Genossenschaft seien jeweils verschiedene, in der betreffenden Produktgruppe besonders erfahrene Händler vertreten. Dadurch begleiteten die Mitglieder den Innovationsprozess eines neuen Produkts ständig. Wenn es um ergonomische Fragestellungen rund um das Thema Schlafen geht, ist das Ergonomie-Institut München mit von der Partie. Für die Überprüfung der Humanverträglichkeit der Produkte ist das ECO-Institut in Köln zuständig. Großen Wert legen die Verantwortlichen bei der Genossenschaft gleichfalls auf Nachhaltigkeit. Vorstand Süß macht es an einem simplen Bei-spiel deutlich: Das Holz für die Unterfederung der Dormabell-Bettsysteme stammt aus den Wäldern zwischen Stuttgart und Tübingen. Der Förster zeige den Mitarbeitern bei einem Besuch im Wald vor Ort dann beispielsweise die Buchen, aus denen die Hölzer für die Latten für den Rost seien. In den eigenen Sortimenten des Verbunds wird weitestgehend mit starken mittelständischen Lieferanten zusammengearbeitet. Die Kooperation mit diesen Partnern sorge dafür, dass am Ende der Produktentwicklung die Qualität stimme. Auch mit dem Thema Rohstoffpreise muss sich das Führungstrio immer wieder befassen. „Vor zwei Jahren gingen die Baumwollpreise durch die Decke“, sagt Süß. Und dies habe dann bei der Kalkulation natürlich berücksichtigt werden müssen.

Erfolgsfaktor Mitglieder-Mitwirkung

Die Mitwirkung der Mitglieder an der Genossenschaft sei ein entscheidender  Erfolgsfaktor. Einst als Textilring Einkaufsgenossenschaft gegründet, formierte sie sich dann seit Beginn der 1960er-Jahre zu einem Verbund mit eindeutigem Sortimentsschwerpunkt. Seit 1967 wird unter Bettenring eG firmiert. Im Laufe der Geschichte ist so manche mutige Entscheidung getroffen worden. 1973 wurde die eigene Immobilie in Filderstadt bezogen. Dabei besonders interessant: die damalige Entscheidung von 27 Mitgliedern, die den Bau durch die Zeichnung von Bauzertifikaten erst ermöglichten. Seit jenem Jahr ist das Gebäude die Schaltstelle der Genossenschaft. Sie ist bei einem Innenumsatz von 80 Millionen Euro im Jahr 2013 äußerst schlank aufgestellt. Sie zählt mit dem Vorstand nur 17 Vollzeitmitarbeiter. Die Eigenkapitalquote beträgt beachtliche 51 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass sie die Zentralregulierung einschließlich des Delkredere selbst übernimmt, ist die hohe Quote dann wieder verständlich. Vorstandsmitglied Süß ist mit seinen Kollegen viel unterwegs. Somit sind die Vorstände immer nah bei den Mitgliedern und stehen ihnen im Bedarfsfall mit Rat und Tat zur Seite, um auch die eine oder andere schwierigere Situation zu meistern oder gemeinsam mit den Mitgliedshäusern neue Strategien für die Positionierung des Betten-fachgeschäftes vor Ort zu entwickeln. Im Vorstand gibt es einen dafür eigens geprägten Fachbegriff: aktive Begleitung und aktives Risikomanagement „by draußen sein“ – damit die Zukunftsfähigkeit der Mitgliedshäuser gesichert und ihnen nie der Schlaf geraubt wird.

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