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„Steile Weine“ als Zukunftsmodell

„Steile Weine“ als Zukunftsmodell für Weingärtnergenossenschaften
U. Ostarhild

Zur Vorstellung des Projekts „Steile Weine“ hatten die Akteure des Projekts nach Lauffen am Neckar in den Weinberg von Bernd Mittenmayer eingeladen. Dietrich Rembold, Vorstandsvorsitzender der Lauffener Weingärtner eG und Leadpartner des Projekts, brachte die Herausforderungen für die „Steilen Weine“ auf den Punkt. „Wir müssen es schaffen, künftig den Dreiklang aus Anbau, Ausbau und besonderer Vermarktung ins Bewusstsein der Menschen zu bringen“, sagte Rembold, der selbst Weingärtner ist.

Klimawandel und hohe Arbeitsbelastung

Der Steillagenweinbau in Württemberg bekommt durch den Klimawandel zunehmend Probleme. Extreme Temperaturen im Sommer setzen den traditionellen Rebsorten im Sommer zu. Dazu kommt die sehr hohe Arbeitsbelastung. Denn in den terrassierten Steillagen müssen alle Arbeiten von Hand gemacht werden. Viele alte, terrassierte Steillagen stehen deshalb schon heute brach. Das Projekt „Steile Weine“ soll das Interesse am Weinbau in den Steillagen wieder steigern und den Erhalt der Württemberger Kulturlandschaft gewährleisten.

„Steile Weine“ wurde im Rahmen der Fördermaßnahmen „EIP AGRI“ (Europäische Innovationspartnerschaft Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit) initiiert und beinhaltet eine Neuausrichtung des Steillagenweinbaus in Württemberg. Federführend für das Projekt sind die Lauffender Weingärtner eG und die Felsengartenkellerei Besigheim eG, Hessigheim. Beteiligt sind außerdem die Abteilung Flurneuordnung des Landratsamts in Ludwigsburg, die Abteilung Rebenzüchtung der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg, die Hochschule Geisenheim, das Weininstitut Württemberg, die Weingärtner Stromberg-Zabergäu eG, Brackenheim, sowie Weinbaubetriebe aus der Region. Mitfinanziert und unterstützt wird das Projekt durch das Land Baden-Württemberg. Die beteiligten Erzeuger bewirtschaften mit Leidenschaft terrassierte Steillagen entlang des Neckars und sind von den Standortvorteilen dieser Lagen überzeugt.

Wissenschaftliche Begleitung

Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angesetzt. Sowohl für die Wissenschaft und für die Praxis gilt es nun herauszufinden, wie Klima, Boden und Rebsorten zusammenpassen. „Die erste Ernte ist vielversprechend. Wir haben damit nun den Startschuss für die weiteren Untersuchungen gegeben“, so Dietrich Rembold. Um den Ausbau von Weinen aus den Steillagen für die Wengerter wieder attraktiver zu machen und den Steillagenweinbau an den Klimawandel anzupassen, wurden in 2019 im Rahmen des Projektes alternative Rebsorten in diese Lagen gepflanzt.

Dr. Jürgen Sturm von der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg gab in seinem Grußwort Einblicke in die geplante Vinifikation der verschiedenen Rebsorten. Da die Erntemengen noch sehr gering sind, werden die Trauben an der LVWO in Weinsberg im Kleinstgebinde ausgebaut und zunächst in kleinen Einheiten auf der Maische vergoren.

Zeitgleich werden an der Hochschule Geisenheim unter der Federführung von Dr. Simone Loose intensive Marktrecherchen und Verbraucherbefragungen durchgeführt. Münden könnte die Kooperation in ein gemeinschaftliches, markenähnliches Produkt. Von Anfang an ist es den Projektbeteiligten wichtig, die Bürger und Weinliebhaber einzubeziehen. Deshalb gibt es nun Hinweistafeln an den Projektweinbergen mit Informationen zu den alternativen Rebsorten und zu den Projektinhalten. Durch einen QR-Code kann man sich weitere Informationen über den jeweiligen Standort und den Bewirtschafter auf das Smartphone holen.

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