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Regionales und nachhaltiges Angebot: Ein genossenschaftlicher Lebensmittelmarkt gedeiht prächtig

Genossenschaftsladen im Löwen eG
Gunter Endres

Manuel Andrack zeigte sich sichtlich beeindruckt. Zu Beginn 151 Mitglieder mit 353 Anteilen zu je 100 Euro, ein halbes Jahr später bereits 512 Mitglieder, Anfang September 2020 die stolze Zahl von über 600 Mitgliedern mit über 1450 Anteilen. Die Rede ist von der Genossenschaftsladen im Löwen eG. Im vierten Teil der virtuellen Roadshow „genossenschaftlich getragene Quartiersentwicklung“, aufgenommen am 10. September im Stuttgarter GENO-Haus und moderiert von Andrack, ging es unter anderem um die Nahversorgung in einem jahrhundertealten Quartier: die Tübinger Altstadt. Dort in der Fußgängerzone bietet seit Juli 2015 der genossenschaftlich betriebene Löwen Laden in einem ehemaligen Gasthaus und früherem Kino Lebensmittel feil. Quasi ein Dorfladen in der Stadt, im Sortiment immer mehr nachhaltige und regional erzeugte Produkte.

Erfolgsgeschichte mit regionalen Produkten

Regional und nachhaltig punktet in der Universitätsstadt. Gründungsvorstand Bruno Gebhart konnte im Gespräch mit Roadshow-Moderator Andrack mit beeindruckenden Geschäftszahlen aufwarten. „Bereits im ersten Jahr haben wir unseren Umsatzplan um 50 Prozent überschritten. Jetzt liegen wir bei einem Jahresumsatz von rund 1,5 Millionen Euro“, so Gebhart. Der Supermarkt in der Fußgängerzone macht Gewinn. Eine Erfolgsgeschichte, an die im Vorfeld der Gründung die Stadtverwaltung nicht so recht glaubte. „Inzwischen ist auch unser Oberbürgermeister Boris Palmer Mitglied bei uns“, lächelt der Vorstandsvorsitzende der eG. Den genossenschaftlichen Förderauftrag erfüllt der Löwen Laden nicht mit der Ausschüttung einer jährlichen Dividende, sondern mit einem Einkaufsrabatt. „Wir haben eine Genossenschaftskarte eingeführt, mit der Mitglieder 3 Prozent Rabatt auf jeden Einkauf erhalten.“

Ihre erfolgreiche Entwicklung führt die Genossenschaft nicht nur auf die Schließung der Versorgungslücke in der Altstadt, sondern auch auf ihr Sortiment zurück. „Unser Schwerpunkt liegt auf regional erzeugten Produkten. Obst und Gemüse, Brot, Eier, Molkereiprodukte, Kaffee, Öl, Mehl, Nudeln, Bier, Schokolade, Honig, Senf, Dosenwurst und, und, und. Alles aus der näheren Umgebung. Kurze Lieferwege sind ein Stück Nachhaltigkeit. Das ist uns, unseren Mitgliedern und Kunden wichtig“, so Gebhart, der im Übrigen betont, dass die Gründungsberatung des BWGV sehr wertvoll gewesen sei. „Mit der Eingliederung eines Bio-Lieferanten Anfang des Jahres gelang uns die jüngste große Anpassung. Wir haben nun rund 300 Bio-Produkte im Verkauf“, sagt Marktleiter Marcel Ache, einer von zwei Vollzeit-Mitarbeitenden. Dazu kommen drei Teilzeitkräfte, 17 Mini-Jobber und fünf Ehrenamtliche.

Kundenbindung: Ausflüge zu den Erzeugern

Die Genossenschaft veranstaltet jährlich einen sogenannten Löwen-Laden-Ausflug zu ihren Regionalanbietern. Dafür hat sich eine Gruppe aus Mitgliedern gebildet, die unter anderem diese Touren organisiert, und sich auch um andere Aspekte der Kundenbindung kümmert. Im Oktober 2019 ging es zur örtlichen Mosterei Gugel sowie dem Tübinger Mühlensenf. „Von der Mosterei Gugel haben wir zum Beispiel sortenreine Säfte als Bag-in-Box im Angebot. Die Palette des Tübinger Mühlensenfs ist in zwei Regalreihen zu finden“, erzählt Marktleiter Ache. „Es war faszinierend, die Produktion vor Ort zu erleben. Es wurde der persönliche Einsatz und die Motivation, die dahinterstehen, mit den Erzählungen der Produzenten sehr deutlich sichtbar“, berichtet die Vorstandsriege, die sich neben Bruno Gebhart als Vorsitzender aus Philipp Herre, Andrea Jacobi, Hans Kihm und Ulfried Rudolph zusammensetzt.

„Keine Frage: Der Löwen Laden ist im sechsten Jahr seines Bestehens aus der Tübinger Altstadt nicht mehr wegzudenken“, meinen die beiden Sprecher des Aufsichtsrats Max von Platen und Michael Vogts. Letztgenannter ist Altstadtbewohner und hatte seine ersten Berührungspunkte mit dem Genossenschaftsladen als Kunde. „Wir sind keine Gründungsmitglieder der Genossenschaftsladen im Löwen eG, dennoch sind wir vom Markt und der Genossenschaftsidee begeistert. Deswegen haben wir gerne Verantwortung für unsere Genossenschaft übernommen“, meinen unisono von Palten und Vogts. In der Hochzeit der Corona-Krise im Frühjahr konnte laut den Verantwortlichen der Umsatz stabil gehalten werden, seit Mai wachse er im Vorjahresvergleich wieder leicht an – und das trotz reduzierter Öffnungszeiten.

Der genossenschaftlich betriebene Löwen Laden ist ein Leuchtturm guten Wirtschaftens unter Nachhaltigkeitskriterien. Da darf man träumen: von einem zweiten Markt und/oder einer betriebseigenen Einzelhändler-Ausbildung. Die beiden Aufsichtsräte von Platen und Vogts wissen: „Die Genossenschaft lebt von der Vielfalt und dem persönlichen Engagement ihrer Mitglieder. Unser Ziel ist es auch künftig, neue Mitglieder für die Genossenschaft zu gewinnen.“ Betrachtet man deren erfolgreiche Entwicklung, scheint dieses Ziel ein nachhaltig realistisches zu sein.

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