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NachhaltigkeitsCheck für Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften – Nachhaltigkeit quantifizierbar machen

NachhaltigkeitsCheck beim BWGV für Genossenschaften
Petra Bork / pixelio.de

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Der Wandel hin zur klimaneutralen Wirtschaft dient nicht nur der ökologischen Nachhaltigkeit, sondern fordert unsere Genossenschaften im Land auch wirtschaftlich und sozial für die Zukunft heraus. Unsere Genossenschaften stellen sich dabei viele Fragen zu ihrem eigenen Beitrag. Wo steht unsere Genossenschaft im Bereich Nachhaltigkeit? Wie erfasst man den Stand der nachhaltigen Entwicklung?

Bestandteil der Unternehmensstrategie

Die ersten Genossenschaften haben das Thema Nachhaltigkeit angepackt. Einige unter ihnen entwickeln bereits ihre eigenen nachhaltigen Unternehmensstrategien, die fest in den beststehenden Strategien eingebettet werden. Als Basis der Überlegungen und Erarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie dienen dabei gängige nationale und internationale Standards wie der „DNK – Deutscher Nachhaltigkeitskodex“, der „GRI – Global Reporting Initiative“ oder die SDG (Sustainable Development Goals der UN). Der DNK dient beispielsweise den Unternehmen bei der Erstellung einer Nachhaltigkeitserklärung, die letztlich in einem Nachhaltigkeitsbericht endet. Dabei helfen vorgegebene Handlungsfelder und Kriterien sowie Leistungsindikatoren als Orientierungshilfe. Darüber hinaus gibt die EU Leitlinien beziehungsweise einen Fahrplan zum Thema Nachhaltigkeit vor – der sogenannte „Green Deal“. Dieser ist ein zentraler Bestandteil der europäischen Klimapolitik, an denen sich sämtliche Unternehmen messen lassen werden. Die europäische Finanzbranche beschäftigt sich verstärkt mit dem Thema „Green Finance“. Sämtliche Investitionen unterliegen dabei sogenannten nachhaltigen Kriterien, ohne deren Einhaltung ist eine Kreditvergabe nicht mehr möglich. Das „grüne Geld“ soll dabei einen direkten Bezug auf die Investments haben. Der BWGV bekennt sich zu den von der internationalen Staatengemeinschaft beschlossenen Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) und den Maßnahmen zur Lösung der Klimakrise (Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius). Wir orientieren uns an den Standards und Leitlinien und nutzen diese für die Entwicklung unserer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie sowie für die Erarbeitung von Schulungs- und Beratungsangeboten für unsere Mitgliedsgenossenschaften.

NachhaltigkeitsCheck-Instrument

Um deren unternehmerische Nachhaltigkeit messbar zu machen, haben wir ein Nachhaltigkeits-Check-Instrument entwickelt. Das Instrument ist für Unternehmen aller Größe und Art relevant, die sich einen Überblick über die eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten verschaffen wollen. Gerade zu Beginn der nachhaltigen Unternehmensentwicklung ist es sehr hilfreich, beurteilen zu können, welche Nachhaltigkeitsthemen innerhalb des Unternehmens gut umgesetzt werden und an welcher Stelle noch Handlungsbedarf besteht.

Dabei ist darauf zu achten, den Betrachtungsschwerpunkt nicht allein auf Umweltaspekte zu richten, was vielfach der Fall ist, sondern alle drei Säulen der Nachhaltigkeit, also auch Ökonomie und Soziales/Gesellschaft einzubeziehen. 

Im Ergebnis soll der NachhaltigkeitsCheck die Genossenschaften in die Lage versetzen, eine geeignete Strategie für nachhaltiges Wirtschaften und die entsprechenden Ziele und Maßnahmen bestimmen zu können. Der Check ermöglicht es ihnen zu entscheiden, in welche Richtung sich das Unternehmen zukünftig entwickeln soll. Die Ergebnisse bilden zudem eine solide Grund-lage für glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation.

Wesentliche Handlungsfelder im Check integriert

Der Check enthält die wesentlichen Handlungsfelder einer Waren- beziehungsweise Dienstleistungsgenossenschaft. Diese sind: Strategie, Unternehmenssteuerung und Risikomanagement, Geschäftsfelder, Geschäftsbetrieb, Kommunikation und Gesellschaft sowie Ethik und Kultur. Jedes Handlungsfeld besteht aus Unterkategorien, welche anhand einer Skala von 1 bis 5 bewertet werden. Bei Punkten von zentraler Wichtigkeit wird eine extra Gewichtung vorgenommen oder Bonuspunkte werden angerechnet. Nach der Beurteilung ergibt sich jeweils pro Handlungsfeld ein Gesamtwert. Zählt man diese über sämtliche Handlungsfelder zusammen, ergibt sich ein Gesamt-Punktewert. Dieser Wert wird grafisch entsprechend aufbereitet und einem Level zugeordnet. Dabei bedeutet Level 1, dass lediglich Einzelmaßnahmen umgesetzt sind, wohingegen Level 5 mit einer hohen Spezialisierung auf nachhaltige Themen verstanden werden kann.

Praxistauglich, übersichtlich und inhaltlich gut strukturiert

Vor dem Ausrollen des NachhaltigkeitsChecks wurde das Instrument bei der Pilotierung mit einer Mitgliedsgenossenschaft getestet. Die Rückmeldung ist positiv. Das Instrument ist praxistauglich, übersichtlich und inhaltlich gut strukturiert sowie zur Bestimmung des Status quo über alle Handlungsfelder transparent. Die Ziele sowie die resultierenden Maßnahmen können daraus abgeleitet werden. Nebenbei wurden Verbesserungspotenziale identifiziert und ins Projekt eingebracht.

Das Thema Nachhaltigkeit hat an Fahrt aufgenommen und führt zu tiefgreifenden Veränderungen in unserer Gesellschaft. Jedes Unternehmen und jeder Einzelne werden gefragt sein, einen Beitrag zu leisten. Durch die allgegenwärtige Medienpräsenz, das große gesellschaftliche Interesse und zunehmende gesetzliche Vorschriften wird es für unsere Mitgliedsgenossenschaften immer wichtiger, Wege zu einem nachhaltigen Wirtschaften zu finden und zu bestreiten. Antriebskraft dafür sind der stetige Innovationsgeist und konsequenter Mut zur Veränderung.Angesichts der vielseitigen Herausforderungen, die auf unsere Genossenschaften, Gesellschaft und Umwelt zukommen, werden diese Eigenschaften einmal mehr notwendig sein, um gemeinsam den Wandel zu einem nachhaltigen Wirtschaften zu meistern. 

Für weiteren Informations- oder Unterstützungsbedarf steht Ihnen der Bereich Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften gerne zur Verfügung.

Nachhaltigkeit im genossenschaftlichen Agribusiness

Der gesellschaftliche Auftrag zu mehr Nachhaltigkeit führt zu erhöhten Kosten bei Produktion und Handel. Durch eine gleichzeitig zunehmende staatliche Regulierung wird das Agribusiness komplexer und teurer. „Gleichwohl überwiegen für mich die Chancen eindeutig“, betont Dr. Henning Ehlers, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), auf einer Agribusiness-Fachtagung.

„Nachhaltiges Wirtschaften erlaubt es, neue Märkte und Kundenschichten zu erschließen. Genossenschaften bringen ideale Voraussetzungen mit, den gesellschaftlichen Auftrag zu mehr Nachhaltigkeit umzusetzen. Dieses Potenzial muss genutzt werden“, so Ehlers. „Auf längere Sicht kann die Fokussierung auf Nachhaltigkeit zu einer Stärkung der ländlichen Genossenschaften führen, nicht zuletzt als attraktiver Arbeitgeber im ländlichen Raum.“

 „Die konsequente Ausrichtung der Genossenschaften zu nachhaltig wirtschaftenden Organisationen beginnt bei dem werteorientierten Mindset von Unternehmern, Führungskräften und Mitarbeitenden. Es gilt jetzt, im genossenschaftlichen Sinn Verantwortung zu übernehmen und national sowie international vereinbarte Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen. Die genossenschaftliche Praxis muss dabei stets ökologische, ethische und soziale Interessen berücksichtigen“, betont Dr. Yvonne Zimmermann, Vorstandsvorsitzende der Akadermie Deutscher Genossenschaften (ADG) in Montabaur. 

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