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Krisengipfel GAS – auch Genossenschaften sind betroffen

Krisengipfel GAS – auch Genossenschaften sind betroffen
BWGV

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Am 25. Juli dieses Jahres lud Ministerpräsiden Kretschmann zu einem „Krisengipfel Gas“ ein. Der Teilnehmerkreis des Gipfels mit rund vierzig Vertreterinnen und Vertretern aus Landesregierung und Kommunen, Arbeitgebern und Gewerkschaften, Handwerk und Energieversorgern, Verbraucherinnen und Verbrauchern verständigte sich in einer gemeinsamen Erklärung

https://www.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/dateien/PDF/Anlagen_PMs_2022/220725_Anlage1_PM_StM_Krisengipfel_Gas_Gemeinsame_Erklaerung.pdf

zum Energiesparen, um einen gemeinschaftlichen Beitrag zur Bewältigung der Energiekrise zu leisten. 

Auch BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser nahm an dem Treffen teil. In seinem Beitrag äußerte er auf der einen Seite die Unwägbarkeiten und Herausforderungen für die Genossenschaften über alle Branchen hinweg, sprach aber auf der anderen Seite auch die Beitragsmöglichkeiten vor allem der Energiegenossenschaften an. Zusammengefasst werden kann dies in folgenden drei Punkten:  

  1. Engagement in den Ausbau erneuerbarer Energien ausbauen –> Energiegenossenschaften unterstützen! 
  2. Versorgung des landwirtschaftlichen Sektors sicherstellen
  3. Alle Möglichkeiten der Finanzierung nutzen 

Als Vorbereitung des Treffens befragte der BWGV alle seine Mitglieder in einer Blitzumfrage nach den möglichen Auswirkungen einer Drosselung der Gasversorgung auf ihre Unternehmen. Mit den über 100 Antworten und einigen persönlichen Gesprächen konnten viele Herausforderungen gesammelt und weitergegeben werden. Herzlichen Dank an alle, die sich beteiligt haben! 

Viele der gewerblichen Genossenschaften sind indirekt betroffen, wenn es in der vor- oder der nachgelagerten Lieferkette zu Produktausfällen durch Mangel an Warenverfügbarkeiten und extremen Preisanstiegen kommt. Dennoch können insbesondere auch Genossenschaften einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten. Gerade unsere rund 150 Energiegenossenschaften binden in besonderer Weise die Bevölkerung, Unternehmen und Kommunen in Erneuerbare-Energien-Projekte ein und tragen somit zur Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger bei. Energiegenossenschaften sind gerade jetzt wichtige Akteure am Markt, und ihre Bedeutung, aber auch die damit einhergehenden Herausforderungen als Energielieferanten müssen daher besonders in der aktuellen Situation mehr Beachtung finden. So sind sie teilweise in ihrer Rolle als Händler oder auch bei der Erzeugung von Wärme vom gedrosselten Gasangebot und den entstehenden Folgen betroffen. Die steigenden Rohstoffpreise am Markt werden nicht durch höhere Einspeisevergütungen kompensiert. Ebenso stellen die notwendigen Sicherheitenstellungen eine neue Herausforderung dar. Wenn diese bei der Bestellung von Gas proportional zu den Gaspreisen ansteigen, so kann das aufgrund der erhöhten erforderlichen Liquidität von Energiegenossenschaften häufig nicht mehr geleistet werden. Im Gegensatz zu Stadtwerken, für die nun Städte und Kommunen Sicherheiten geben sollen, sind Energiegenossenschaften hier auf sich alleine gestellt.

Ländliche und landwirtschaftliche Genossenschaften stehen für Ernährungssicherheit für die ganze Gesellschaft und sind in verschiedenen Bereichen stark von einer Gasreduktion betroffen. Gerade im Bereich Milch stellt Gas 90 Prozent der Energieversorgung dar - ohne Gas können notwendige Prozesse wie beispielsweise Pasteurisierung und Erhitzung nicht mehr durchgeführt werden. Und auch bei der Getreide-/Milchtrocknung ist Gas ein notwendiger und kurzfristig nicht ersetzbarer Energiefaktor. Gleichzeitig hat eine Veränderung in der teilweise sehr energieintensiven Produktion in den vor- und nachgelagerten Bereichen der gesamten Wertschöpfungs- und Lieferkette starke Auswirkungen zum Beispiel in der stark gasabhängigen Glasproduktion und Nichtverfügbarkeiten können eine Verknappung des Nahrungsmittelangebots hervorrufen. Bei einem Mangel an Glasflaschen können viele Produkte nicht mehr abgefüllt werden.  

Das von Minister Hauk vorgeschlagene Sofortprogramm Biogas zur Steigerung der Strom- und Wärmeerzeugung könnte zumindest einen kleinen Beitrag zur Entschärfung der Gasmangellage leisten. Dr. Glaser wies zudem darauf hin, dass laufende Investitionsvorhaben, die die Substitution von Gas anstreben, möglicherweise mit der geltenden Förderkulisse in Konflikt kommen, wenn es zu Lieferengpässen bei Materialien kommen sollte und Vorhaben nicht mehr im vorgesehen Zeitrahmen beendet werden können.

Neben den direkt spürbaren Folgen eines Gasmangels in Büro- und Maschinen- und Serverräumen sind unsere Volksbanken und Raiffeisenbanken auch als Finanzierer vieler mittelständischer Unternehmen  stark bei einer allgemeinen wirtschaftlichen Verschlechterung betroffen, da die Bonität der Bankkunden große Auswirkungen auf den gesamten Bankensektor mit sich bringt.  

Auch Verbraucherinnen und Verbraucher sowie private Haushalte streben nach Substitution von Gas. So gibt es beispielsweise Kachel- und Kaminöfen, die nach 2024 nicht mehr betrieben werden dürfen. Eine Nachrüstung ist aufgrund von Feinstaub und CO2-Emission nach aktueller Gesetzeslage in Baden-Württemberg verboten. Eine Verschiebung des Datums nach hinten würde in vielen Haushalten andere Heizarten substituieren.

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